0:1-Niederlage

VfL verliert in Mainz: Auch aus elf Metern zu harmlos

Der perfekte Einstand war möglich. Es lief schon die Nachspielzeit, als Debütant Jürgen Locadia den Ausgleich auf dem Fuß hatte. Aus gut 20 Metern fackelte der Bochumer Neuzugang nicht lange, doch Keeper Robin Zentner wehrte den Ball ab. Wenige Augenblicke später war das Spiel vorbei, die 0:1-Auswärtsniederlage aus VfL-Sicht besiegelt. Locadia war daran aber kaum beteiligt. Der Angreifer kam erst nach 80 Minuten ins Spiel – zu spät, um die Bochumer Offensive zu beleben.

Defensiv stabil, vorne zu harmlos

In einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie waren die Mainzer vor dem Tor cleverer und gefährlicher. Jeremiah St. Juste erzielte das Tor des Tages in der 48. Minute, als der VfL nach einer abgewehrten Ecke den Ball in der Vorwärtsbewegung doch wieder hergab, Jonathan Burkardt von außen in den Rückraum passen konnte und der Mainzer Verteidiger den Führungstreffer erzielte. In der Phase nach der Halbzeitpause hatten die Mainzer drei weitere Gelegenheiten. „Da sind wir am meisten unter Druck geraten“, analysierte Trainer Thomas Reis, der sich bei Torhüter Manuel Riemann bedanken durfte, dass das Spiel spannend blieb.

Die sichere VfL-Abwehr ließ ansonsten wenig zu, auch wenn es kurzfristig eine Änderung gab: Konstantinos Stafylidis vertrat Danilo Soares, der aus privaten Gründen nicht dabei war. Seine Frau ist hochschwanger. Innen verteidigte wieder Armel Bella Kotchap für Erhan Masovic, und er machte seine Sache ordentlich. Schwachpunkt in der Viererkette war nicht zum ersten Mal Cristian Gamboa, der bei mehreren Mainzer Angriffen nicht auf Ballhöhe war.

Das wäre mit mehr Torgefahr auf Bochumer Seite allerdings auch weniger aufgefallen. Vor allem im letzten Drittel passierte zu wenig, und wenn doch, dann waren die Abschlüsse nicht gut. Milos Pantovic und Eduard Löwen hatten im Mittelfeld nur selten zündende Ideen. Die beiden Flügelspieler, Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei, waren meist abgemeldet, haben kaum einen Ball festgemacht und warten weiter auf ihr erstes Saisontor. Und ganz vorne in der Spitze gab Sebastian Polter die nächste Bewerbung für eine Schaffenspause ab.

Diskussion am Elfmeterpunkt

Probleme, die nicht neu sind, weiß auch Thomas Reis: „Wir sind mit unseren Chancen fahrlässig umgegangen, haben uns mal wieder technische Unsauberkeiten erlaubt.“ Auch ärgerte er sich über einen verschossenen Elfmeter in der ersten Halbzeit nach einem Foul an Polter. Warum der Stürmer dann selbst schießen durfte und nicht Milos Pantovic, sorgte bei vielen Fans für Verwunderung. Denn Pantovic hatte den Ball schon in seinen Händen, doch plötzlich forderte Polter das Spielgerät, das er mit Unterstützung von Eduard Löwen auch bekam.

„Wir haben keinen Schützen festgelegt, ich habe mich einfach sicher gefühlt“, erklärte Pantovic, dem ja schon im November gegen Hoffenheim ähnliches passiert war. Da nahm ihm Manuel Riemann den Ball weg – und drosch ihn auf die Tribüne. Reis kündigte danach an, sich ab sofort in die Auswahl des Elfmeterschützen einmischen zu wollen. Doch offenbar beschränkte er sich darauf, seinem Torhüter einen Ausflug nach vorne zu verbieten. „Vielleicht muss ich es noch deutlicher machen“, sagte Reis nach der erneuten Diskussion am Punkt, die auch nur deshalb zum Thema wurde, weil Polter aus elf Metern scheiterte. Sein Schuss war so harmlos wie viele Bochumer Angriffe.

Rotation im DFB-Pokal

Immerhin gibt es schon am Dienstag die Chance zur Revanche. Dann trifft der VfL im DFB-Pokal und auf eigenem Platz wieder auf Mainz. Thomas Reis hofft darauf, dass neben Danilo Soares auch Gerrit Holtmann ins Team zurückkehren kann. Der Top-Scorer der Bochumer musste sich unter der Woche mehrfach übergeben und fühlte sich zu schwach, um seiner Mannschaft in Mainz zu helfen. Auch Elvis Rexhbecaj war angeschlagen, blieb deshalb zunächst auf der Bank, dürfte im Pokal aber wieder zur Startelf gehören. Reis wird wahrscheinlich rotieren, auch auf anderen Positionen sind Wechsel möglich, etwa im Sturm. Dann könnte sich Jürgen Locadia vielleicht länger als zehn Minuten zeigen.

(Foto: Imago / Fotostand)