Pressekonferenz

Kommentar: Letsch überzeugt – Villis dagegen nicht

Warum Hans-Peter Villis bei der Pressekonferenz zur Vorstellung von Thomas Letsch auf dem Podium saß, verstand am Ende wohl kaum jemand. Der Vorsitzende des Bochumer Präsidiums sprach die einleitenden Worte, Fragen an ihn waren danach aber nicht mehr erwünscht. Jens Fricke, Moderator und Vereinssprecher, hatte jedenfalls einen klaren Plan: Erst sollten Fragen an Thomas Letsch gestellt werden, dann an Patrick Fabian. Mehr nicht. Fricke wollte die Runde schon beenden, als sich gleich mehrere Journalisten meldeten, um auch Hans-Peter Villis zu befragen.

Doch ein solcher Themenblock war nicht vorgesehen. Als etwa ein Autor von Einsachtvieracht ansetzte, sagte Fricke: „Geht hoffentlich in Richtung Patrick Fabian“. Was nicht der Fall war. Der Kollege wollte wissen, warum Villis bei der Pressekonferenz zur Trennung von Thomas Reis mit Abwesenheit glänzte, zur Vorstellung von Thomas Letsch nun aber wieder in Erscheinung trat – eine berechtigte Nachfrage. Villis begründete dies mit beruflichen Verpflichtungen abseits des VfL. Er übe schließlich ein Ehrenamt aus. Okay, das ist nachvollziehbar, wenn es im konkreten Fall wirklich so war.

Auch danach wollte Fricke die Pressekonferenz schon beenden, die Frage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin zur Kommunikation von Villis in der Causa Reis sollte nicht mehr zugelassen werden. Zum Glück wurde Hartnäckigkeit am Ende belohnt. Wobei: Villis redete zwar, antwortete aber nicht wirklich. Ganz ehrlich: Wer sich in eine Pressekonferenz setzt, sollte auch bereit sein, Fragen zu beantworten. Wer das nicht möchte und sich vor kritischen Nachfragen fürchtet, sollte solchen Veranstaltungen besser aus dem Weg gehen und das Podium anderen Personen überlassen.

Wie man gut vorbereitet, eloquent und souverän eine Pressekonferenz meistern kann, hat hingegen Thomas Letsch bewiesen. Der neue Cheftrainer des VfL Bochum überzeugte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Bochum, hinterließ einen unaufgeregten Eindruck, antwortete ausführlich und deutete an, auch in punkto Rhetorik ein Upgrade zu seinem Vorgänger sein. Eines ist klar: Der Übungsleiter steht für eine strukturierte Arbeitsweise und eine klare Kommunikation, auf und neben dem Platz. Vielleicht dient er anderen ja als Vorbild.

(Foto: picture alliance)