0:2 gegen Freiburg

Rot mit Folgen: Bochum braucht ein neues „Herzstück“

Nach der Pressekonferenz gab es die obligatorische Verabschiedung. Thomas Letsch reichte Christian Streich die Hand – und gratulierte mit einem Schmunzeln zum Klassenerhalt. Der SC Freiburg, der weiter ein Kandidat für die internationalen Plätze ist, aber in der Öffentlichkeit gerne tiefstapelt, hat mit dem 2:0-Sieg in Bochum die magische Grenze von 40 Punkten erreicht. „Die hätten wir auch gern“, sagte Letsch im Dialog mit Streich, der dem Trainer des VfL anschließend auf die Schulter klopfte. „Die werdet ihr noch holen“, entgegnete der dienstälteste Übungsleiter der Liga. Nun: Ob der VfL tatsächlich sieben von 13 verbliebenen Partien gewinnen wird, ist sicher fraglich. Aber die Aussageabsicht von Christian Streich war ohnehin eine andere: Er glaubt an den Bochumer Klassenerhalt. 

Vorerst aber verharrt der VfL bei 19 Zählern, die Heimserie ist gerissen. „Dann müssen wir eben auswärts eine neue starten“, sagte Letsch selbstbewusst nach der verdienten und dennoch unglücklichen Niederlage in einer eigentlich ausgeglichenen Partie. Verdient, weil die Freiburger die wenigen Torchancen, die es auf beiden Seiten gab, besser nutzten. Und unglücklich, weil die Gegentore jeweils kurz vor und nach der Pause fielen. „Dann zurückzukommen, ist schwer“, sagte Letsch, machte seiner Mannschaft aber ein Kompliment „für die Phase nach dem 0:2“, auch wenn der Anschlusstreffer nicht mehr gelang. Zumal der VfL nach einer Stunde in Unterzahl spielen musste. Anthony Losilla wurde nach einem Foulspiel mit gestrecktem Bein und offener Sohle vom Feld gestellt – regeltechnisch nicht falsch.

Umstrittener Platzverweis

Doch der Platzverweis war diskutabel und ziemlich hart, weil keine Absicht und ein Duell um den Ball vorlag. „Eine Fehlentscheidung war es nicht. Aber Gelb statt Rot hätte auch gereicht“, kommentierte Letsch die Entscheidung des insgesamt schwachen Unparteiischen. Felix Zwayer lag in der Zweikampfbeurteilung mehrfach falsch. Er war aber nicht Schuld daran, dass der VfL erstmals unter Letsch im Ruhrstadion verlor. „Wir waren im vorderen Drittel nicht zwingend, haben zu oft falsche Entscheidungen getroffen“, analysierte Angreifer Philipp Hofmann. „Es gab einfach zu wenige Torraumszenen“, ergänzte Trainer Letsch, der mitansehen musste, wie die Freiburger seiner Mannschaft ihre Stärken nahm. Der VfL gewann weniger zweite Bälle als üblich und konnte die schnellen Flügelspieler kaum in Szene setzen.

„Diese Niederlage wird uns aber nicht umwerfen“, glaubt Letsch an eine positive Wendung und vermeidet zum jetzigen Zeitpunkt einen zu intensiven Blick auf die Tabelle. Aktuell stehen die Bochumer auf dem Relegationsplatz. Von zentraler Bedeutung im Abstiegskampf dürften vor allem die nächsten zwei Spiele werden. Zunächst tritt der VfL in Bremen an, dann kommt Schalke 04 ins Ruhrstadion. Dass die Bochumer mindestens in diesen beiden Partien auf ihren Kapitän verzichten müssen, schmerzt besonders – deutlich mehr als die knapp 30-minütige Unterzahl gegen Freiburg. Thomas Letsch spricht vom „fehlenden Herzstück im Zentrum“ und einem „Spielertypen, den wir so nur einmal haben.“ Aber: „Wir reden oft davon, dass wir auch in der Breite einen guten Kader haben. Also werden wir eine Lösung finden.“

Alternativen für Losilla

Kandidaten gibt es definitiv einige. Patrick Osterhage oder Pierre Kunde kommen ebenso infrage wie Erhan Masovic oder Konstantinos Stafylidis, je nach taktischer Ausrichtung und Besetzung der Abwehr. Theoretisch stünde auch Jacek Goralski als Alternative für das defensive Mittelfeld zur Verfügung, doch der polnische Nationalspieler wurde in diesem Jahr noch gar nicht berücksichtigt. Wie auch immer: „Wir setzen darauf, dass uns Toto nicht länger als zwei Spiele fehlen wird“, hofft Letsch auf ein mildes und angemessenes Sportgerichtsurteil, das frühestens am Montag fallen wird. Denn der Kapitän, Dauerbrenner und Antreiber bleibt für das Erreichen des Saisonziels von zentraler Bedeutung. Schließlich soll sich die Prognose von Christian Streich in wenigen Monaten auch bewahrheiten…

UPDATE: Anthony Losilla wurde am Montag vom DFB-Sportgericht für zwei Bundesligaspiele gesperrt. Er fehlt somit gegen Bremen und Schalke.

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(Foto: Firo Sportphoto)