1:3 in Leverkusen

Achtungserfolg verpasst: VfL spielt nicht wie ein Absteiger

An sein erstes Spiel mit dem VfL Bochum gegen Bayer Leverkusen dürfte sich Trainer Dieter Hecking immer gerne zurückerinnern. Bei seinem Einstand im November 2024 gelang dem damals noch sieglosen Revierklub immerhin ein 1:1 gegen den amtierenden Meister der Bundesliga. Diese Partie markiert einen Wendepunkt in der laufenden Saison. Insgesamt 20 Zähler fuhr Hecking seit seinem Amtsantritt ein. Bei der Ausbeute bleibt es vorerst, weil die Bochumer am Freitagabend in der BayArena den nächsten Achtungserfolg knapp verpassten. Trotz einer über weite Strecken ansprechenden Leistung und einem Traumtor von Felix Passlack zum zwischenzeitlichen Ausgleich verlor das Hecking-Team in Leverkusen mit 1:3.

Wie ein Absteiger haben sich die Bochumer dabei nicht präsentiert und erneut mit einem Spitzenteam mithalten können. Der VfL begegnete dem Starensemble teils auf Augenhöhe, ließ in der ersten Halbzeit dank einer guten Organisation und konsequenter Zweikampfführung kaum Torchancen zu – und setzte mit sehenswerten, aber oft nicht vollendeten Spielzügen nach Balleroberungen eigene Nadelstiche. Längst hat das Team von Trainer Hecking die Angewohnheit aus der Hinrunde abgelegt, nach einem Rückstand zu resignieren. Zu Beginn der zweiten Hälfte bot sich sogar die Chance, in Führung zu gehen. Danach kippte das Spiel, der VfL wurde hektisch, und Leverkusen nutzte Bochumer Zuordnungsprobleme sowie Unachtsamkeiten aus, dominierte und siegte verdient.

„Wir haben mehr als eine Stunde ein gutes Auswärtsspiel gezeigt. Es gibt wenige Mannschaften in unserem Bereich, die so Fußball spielen. Aber im Abstiegskampf geht es um Punkte. Die müssen wir in den nächsten Wochen holen“, analysierte Mittelfeldspieler Tom Krauß, der genauso wie Teamkollege Gerrit Holtmann die „Crunchtime“ einläutete. Sieben Spiele stehen noch an, vier davon im eigenen Stadion, zwei davon nun hintereinander: erst gegen Stuttgart, anschließend gegen Augsburg. „Ich wünsche mir, dass Stuttgart im DFB-Pokal über 120 Minuten spielen muss“, sagte Holtmann mit Blick auf das am Mittwochabend anstehende Pokal-Halbfinale des VfB. Nur zweieinhalb Tage später steigt das Duell in Bochum. „Der Druck steigt jetzt von Spiel zu Spiel“, weiß nicht nur Trainer Hecking, der aber frohen Mutes ist.

Auch gegen Leverkusen habe seine Mannschaft gegen einen „guten Gegner eine gute Leistung gezeigt“, Vorgaben umgesetzt und Widerstandskraft bewiesen – auch wenn sie am Ende wieder mit leeren Hand dasteht. Das vor allem auf Schiedsrichter Sven Jablonski zu schieben, tat beim VfL niemand, auch wenn Holtmann innerlich „explodierte“ und Krauß „keine klare Linie“ sah. Diskutiert wurde vor allem über drei Szenen, die aber alle nicht ganz eindeutig sind und selbst im VfL-Lager teils unterschiedlich bewertet werden. Erstens: Ein mögliches Strafraumfoul von Victor Boniface an Felix Passlack zu Beginn des Spiels, bei dem Hecking auf den Elfmeterpunkt gezeigt hätte, Jablonski und der VAR aufgrund der nur leichten Berührung und der Theatralik von Passlack aber nachvollziehbarerweise anderer Meinung waren.

Zweitens: Den leichten Rempler des im Abseits stehenden Jonathan Tah gegen Philipp Hofmann vor dem 1:2, den aber selbst Hecking als handelsüblich bezeichnete. Hecking sah umgekehrt auch eine Benachteiligung der Gastgeber, als Jablonski den frei aufs Tor zulaufenden Jeremie Frimpong nach einem Schubser gegen Passlack zurückpfiff. Und drittens: Das Foul von Boniface an Matus Bero bei der Entstehung des 1:3 kurz vor Schluss, das Jablonski hätte erkennen müssen, wenngleich sogar Bochums Krauß Zweifel äußerte, ob überhaupt ein klarer Fehler des Unparteiischen vorlag. Wie auch immer: „Jetzt auf dem Schiri herumzuhacken, finde ich Quatsch. Wir sollten auf uns selber schauen“, betonte Krauß. „Es ist bitter gelaufen hier in Leverkusen. Aber wir haben noch sieben Spiele und darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren.“


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(Foto: Imago / RHR-Foto)