Doppel-Abgang denkbar

Domino-Effekt: Leitsch und Bella Kotchap begehrt

Defensiv so anfällig wie jüngst in Freiburg präsentierte sich der VfL Bochum in dieser Saison äußerst selten. Erstmals seit Anfang Oktober kassierte der VfL mehr als zwei Gegentreffer in einer Partie. An dieser erfreulichen Bilanz haben vor allem zwei Eigengewächse ihren Anteil: Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch haben zuletzt mit wenigen Ausnahmen das Innenverteidiger-Duo gebildet und als solches überzeugen können. Beide spielen seit der Jugend an der Castroper Straße, sind mit dem VfL in die Bundesliga aufgestiegen und glänzen nun auch dort.

Dem VfL winkt eine hohe Ablöse

​Dass sie auch in der kommenden Saison gemeinsam das VfL-Trikot tragen, ist jedoch ziemlich unwahrscheinlich. Beide Spieler haben das Interesse anderer Vereine auf sich gezogen, denn sie bringen Qualitäten mit, die auch andere Vereine suchen: Leitsch gehört zu den schnellsten Innenverteidigern der Liga, ist Linksfuß und mit 23 Jahren noch im entwicklungsfähigen Alter. Bella Kotchap ist sogar noch jünger. Er ist erst 20 Jahre alt, ebenfalls schnell, darüber hinaus aber auch physisch sehr stark. Deshalb ist der U21-Nationalspieler nicht nur in Deutschland begehrt, sondern auch im Ausland. Schon in der Vergangenheit gab es Anfragen aus England und Italien. 

Hergeben möchte der VfL Bochum seine beiden Jung-Stars freilich nicht, doch die Marktmechanismen sind bekannt – und eine finanzielle Entschädigung winkt schließlich auch. Leitsch ist noch bis 2023, Bella Kotchap bis 2024 den VfL gebunden. Eine Verlängerung ist in beiden Fällen nicht zu erwarten. Bei Leitsch soll eine Ausstiegsklausel zum ‚Schnäppchenpreis‘ von drei Millionen Euro existieren, bei Bella Kotchap nicht. Für ihn verlangt der VfL wohl mindestens 10 Millionen Euro – für Bochumer Verhältnisse eine hohe Summe. Zur Einordnung: Der Lizenzspieleretat liegt aktuell bei rund 24 Millionen Euro. Das weiß auch Trainer Thomas Reis, der „natürlich sehr gerne mit beiden in die kommende Saison gehen“ würde, aber Realist ist: „Es gilt auch wirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen.“

Beide Spieler sind ambitioniert

Auch den Spielern winkt bei einer Vertragsunterschrift außerhalb von Bochum mehr Geld. Beide geben sich in dieser Angelegenheit jedoch eher wortkarg, lassen sich nur ungern in die Karten schauen. Vor allem Leitsch wägt die Vor- und Nachteile eines Wechsels genau ab, gilt als heimatverbunden, ist aber auch sportlich ambitioniert. Beim VfL kann er sich kaum noch neue Ziele stecken, den Aufstieg und Klassenerhalt hat er nun (fast) erreicht. Und eine Vorentscheidung hat Leitsch bereits im vergangenen Sommer getroffen. Im August hat er seinen Vertrag um ein Jahr verlängert – eine ungewöhnliche Laufzeit in seinem Alter. Der Hintergedanke: Wenn er nach der Saison wechselt, soll der VfL wenigstens finanziell profitieren. Schon da kokettierte Leitsch also mit dem nächsten Schritt.

Bella Kotchap, dessen Potenzial noch höher einzuschätzen ist, denkt ebenso an einen Abgang. Dass sein Vater, der eigentlich die Interessen seines Sohnes vertritt, laut SportBild einen professionellen Berater engagieren möchte, gilt in der Branche als fast sicheres Indiz für einen Vereinswechsel. Im Gegensatz zu Leitsch, der mit einer Ausstiegsklausel das Heft des Handelns selbst in der Hand hat, kann der VfL bei Bella Kotchap aber relativ entspannt in Verhandlungen mit anderen Vereinen gehen. Theoretisch könnten die Bochumer noch ein Jahr warten, auch 2023 würde es für Bella Kotchap noch eine Ablöse geben. Der VfL ist also nicht gezwungen, beide Innenverteidiger auf einmal abzugeben. Gleichwohl: Bei einem passenden Angebot ist ein Wechsel dennoch wahrscheinlich.

Viele Wechsel im Sommer

Zumal die Nachfrage für talentierte Innenverteidiger in diesem Sommer besonders groß sein dürfte. Mit dem feststehenden Abgang von Matthias Ginter, der Borussia Mönchengladbach verlässt, mit dem Wechsel von Bayern-Profi Niklas Süle zu Borussia Dortmund und dem möglichen Transfer von Freiburgs Nico Schlotterbeck zu einem der Top-Klubs könnte es auf dem deutschen Markt eine Art Domino-Effekt geben. Heißt: Vereine, die Spieler abgeben, schauen innerhalb der Liga nach potenziellen Nachfolgern – und könnten dabei auch in Bochum fündig werden.

(Foto. Imago / Team 2)