2:5-Niederlage in Mainz

„Letzte Warnung“: Bochums überraschender Rückfall 

Unmittelbar nach Anpfiff schnappte sich VfL-Trainer Thomas Letsch eine Wollmütze gegen die Kälte. Hätte er da schon geahnt, wie sich das Spiel in den folgenden 90 Minuten entwickeln würde, hätte er sie am besten etwas tiefer über die Augen ziehen sollen, um das 2:5-Debakel in Mainz nicht mitansehen zu müssen. Denn das, was seine Mannschaft zum Rückrundenstart vor knapp 2.000 mitgereisten VfL-Fans zeigte, war ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten. Sie war über weite Strecken der Partien klar unterlegen und leistete sich erschreckend viele Fehler.

Vorne wie hinten lange desolat

Die unterirdische Leistung in der ersten Hälfte zeichnete sich bereits 50 Sekunden nach Anpfiff ab. Aufmerksame Mainzer überrannten mühelos schläfrige Bochumer. „Wir haben zuletzt viel Leidenschaft und Intensität gezeigt. Heute war nichts davon zu sehen“, bemängelte Kapitän Anthony Losilla. Praktisch jeder Bochumer war an mindestens einem der drei Gegentreffer in der ersten Halbzeit beteiligt. Sie verteilten großzügig Geschenke. Spätestens mit dem vierten Einschlag nach gut einer Stunde schien der VfL auf ein Debakel zuzusteuern und wurde von den Mainzer Fans sogar verhöhnt, als der umtriebige Pierre Kunde und der eingewechselte Erhan Masovic den Anschluss herstellten. Doch die nächsten beiden Großchancen gingen knapp neben das Tor; eine wahrscheinlich historische Aufholjagd blieb aus.

Sie hätte den Spielverlauf trotz einer halbwegs ordentlichen zweiten Halbzeit auch zu sehr auf den Kopf gestellt. „Wir haben nie wirklich ins Spiel gefunden, waren oft zu weit weg und nicht schnell genug“, kritisierte Bochums Cheftrainer. Thomas Letsch hatte seine Startformation vor dem Spiel auf vier Positionen verändert, und zur Halbzeit vier weitere Male gewechselt. Die Rochade vor der Partie brachte der Mannschaft zwar keine zusätzliche Sicherheit, sie als Hauptursache für die Pleite auszumachen, würde allerdings zu kurz greifen. Zumal auch etablierte Stammspieler einen rabenschwarzen Tag erwischten; nicht nur in der Defensive, auch weiter vorn. Bis zur ersten Torchance vergingen fast 40 Minuten. Wirklich gefährlich wurden die Angriffsbemühungen des VfL erst in der Schlussphase.

Der missratene Rückrundenstart kann als „letzte Warnung“ verstanden werden, wie es Philipp Hofmann nach Abpfiff formulierte. Niederlagen gehören im Abstiegskampf dazu, doch einen derartigen Total-Aussetzer, zumal gegen ein Mittelklasse-Team, sollte sich der VfL in den kommenden Wochen möglichst nicht noch einmal erlauben. Zudem wird es nicht ausreichen, sich auf die bislang erfreuliche Heimbilanz zu verlassen – auch in der Fremde müssen Punkte her. Die Spieler wollen es nicht mehr hören, aber ihre Auswärtsbilanz bleibt mit neun Niederlagen nach zehn Partien besorgniserregend. Deshalb ist auch das Torverhältnis so schlecht. Es braucht kein Mathematikstudium, um zu verstehen, „dass wir darüber nicht in der Liga bleiben. Also müssen wir es über die Punkte regeln“, weiß Letsch.

Gegen Hoffenheim und Bayern

Die nächste Chance, das Konto zu füllen, besteht am kommenden Samstag gegen die seit acht Partien sieglose TSG Hoffenheim – zum Glück im eigenen Stadion. Und auswärts? Da geht es in zwei Wochen ausgerechnet zum übermächtigen FC Bayern. Die Bochumer Schlachtenbummler werden natürlich wieder dabei sein. Ihr Motto („Auch nach jeder Pleite gehen wir auf Reise“) war in Mainz sogar Teil einer Choreographie. Diese Treue ist angesichts der sportlichen Darbietungen nicht selbstverständlich. Und verdient endlich wieder eine Gegenleistung.

(Foto: Imago / Beautiful Sports)