Kapitän gesperrt

Aufgabe mit Seltenheitswert: Wie Losilla ersetzt werden kann

Wenn erfolgreiche Unternehmer aus Altersgründen aufhören wollen, ist es oft nicht leicht, einen passenden Nachfolger zu finden. Beim VfL Bochum ist die Lage auf einer Schlüsselposition nicht wesentlich anders. Kapitän und Leistungsträger Anthony Losilla wird zwar noch mindestens in der kommenden Saison auf dem Rasen stehen, doch das Karriereende rückt unzweifelhaft näher – und damit auch die Suche nach einem würdigen Nachfolger.

Losilla hat kaum ein Spiel verpasst

Einen ersten Vorgeschmack darauf gibt es bereits in dieser Woche. Weil der 36-Jährige nach seinem Platzverweis gegen Freiburg für zwei Spiele gesperrt wurde, muss ein Ersatz her – eine Frage, die sich in der Vergangenheit nur selten gestellt hat, und deshalb auch so schwer zu beantworten ist. In der laufenden Saison hat Losilla noch keine Partie verpasst, in der vergangenen Spielzeit lediglich eine. Dass er zwei oder mehr Spiele am Stück aussetzen musste, kam zuletzt im Herbst 2016 vor. „Eins zu eins werden wir ihn nicht ersetzen können. Trotzdem werden wir eine Lösung finden“, sagt Trainer Thomas Letsch mit seinem gewohnten Pragmatismus, ohne schon mehr zu verraten.

Optionen, betont er, gibt es mehrere: Pierre Kunde und Patrick Osterhage ebenso wie Jacek Goralski, Konstantinos Stafylidis und Erhan Masovic. „Sie alle können auf dieser Position spielen“, erklärt der Trainer und fügt hinzu: „Es geht nicht darum, einen ‚neuen Toto‘ zu finden, sondern die richtige Mischung für unser Spiel gegen Bremen.“ Losilla habe Stärken, die in dieser Form keiner der genannten Fünf in einer Person vereint. Vor der Abwehr steht der Franzose für Kopf- und Zweikampfstärke, für Gegenpressing und viel Laufarbeit, für Organisation und lautstarke Kommandos.

Kunde ist ein Startelfkandidat

Die Frage ist also, was Thomas Letsch wichtig ist. Bevorzugt er einen Spieler mit einer ähnlichen Statur, wäre Erhan Masovic die erste Wahl. Setzt er auf Zweikampfpräsenz am Boden, dürfte Konstantinos Stafylidis zum Einsatz kommen. Geht es in erster Linie um das konsequente Anlaufen der Gegenspieler, könnte Patrick Osterhage von Beginn an spielen. Erschwert wird die Personalsuche ohnehin dadurch, dass Kevin Stöger, der neben Losilla normalerweise gesetzt ist, derzeit etwas kränkelt, und Simon Zoller, der gegen Freiburg in der Reihe davor zum Einsatz kam, wegen einer Muskelverletzung mindestens gegen Bremen fehlen wird. Philipp Förster ist dagegen wieder fit.

Für beide Positionen – für die von Zoller, aber vor allem als Ersatz für Losilla – kommt natürlich auch Pierre Kunde infrage. Der Winterneuzugang gehörte beim Auswärtsspiel in Mainz zu den wenigen Lichtblicken und machte auch in München eine ordentliche Figur. Natürlich, bestätigte Letsch zu Beginn dieser Woche, wird Kunde in den Gedanken des Trainerteams eine große Rolle spielen: „Pierre ist ein Spielertyp, den wir im zentralen Mittelfeld lange Zeit nicht hatten: Er ist dynamisch und körperlich sehr robust.“ Kunde könnte als Sechser oder Achter beginnen.

Kapitänsfrage auch noch offen

Kein Thema für die Startelf ist derweil Jacek Goralski. Der polnische Nationalspieler ist nach längerer Ausfallzeit zwar wieder fit, aber der einzige Feldspieler beim VfL, der in diesem Kalenderjahr noch kein einziges Mal für den 20er-Kader nominiert wurde. „Er verhält sich sehr professionell und wartet auf seine Chance“, berichtete Letsch schon in der vergangenen Woche, wohlwissend, dass der Sommerneuzugang nicht einmal zweite Wahl ist. In wenigen Monaten, davon ist auszugehen, dürften sich die Wege von Goralski und dem VfL wieder trennen.

Bleibt kurzfristig noch die Frage, wer Losilla als Spielführer ersetzt und die Kollegen aufs Feld führen wird. Thomas Letsch musste zu Wochenbeginn zugeben, dass er sich mit dieser Thematik noch gar nicht beschäftigt hat: „Seitdem ich hier bin, war das ja nie notwendig. Toto war immer dabei.“ Wahrscheinlich aber wird Manuel Riemann die Kapitänsbinde tragen und aus der letzten Reihe noch mehr brüllen als üblich. Schließlich fallen mit Losilla und Zoller gleich zwei Leitwölfe aus, die die Mannschaft mit ihrer Erfahrung und ihren Kommandos gerne dirigieren.

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(Foto: Firo Sportphoto)