Die 750 Zuschauer am Dienstagabend haben alles gegeben. Mit viel Leidenschaft haben sie den VfL im DFB-Pokal gegen Mainz ins Viertelfinale geschrien. Ob im Stadion oder an den Fernsehgeräten – der Unterschied zu einem Geisterspiel war deutlich zu hören. Dennoch: Ein normales Heimspiel, so wie wir es kennen, war es natürlich nicht.
Maßnahmen müssen Sinn ergeben
Wichtig und richtig sind die Corona-Schutzmaßnahmen ja grundsätzlich schon. Tag für Tag beschert uns die Omikron-Variante neue Höchstwerte, aktuell jenseits der 100.000 – und noch ist kein Ende in Sicht. Nur weil die Variante offenbar milder ist, ist sie nicht harmlos. Zumal sie deutlich ansteckender ist. Die deutsche Vorsicht ist also gar nicht verkehrt. Logisch sind einige Regeln allerdings nicht, im schlimmstenfalls sogar kontraproduktiv.
Zum Beispiel beim Fußball. Von 27.600 Plätzen im Bochumer Ruhrstadion waren am Dienstag gegen Mainz nur 750 belegt. Mehr dürfen es auch an diesem Samstag gegen Köln nicht sein. Allerdings: Von den anderen 26.850 guckt ja nicht jeder allein auf dem Sofa. Ein Leser dieser Seite schickte mir während des Pokalspiels ein Foto aus einer Kneipe – mit vielen Gäste, natürlich ohne Maske, eher eng und stickig als großräumig und luftig.
Wir wissen noch nicht alles über dieses Virus, manches aber schon. Vor allem, was hilft: Drei Impfungen, Abstand halten, FFP2-Maske tragen. Und: Draußen an der frischen Luft ist das Risiko nicht gleich null, aber geringer als in Innenräumen. Es wäre also sinnvoller, die Leute ins Stadion zu „lenken“. Nicht alle, klar. Das gibt die Situation nicht her. Kritisch wird es dann wieder bei der An- und Abreise. Aber jeden zweiten oder dritten Sitzplatz mit Geimpften zu besetzen und eine FFP2-Maskenpflicht anzuordnen, das wäre doch guten Gewissens möglich.
Viel Platz und trotzdem eng
Zumal es mit nur 750 Zuschauern im Stadion nicht unbedingt besser läuft. An dieser Stelle muss sich auch der VfL Bochum Kritik gefallen lassen: Die Fans saßen am Dienstag erstaunlich eng beieinander, ohne Maske und ohne den allseits empfohlenen Abstand von anderthalb Metern. Ja, das ist so erlaubt. Aber Platz wäre doch genug, selbst wenn man nur eine Tribüne öffnet. Im VIP-Raum sah es ähnlich aus. Hier sollte der Klub aus Vernunft und Verantwortung nachbessern – und darauf hoffen, dass die Landesregierung schon bald eine ganz neue Lösung findet.
(Foto: Imago / Eibner)