Die Fußball-Welt ist klein, und es ist gut, wenn man sich kennt. Ende der 90er-Jahre haben Stefan Kuntz, Thomas Reis und Sebastian Schindzielorz zusammen beim VfL Bochum gespielt. In dieser Woche hatten sie wieder beruflich miteinander zu tun. Die Bochumer Verantwortlichen haben den Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft gebeten, Rücksicht auf den Spielplan in der 2. Liga zu nehmen. Denn Innenverteidiger Maxim Leitsch, der von Kuntz für die bevorstehende Europameisterschaft der Junioren nominiert wurde, kann sich nicht teilen. Einerseits wird er am Montag im Duell gegen Fortuna Düsseldorf gebraucht. Andererseits trifft das DFB-Team bereits am Mittwoch auf Ungarn.
Bemerkenswerte Entwicklung
Kuntz ist dem VfL jedenfalls entgegengekommen. Maxim Leitsch wird die Partie in Düsseldorf nicht verpassen und erst später zum Turnier nach Ungarn reisen. Dass sich Reis und Schindzielorz für diese Lösung eingesetzt haben, ist nur ein kleiner Beleg dafür, dass Maxim Leitsch beim VfL Bochum zum unverzichtbaren Stammpersonal zählt. Nach dem Re-Start im Mai des vergangenen Jahres hat der 22-Jährige nur ein einziges von 34 Ligaspielen verpasst. Das ist bemerkenswert, denn Leitsch hat es seit seinem Zweitligadebüt im Dezember 2016 bis zur Corona-Unterbrechung im März 2020 auf gerade einmal 26 Spiele gebracht. An seiner sportlichen Entwicklung lag das aber keineswegs.
Verletzungen warfen den Abwehrspieler immer wieder zurück. Vor seinem Comeback im Februar 2020 fehlte Leitsch sogar 16 Monate. Trotzdem legte ihm Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz seinerzeit einen neuen Vierjahresvertrag vor. Er habe immer an ihn geglaubt, betont der Geschäftsführer des VfL Bochum, trotz der komplizierten Vorgeschichte. Eine intensive medizinische Betreuung und individuelle Trainingseinheiten haben Leitsch zurück in die Spur gebracht. Nicht nur sein Körper, auch seine Leistungen sind mittlerweile beeindruckend stabil. Dass sich die Bochumer Abwehr mit ihm von der Schießbude der Liga zur zweitbesten Hintermannschaft entwickelt hat, ist definitiv kein Zufall.
Trainer Thomas Reis lobt den Youngster für sein Durchhaltevermögen: „Ich habe ihn ja schon in der U19 trainiert. Es ist schön zu sehen, wie er sich entwickelt hat, gerade auch körperlich. Das fußballerische Talent hatte er schon immer.“ Tatsächlich bringt Leitsch vieles mit, was ihn zu einem besonderen, aber auch begehrten Spieler macht: Er ist groß gewachsen und trotzdem schnell, er kann innen wie außen verteidigen, ist Linksfuß und erst Anfang 20. Hinzu kommt, dass er auch abseits des Platzes verlässlich und professionell ist. „Wenn er sich noch weiter verbessert, etwa im Aufbauspiel, ist er auch zu Höherem berufen“, glaubt Reis an eine große Karriere des Bochumer Eigengewächses.
Vertrag endet im Sommer 2022
Dass Leitsch hoch talentiert ist, haben natürlich auch andere Klubs registriert. Das Problem: Sein Vertrag läuft im Sommer 2022 aus. Eine zügige Vertragsverlängerung ist unwahrscheinlich, denn auch Leitsch und sein Berater wissen um die gute Position auf dem Transfermarkt. Warum sollten sie sich jetzt länger an den VfL binden, ohne zu wissen, für welche Liga? Leitsch spielt schon seit der E-Jugend beim VfL, doch das allein ist kein Argument. Der Aufstieg muss her, damit die Chancen steigen, dass er noch länger das blau-weiße Trikot trägt. Vielleicht ist es vor diesem Hintergrund ganz gut, dass ihn die vielen Scouts bei der U21-EM erst etwas später zu sehen bekommen…
(Foto: Imago / Eibner)