Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Für den VfL Bochum geht es in dieser Saison um das große Ganze. Oder, wie es Manuel Riemann nach der 1:2-Pleite in Kiel treffend beschrieb: um die Existenz. Der Sturz aus der ersten in die zweite Liga tat seinerzeit weh – doch ein weiterer Abstieg würde den Verein noch viel mehr treffen. Schon nach dem ersten Saisondrittel ist das ein realistisches Szenario – so hoffnungslos wirkt die Lage derzeit und so viel ist in letzter Zeit schiefgelaufen.
Die Spieler sind gefordert…
Trotzdem müssen Lösungsansätze her. Und die zu finden, ist genau das Problem. Der Trainerwechsel hat bislang nur wenig gebracht. Thomas Reis hat viele Schwachstellen bereits erkannt, muss aber erst noch beweisen, dass er wirklich der richtige Übungsleiter für diese Situation ist. Zumal die Aussprache unter der Woche, die im Kern richtig und wichtig war, offensichtlich wenig gebracht hat. Allein das sagt viel über den Zustand dieser Mannschaft aus.
Somit wären wir beim nächsten, vermutlich entscheidenden Defizit. Ein echtes Team, eine Einheit ist nicht zu erkennen. Hinzu kommt, dass der Kader auf vielen Positionen nicht gut zusammengestellt wurde. Zum einen vermissen viele Beobachter die richtige Mentalität, die Bindung zum Verein ist bei vielen Spielern nicht ansatzweise ausgeprägt. Zum anderen fehlt auf vielen Positionen die Qualität. War es im Vorjahr vor allem das Tempo, das Probleme bereitet hat, ist es in dieser Saison die eklatante Zweikampfschwäche.
…Schindzielorz aber auch
All das hatte sich aber schon früh in der Saisonvorbereitung angedeutet, doch die zuständigen Mitglieder der Vereinsführung haben es entweder übersehen oder waren nicht imstande, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Kann man ihnen also noch vertrauen, nun die richtigen Schlüsse zu ziehen? Sollte Hans-Peter Villis immer noch fehlende Erfahrung für die Talfahrt anführen, lässt das ernsthaft an seiner sportlichen Kompetenz zweifeln.
Und ob Sebastian Schindzielorz wirklich stark genug ist, um die Chefrolle auszufüllen, darf auch hinterfragt werden. Der sportliche Bereich ist eine Großbaustelle. Nicht nur seine öffentlichen Auftritte sind ein Indiz für Unsicherheit. Und genau das merkt auch die Mannschaft oder jeder potenzielle Neuzugang. Denn im Winter müssen trotz knapper Kasse Verstärkungen her. Das ist wohl der naheliegendste Ansatz, diese Saison noch irgendwie zu retten.
(Foto: Sportfoto Gerd Krause)