Wenige Kandidaten

Losilla oder Mister X: Warum die Kapitänsfrage kompliziert ist

Die Kapitänsfrage war in den vergangenen Jahren leicht zu beantworten. Meistens wurde sie gar nicht erst gestellt, denn Anthony Losilla war in der Bochumer Startelf gesetzt, innerhalb und außerhalb der Mannschaft eine anerkannte und geschätzte Persönlichkeit. In diesem Sommer ist das anders. Losilla geht möglicherweise in seine letzte Saison als Profi beim VfL, und auch sein Stammplatz ist gefährdet. Also denkt Cheftrainer Peter Zeidler darüber nach, ob Losilla im Amt bleibt – oder nach fünf Jahren ein Nachfolger bestimmt wird.

Im Trainingslager kündigte Zeidler nun an, erst nach der Generalprobe am 10. August in Le Havre eine Entscheidung zu treffen. „Der Kapitän, sein Stellvertreter und der Mannschaftsrat sind für mich als Trainer die wichtigsten Ansprechpartner“, sagte Zeidler bei einer Pressekonferenz unter dem wolkenfreien Himmel der Gemeinde Bruneck und bekräftigte: „Wir werden eine gute Lösung finden.“ Das Thema stünde auf seiner Prioritätenliste allerdings noch nicht so weit oben, verriet er bereits vor der Abreise nach Südtirol.

Logischen Nachfolger gibt es nicht

Zeidler wird zunächst die Frage beantworten müssen, in welcher sportlichen Rolle er Losilla in der kommenden Saison sieht. Bleibt dieser unumstrittene Stammkraft, dürfte das Kapitänsamt beim mittlerweile ältesten Bundesliga-Profi bleiben. Sieht Zeidler den Franzosen hingegen eher als Rotationsspieler, gibt es zwei Varianten: Eine Doppelspitze wie einst unter Gertjan Verbeek – mit Losilla und seinem designierten Nachfolger. Oder aber eine direkte Wachablösung. Das Problem: Einen logischen Nachfolger für Losilla gibt es nicht.

Kevin Stöger, der in der vergangenen Saison Bochums Vize-Kapitän war, hat den Klub bekanntlich verlassen. Keven Schlotterbeck, der für seine positive und kommunikative Art von verschiedenen Trainern gelobt wurde, ist auch nicht mehr da. Und Cristian Gamboa, der zuletzt gemeinsam mit Stöger Losillas Stellvertreter war, wird in der neuen Saison aus sportlicher Sicht wohl allenfalls eine Randfigur bleiben, kommt somit ebenfalls nicht infrage. Aus dem bisherigen Mannschaftsrat bleiben einzig Ivan Ordets und Philipp Hofmann übrig.

Hofmann ist einer der Kandidaten

Weil Ordets der deutschen Sprache aber kaum mächtig ist – ebenso wie Ibrahima Sissoko, Dani de Wit sowie Matus Bero – fallen vier potenzielle Stammspieler raus aus dem Kandidatenkreis; ebenso Bernardo, der sprachlich zwar keine Probleme hätte, aber nach wie vor ein Wechselkandidat ist. Beste Chancen auf die Binde hat zur Stunde wohl Philipp Hofmann, Außenseiterchancen Maximilian Wittek. Beide waren in der vergangenen Saison sportlich nicht gesetzt. Für die Zukunft plant Trainer Peter Zeidler aber offensichtlich fest mit ihnen.  

Hofmann bekundet bereits sein Interesse an einer möglichen Zusatzaufgabe. „Ich wäre nicht abgeneigt, das Kapitänsamt zu übernehmen“, ließ sich der Angreifer von der WAZ zitieren. „Ich habe dem Trainer gesagt, dass ich mich bereit dafür fühle.“ Freiwillig hergeben möchte Losilla die Binde allerdings nicht. „Natürlich würde ich gerne Kapitän bleiben“, sagte er unmittelbar nach dem Trainingsauftakt. „Aber wenn ich es nicht mehr wäre, würde sich für mich nichts ändern. Ich werde der Mannschaft trotzdem wie gewohnt helfen.“

DFB übernimmt die Kapitänsregel

So oder so: Auf den Spielführer kommt künftig noch mehr Verantwortung zu, nicht nur teamintern. Denn der DFB hat beschlossen, die sogenannte Kapitänsregel, die bei der Europameisterschaft erstmals getestet wurde, ab sofort auf die Bundesliga zu übertragen. Das bedeutet: Nur noch ein einziger Feldspieler – im Normalfall der Kapitän – darf mit dem Schiedsrichter kommunizieren, insbesondere bei strittigen Entscheidungen. Alle anderen Spieler sollen bei Diskussionen mit dem Unparteiischen verwarnt werden.

Mein Kapitän wäre...

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(Foto: Marc Niemeyer)