Bochumer Meilenstein

Doppelter Zoller und die Hilfe vom Mannschaftsrat

Bluthochdruckphasen sind für viele Fans des VfL kein seltenes Phänomen. Selbst in dieser Saison, in der die Mannschaft schonend mit der Gesundheit ihrer Anhänger umgeht, kommen sie hin und wieder vor. Trotz 80-minütiger Dominanz mussten die Bochumer am Samstagnachmittag gegen Holstein Kiel doch noch zittern. Ein Handelfmeter, verursacht durch Maxim Leitsch und verwandelt von Alexander Mühling, brachte die Gäste zurück ins Spiel. Zwei Großchancen in der Schlussphase hätten den Spielverlauf beinahe auf den Kopf gestellt. „Am Ende hatten wir ein bisschen Glück. Aber verdient war der Sieg trotzdem“, sagte Simon Zoller nach dem 2:1-Erfolg. Der VfL hat sich die nächsten drei Punkte gesichert und damit auch die Tabellenführung.

Zoller trifft doppelt

Daran war Bochums Angreifer mit seinem Doppelpack entscheidend beteiligt. Mit konsequentem Pressing, taktischer Disziplin, viel Ballgefühl und viel Tempo kontrollierte der VfL das Spitzenspiel gegen den Tabellenvierten in einer beeindruckenden Art und Weise. Zoller vollendete einen feinen Spielzug bereits nach fünf Minuten zum 1:0. Nach einer starken Balleroberung legte er in der 60. Minute das 2:0 nach. Mit etwas mehr Präzision und Konsequenz hätte der VfL das Spiel sogar schon viel früher für sich entscheiden können. „Mit den letzten 10 Minuten bin ich absolut unzufrieden“, legte Thomas Reis den Finger auch direkt in die Wunde, ohne ein Lob zu vergessen: „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen. Der Wille war direkt da, das hat man sofort gesehen.“

Reis hatte im Vorfeld der Partie zu einer interessanten, für ihn aber keineswegs ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen. Weil Bochums Trainer mit Danilo Soares und Danny Blum gleich zwei Leistungsträger ersetzen musste, holte er sich Hilfe vom Mannschaftsrat und besprach mit seinen Führungsspielern die Aufstellung. Die Wahl fiel schließlich auf Herbert Bockhorn, der links hinten einen guten Eindruck hinterließ, und auf Milos Pantovic im Mittelfeld. „Er wird ja immer etwas kritisch beäugt. Aber ich finde, Milos hat es sehr ordentlich gemacht“, sprach Reis ein Kompliment aus. Auch das übrige Team überzeugte erneut. Ausfälle steckt die Mannschaft mittlerweile gut weg. Nächste Woche in Paderborn wird sie auf den gesperrten Robert Zulj verzichten müssen.

Acht Punkte vor Kiel

Dann soll der nächste Schritt zum großen Ziel gelingen. Der Sieg gegen Verfolger Kiel war bereits ein Meilenstein auf dem Weg zum Aufstieg. Acht Punkte Vorsprung sind es mittlerweile, allerdings müssen die Norddeutschen noch zwei Nachholspiele bestreiten. Klar ist: Der VfL kann den Sprung zurück in die Bundesliga aus eigener Kraft schaffen. Stoppen kann sich das Team nur noch selbst. Einige Fans sind noch skeptisch, andere freuen sich schon so sehr, dass auf der Geschäftsstelle bereits Anfragen für Dauerkarten in der Bundesliga eingegangen sind. Das wiederum sei etwas voreilig, findet Simon Zoller: „Die Spiele bleiben eng, das haben wir heute wieder gesehen. Uns wird nichts geschenkt.“ Dennoch: „Wir wollen bis zum Ende da oben bleiben.“

(Foto: Imago / Eibner)