VfL-Kommentar

Traumreise Bundesliga? Bitte an Land bleiben!

Die Spieler des VfL Bochum wussten, bei wem sie sich bedanken durften. Es war die letzte Aktion, die letzte Chance der Partie. Doch Torhüter Manuel Riemann war zur Stelle und sicherte mit einer Parade den 3:2-Auswärtssieg bei den Würzburger Kickers. In der vierten Minute der Nachspielzeit kratzte er einen Schuss von der Linie. Das war knapp. Der erneute Einschlag hätte zu einer wilden, ereignisreichen Partie gepasst. Schon nach sieben Minuten lag der VfL beim Tabellenletzten mit 0:1 zurück.

Die Neuen helfen

Doch das Team bewies Kampfgeist, zeigte die richtige Mentalität gegen engagierte, aber schwache Würzburger, und kam zurück. Ein Sonderlob verdienen sich neben Riemann und Siegtorschütze Simon Zoller vor allem zwei Neue: Raman Chibsah und Soma Novothny. Der Ghanaer tut dem Team mit seiner Präsenz gut, der Ungar mit seinem unermüdlichen Einsatz. Er ist laufstark, aggressiv und hat ein gutes Gespür. In Würzburg erzielte er das 1:1 und war auch am 2:1 entscheidend beteiligt.

Der Sieg in Würzburg war am Ende verdient, der Weg dahin aber mühevoll. Ein rundum überzeugender Auftritt war in dieser Saison bislang nicht dabei. Von Spielkultur kann noch keine Rede sein, vor allem Tempo, Präzision und Überraschungsmomente müssen dazukommen. Wer streng ist, könnte sogar sagen: Der Spielverlauf gegen St. Pauli, Osnabrück und Braunschweig gab noch mehr Punkte her. Trotzdem steht der VfL auf dem zweiten Platz, eine schöne Momentaufnahme. Mehr nicht. Zumal Rang 14 nur vier Punkte entfernt ist.

Noch viel zu tun

Aufstiegsgedanken, plötzlich offensiv geäußert von Fans und Medien, kommen deshalb viel zu früh. Die bisherigen Leistungen rechtfertigen das auch nicht, stärkere Gegner kommen außerdem noch. Ja, die Liga gibt das theoretisch her, ein zweites Spitzenteam neben dem HSV ist vorerst nicht in Sicht. Um diese Rolle einzunehmen, müsste sich der VfL aber weiter steigern und konstant punkten. Wer jetzt schon zur Traumreise Bundesliga aufbricht, dem sei gesagt: Bitte an Land bleiben, da gibt es noch genug zu tun.

(Foto: Imago / Jan Huebner)