0:2 in Mainz

Keine Torgefahr: VfL-Niederlage verstärkt Transferwünsche

Vielleicht waren die Ankündigungen von Ilja Kaenzig zu großspurig, vielleicht sind die Bochumer Fans aber auch zu ungeduldig. Knapp zwei Wochen nach dem offiziellen Beginn der Winter-Transferperiode stellt sich der Kader des VfL noch unverändert dar. Die Forderungen vieler Anhänger nach Verstärkungen dürften nach der verdienten 0:2-Niederlage beim FSV Mainz 05 jedoch nicht leiser werden. Erneut blieben die Bochumer ohne eigenen Treffer – zum bereits achten Mal im 17. Pflichtspiel. In der ersten Halbzeit gelang dem Team von Trainer Dieter Hecking keine einzige Torchance, in der zweiten wurde es nicht wesentlich besser. Den ersten nennenswerten Schuss gab der wenige Sekunden zuvor eingewechselte Myron Boadu erst nach fast 70 Minuten ab. Eine Spielidee war im Vorwärtsgang nicht erkennbar. 

Die Mainzer wiederum hielten körperlich gut dagegen, gingen mit dem Ball am Fuß deutlich souveräner um und hatten einen Spieler in ihren Reihen, der beim VfL schmerzlich vermisst wird: einen Torjäger. Jonathan Burkardt schnürte einen Doppelpack und profitierte dabei von Stellungsfehlern und Abstimmungsproblemen in der Bochumer Hintermannschaft. Dass sowohl Tim Oermann in der ersten als auch Ivan Ordets in der zweiten Hälfte mit Kopfverletzungen ausgewechselt werden mussten und der VfL beim 0:2 kurz in Unterzahl spielte, trug zur fehlenden Stabilität bei. Die unveränderte Erfolgself aus dem Heimspiel gegen Heidenheim hat ihre ansteigende Form ganz offensichtlich nicht konserviert. Im Gegenteil: Das erste Spiel des neuen Kalenderjahres war das bislang schwächste unter der Leitung von Trainer Dieter Hecking.

Hecking rügt Myron Boadu

„Wir haben unseren Rhythmus von Beginn an nicht gefunden“, sagte Felix Passlack vor den TV-Kameras. „Die Abstände waren zu groß, haben ihnen zu viel freien Raum gewährt“, kritisierte Gerrit Holtmann, der sich zumindest darüber freute, dass der VfL bereits am Mittwoch das nächste Spiel absolviert. Dann gastiert der FC St. Pauli, ein direkter Konkurrent im Tabellenkeller, an der Castroper Straße. Ohne Torgefahr wird der VfL dieses Duell allerdings auch nicht gewinnen. Immerhin: Koji Miyoshi kehrt nach seiner Rotsperre in den Kader zurück. Theoretisch wäre auch Myron Boadu eine Option für die Startelf, allerdings ist Hecking unzufrieden mit dessen Trainingsleistungen: „Ich bin nicht restlos von ihm überzeugt. Er ist ein spezieller Typ, bei dem ich vielleicht ein Auge zudrücken muss. Aber das kann ich nicht immer tun.“

Boadu habe eine „riesige Qualität im Strafraum“, aber nur, „wenn er endlich aus den Puschen kommt“, betonte Hecking bereits am Freitag. Sich in der zweiten Saisonhälfte einzig auf den Niederländer zu verlassen, könnte also ein Wagnis sein. Weiterhin auf Moritz Broschinski und Philipp Hofmann zu setzen, die auch in Mainz äußerst unglücklich agierten, allerdings auch. Der Handlungsbedarf ist somit offenkundig. Doch Hecking und Geschäftsführer Ilja Kaenzig tun sich schwer, eine echte Verstärkung an Land zu ziehen. Wobei das Ausgangsniveau im Angriff aktuell derart niedrig ist, dass sich doch irgendwo eine passende Option auftun müsste. Oder? „Wir sprechen mit Spielern, aber die Tür geht gerade noch nicht so schnell auf“, erklärt Hecking, auf dessen Wunschliste neben einem Stürmer auch ein Spielgestalter steht.

Transferschluss am 3. Februar

Das Bochumer Suchprofil ist eng umrissen. Bundesliga-Erfahrung und die richtige Einstellung für den Abstiegskampf sollen neue Spieler mitbringen, zudem sollen sie besser sein als die vorhandenen Akteure. Bezahlbar und sofort einsatzfähig müssen sie selbstverständlich auch sein. Untätig sind Kaenzig und Hecking natürlich nicht. Angeklopft hat der VfL bereits bei zahlreichen Kandidaten, darunter beim Ex-Mainzer Karim Onisiwo, der allerdings lieber nach Österreich zu RB Salzburg mit Trainer Thomas Letsch gewechselt ist. Eine Leihe von Florian Neuhaus haben die Bochumer Verantwortlichen ebenfalls geprüft, sie war aber aus finanziellen Gründen nicht ansatzweise zu realisieren. Neuhaus bekommt in Mönchengladbach ungefähr das Dreifache von dem, was ein Topverdiener in Bochum erhält. 

Die Verantwortlichen hoffen darauf, dass sich in den kommenden drei Wochen bis zum Transferschluss am 3. Februar noch neue Möglichkeiten auftun, wenn Spieler sehen, dass sie bei ihrem jetzigen Verein auch in der Rückrunde keine große Rolle spielen. Das könnte zum Beispiel auf Mittelfeldspieler Laszlo Benes von Union Berlin zutreffen, der auch unter dem neuem Trainer Steffen Baumgart zunächst außen vor blieb. Ob die Köpenicker allerdings bereit sind, einen Spieler ausgerechnet zum VfL zu verleihen, ist angesichts des anhaltenden Rechtsstreits rund um den Feuerzeug-Wurf fraglich. Für den Angriff könnte indes Georgios Masouras wieder in den Fokus rücken. Der griechische Nationalspieler hatte dem VfL im Sommer abgesagt und bei Olympiakos Piräus verlängert, kommt dort aber kaum noch zum Einsatz.

Zwei bevorstehende Abgänge

Bundesliga-Erfahrung hat Masouras allerdings keine vorzuweisen. Doch womöglich ist es notwendig, die Suchkriterien ein wenig aufzuweichen. Die unmittelbare Konkurrenz war auf dem Transfermarkt nämlich schon aktiv. Heidenheim hat zwei neue Spieler an Land gezogen, St. Pauli sogar drei. Wobei natürlich abzuwarten bleibt, wer sich davon wirklich zu einer Verstärkung entwickelt. „Ich nehme Ungeduld wahr und verstehe sie auch ein wenig. Aber ein Transfer muss aus Trainersicht Sinn ergeben, nicht aus Fan- oder Journalistensicht“, erklärte Hecking schon vor der Reise nach Mainz. Zumindest gibt es Bewegung auf der Abgangsseite. Moritz Kwarteng steht vor einer Leihe zu Zweitligist Fortuna Düsseldorf, und Agon Elezi wird sich bis zum Saisonende dem kroatischen Erstliga-Letzten HNK Gorica anschließen. 


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(Foto: Imago / Sven Simon)