Es gibt in allen Vereinen Rituale, wie Neuzugänge in den Kreis der Mannschaft aufgenommen werden. Beim VfL Bochum gehört es offensichtlich dazu, einen Strafstoß zu verschulden. Elfmal foulten die Bochumer in der Hinrunde im eigenen Sechzehnmeterraum. Auch Keven Schlotterbeck, der Anfang Januar aus Freiburg ausgeliehen wurde, hat nun einen Elfmeter zu verantworten. Das Spiel in Leverkusen am Mittwochabend war erst wenige Minuten alt, da foulte der Innenverteidiger Bayers Moussa Diaby. Nach einem Check des Videoassistenten zeigte der Unparteiische auf den Punkt. „Das ging in Ordnung. Ich habe den Kontakt gespürt. Dieser Treffer geht auf meine Kappe“, gab Schlotterbeck hinterher freimütig zu. Leverkusens Edmond Tapsoba verwandelte und brachte den VfL früh ins Hintertreffen. Die Gäste aus Bochum brachen dann aber keineswegs ein, sondern zeigten eine mehr als ordentliche Auswärtsleistung.
Kämpferisch tadellose Leistung
„Wir haben alles geboten, was man im Abstiegskampf benötigt“, lobte VfL-Trainer Thomas Letsch sein Team für eine kämpferisch tadellose und auch spielerisch vorzeigbare Leistung. „Wenn wir in der Fremde immer so auftreten, werden wir unsere Punkte auch holen.“ Nach zum Teil desaströsen Darbietungen außerhalb des eigenen Stadtgebiets scheint sich der VfL nun auch auswärts zu stabilisieren. „Wir waren auf Augenhöhe, vor allem in der ersten Halbzeit“, sagte Letsch, der aber auch einsah, dass sich die höhere Qualität der Leverkusener am Ende durchsetzte. In beiden Halbzeiten traf die Werkself früh und nutzte die wenigen Unzulänglichkeiten der Bochumer gnadenlos aus. Vor dem 0:1 hatte nicht nur Keven Schlotterbeck, sondern auch Danilo Soares Schwierigkeiten mit dem hohen Tempo von Diaby; beim 0:2 verlor Kevin Stöger den Ball vor dem eigenen Strafraum, war damit aber auch nur Teil einer Fehlerkette.
Hinrunde endet auf Relegationsplatz
Der VfL zeigte sich ansonsten taktisch diszipliniert, war präsent in den Zweikämpfen, spielte mit Leidenschaft und hohem Tempo, ließ jedoch im gegnerischen Strafraum abermals die Konsequenz vermissen. „Die Chancen, die wir hatten, haben wir leider nicht genutzt“, analysierte Anthony Losilla. Weil das Spiel in Leverkusen gleichbedeutend mit dem Ende der Hinserie war, nahm der Kapitän auch die erfreuliche Entwicklung der vergangenen Monate in den Blick. Seit der Amtsübernahme von Thomas Letsch holte der VfL im Schnitt 1,5 Punkte pro Partie und startete damit eine Aufholjagd. „Wir sind stabiler und entschlossener geworden und haben es geschafft, uns auf den Relegationsplatz vorzuarbeiten“, sagte Losilla. Der VfL tritt wieder als funktionierende Einheit auf, ähnlich wie in der vergangenen Saison. „Wir haben jetzt die gesamte Rückrunde Zeit, es noch besser zu machen und früher zu punkten als in der Hinrunde.“
Rotation gegen Mainz denkbar
Am besten schon in Mainz. Bereits am Samstag geht es für den VfL Bochum mit dem nächsten Auswärtsspiel weiter, kürzer könnte die Pause kaum sein. Trainer Thomas Letsch rotierte bereits in Leverkusen, brachte den schnellen, umtriebigen, aber in Tornähe noch glücklosen Takuma Asano für Simon Zoller. Für den erkrankten Ivan Ordets spielte Vasilios Lampropoulos an der Seite von Schlotterbeck, und im zentralen Mittelfeld lief Erhan Masovic für Philipp Förster auf – definitiv eine Überraschung. Um die intensive Spielweise auch am Ende dieser ereignisreichen ersten Fußballwoche des neuen Jahres hochhalten zu können, plant Letsch weitere Veränderungen. Für die Startelf kommen neben Förster unter anderem die beiden Ex-Mainzer Gerrit Holtmann und Pierre Kunde infrage – in der Hoffnung, dass Winterneuzugang Kunde zum Einstand nicht auch noch einen Elfmeter verschuldet.
(Foto: Marc Niemeyer)