0:2-Niederlage in Gladbach

„Als wären wir abwesend“: Losilla mit Tränen und Klartext

An diesem Samstag hatte der VfL Bochum das Pech offenbar gepachtet. Es begann mit einem Krankheitsfall im Hotel, ging weiter mit einer Verletzung beim Aufwärmen und fand seinen vorläufigen Höhepunkt mit einem verweigerten Foulelfmeter in der ersten Halbzeit. Dass dieser Fußballnachmittag in Mönchengladbach mit einer verdienten 0:2-Niederlage endete, passt also ins Bild. Allerdings wäre es zu einfach, das enttäuschende Ergebnis allein an diesen äußeren Umständen festzumachen.

„Es geht nur mit Leidenschaft und voller Überzeugung. Beides hatten wir nicht. Was wir gezeigt haben, gerade in dieser Tabellensituation, war viel zu wenig – offensiv wie defensiv“, sagte ein sichtlich enttäuschter Anthony Losilla, der kurz zuvor ein anderes Interview mit Tränen in den Augen abbrach. Dann aber analysierte der Kapitän das Spiel erstaunlich präzise und sprach deutlich an, was er auf dem Platz vermisst hat: „Wenn wir alles geben, und es nicht schaffen, dann müssen wir das akzeptieren. Aber wenn wir uns so präsentieren, dann wird das nichts.“ Der dienstälteste VfL-Profi fügte hinzu: „Es geht für den Klub um so viel – nicht nur für uns, auch für die Mitarbeiter, Mitglieder, die ganze Stadt. Und dann wirkt es so, als wären wir abwesend.“ 

Zumindest geistig. Ein Erklärungsansatz: Womöglich lähmt die Abstiegsangst den VfL, und jeder noch so kleine Rückschlag nimmt Einfluss auf die Tagesform. Denn nach einer ereignisarmen Anfangsphase nahm die Verunsicherung der Bochumer mit jeder gelungenen Aktion der Gastgeber zu. Die Abwehr geriet unter Druck, war sowohl im Kopf als auch mit den Beinen zu langsam. Eine Fehlerkette, die in der gegnerischen Hälfte begann und im eigenen Strafraum endete, führte zur verdienten Gladbacher Führung. Trainer Thomas Letsch reagierte zur Pause, nahm mit Cristian Gamboa und dem erneut enttäuschenden Danilo Soares die beiden schwächsten Spieler vom Feld, allerdings hätte er noch weitere Wechsel vornehmen können.

Stögers Ideen fehlten

Seine Überlegung, mit Simon Zoller auf der Außenbahn und Takuma Asano im Zentrum den spielstarken Kevin Stöger zu ersetzen, ging ebenfalls nicht auf, im Vorwärtsgang fehlten Ideen. Allerdings war der Umbau der Startelf unumgänglich, geplant war er nämlich nicht. Noch am Donnerstag hatte Letsch vermeldet, dass alle Spieler zur Verfügung stünden. Danach meldeten sich zunächst Moritz Broschinski und Gerrit Holtmann angeschlagen ab, am Samstagmorgen folgte der erkrankte Kevin Stöger und eine Viertelstunde vor dem Anpfiff fiel auch noch Patrick Osterhage aus, den Keven Schlotterbeck ersetzte. „Das war nicht hilfreich, darf aber keine Ausrede sein“, betonte Letsch und lenkte den Fokus auf andere Probleme.

„Ich ärgere mich am meisten über die Phase zwischen der 25. und 45. Minute“, sagte der Coach. „Da haben wir den Gegner aufgebaut, uns nicht dagegengestemmt und den ersten Gegentreffer kassiert.“ Die Bochumer stabilisierten sich nach der Pause und hatten Chancen auf den Ausgleich, doch die Drangphase endete zu schnell und ohne Tor. Stattdessen erzielte die Borussia in der Nachspielzeit nach zahlreichen Torraumszenen das 2:0. Dass den Bochumern am Ende der ersten Hälfte ein Elfmeter verweigert wurde, sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben. Der Video-Assistent überprüfte zwar das Foul von Plea an Schlotterbeck, griff aber nicht ein. „Der Schiedsrichter soll es sich wenigstens nochmal anschauen“, regte Letsch an.

Er zog den Vergleich mit Schalke 04, als am Vorabend in Mainz in der Nachspielzeit ein mögliches Foulspiel geprüft wurde und der Unparteiische schlussendlich auf den Punkt zeigte. „Er trifft mich klar am Fuß“, monierte Schlotterbeck hinterher, allerdings ähnlich fair und sachlich wie sein Trainer und damit weit weg von den Anschuldigungen der Dortmunder in der vergangenen Woche, als der VfL von einem Fehler profitiert hatte. Ausgleichende Gerechtigkeit also? Ein schwacher Trost. Denn die Lage im Tabellenkeller spitzt sich drei Spieltage vor Schluss dramatisch zu. „Die anderen punkten, wir nicht“, weiß auch Anthony Losilla, dessen Team nun sechs Spiele in Folge nicht gewonnen hat und auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht ist.

Die Konkurrenz gewinnt

Dass dem VfL Bochum an diesem Samstag das Pech an den Schuhen klebte, bestätigte sich dann auch mit einem Blick auf die anderen Ergebnisse. Schlechter hätte es kaum laufen können. Schalke hatte bereits am Freitag vorgelegt, Hoffenheim und Augsburg haben am Samstag nachgezogen. Einzig Stuttgart verlor, allerdings gegen Hertha, die neue Hoffnung schöpft. Klar ist: Der VfL befindet sich in akuter Abstiegsgefahr – und steht nächste Woche gegen Augsburg mehr denn je unter Zugzwang.


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(Foto: Marc Niemeyer)