Bochums Newcomer

Zum Glück geblieben: Masovic startet durch

Vor dieser Saison war ziemlich klar, wer die Bochumer Innenverteidigung bilden sollte. Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch waren – wie schon im Aufstiegsjahr – praktisch gesetzt. Vasilios Lampropoulos war ihr erster Ersatz, Saulo Decarli der zweite. Erhan Masovic spielte dabei keine große Rolle, war allenfalls Innenverteidiger Nummer fünf. Zeitweise gab es sogar Überlegungen, ihn für mehr Spielpraxis an einen anderen Verein zu verleihen. Als Defensivallrounder, der auch vor der Abwehr spielen kann, blieb er jedoch.

Im Aufstiegsjahr nur Mitläufer

Zum Glück. Weil Armel Bella Kotchap nicht in allen Spielen und Trainingseinheiten überzeugte, weil sich Maxim Leitsch folgenschwer verletzte und weil Vasilios Lampropoulos zu Saisonbeginn an zahlreichen Gegentreffern beteiligt war, bekam Erhan Masovic am sechsten Spieltag im Heimspiel gegen Stuttgart seine Chance – und nutzte sie. „Natürlich auch, weil er richtig gut trainiert hat“, sagt Trainer Thomas Reis über den 22-Jährigen, der eine Klasse tiefer allenfalls eine Randfigur war. Nur dreimal gehörte Masovic in der Vorsaison zur Startelf. In dieser Spielzeit, inklusive Pokal, war er schon fünfmal von Beginn an dabei. Die beeindruckende Bilanz: Dreimal spielte der VfL zu Null. Auch ein Verdienst des Serben, der „gefühlt immer einen Puls von 35 hat.“

Tatsächlich fällt auf: Masovic ist die Ruhe selbst. Souverän und abgeklärt löst er auch brenzlige Spielsituationen. „Dabei gab es schon kritische Stimmen, ob er den Anforderungen überhaupt gewachsen wäre“, sagt Thomas Reis. Auch hier auf ‚Tief im Westen‘ galt Masovic lange Zeit als eher unauffälliger Mitläufer; kaum jemand sah das anders. Wenn Masovic mal spielen durfte, dann meist auf der Sechs als Ersatz für Robert Tesche. Das ist nach eigenem Bekunden auch seine Lieblingsposition, obwohl er in der Innenverteidigung offenbar viel stärker ist.

Lob gibt es auch von Manager Sebastian Schindzielorz, der den schmächtig wirkenden Abwehrmann im Oktober 2020 als Ersatz für Vitaly Janelt verpflichtet hat: „Erhan ist sehr fleißig und momentan sehr stabil. Wir sind uns aber sicher, dass er noch weiteres Potenzial hat.“ Schindzielorz verweist darauf, dass Masovic „lange nirgendwo so richtig ankommen durfte.“ In jungen Jahren – da war Masovic erst 18 – entdeckte ihn der FC Brügge und lotste ihn nach Belgien. Es folgten wenig erfolgreiche Leihen in die Slowakei und nach Dänemark, anschließend der Wechsel zum VfL, an den er bis 2023 gebunden ist. Gut für den Klub, der wohl spätestens ab November die Qual der Wahl hat.

Leitsch vor Rückkehr

Dann soll nämlich auch Maxim Leitsch nach knapp dreimonatiger Pause zurückkehren. Muskuläre Probleme, wohl auch ein Faserriss, hinderten ihn zuletzt am Mannschaftstraining. „Es schaut gut aus, die Verletzung ist ausgeheilt“, sagt Schindzielorz auf Nachfrage und hofft ein Comeback in der Länderspielpause. Leitsch will zurück in die Startelf, ähnlich wie Armel Bella Kotchap. Zweimal war er in der Liga zuletzt außen vor, im Pokal zwar dabei, aber nicht so stark wie erhofft. Vasilios Lampropoulos, der zuletzt stabiler war als zu Saisonbeginn, wird seinen Platz ebenfalls nicht kampflos hergeben. Muss sich Erhan Masovic also Sorgen machen, wieder zum Reservisten zu werden? Wohl kaum. Macht er so weiter, wird er in den Planungen von Thomas Reis eine wichtige Rolle spielen.

(Foto: Imago / Nordphoto)