Corona-Krise

Kommentar: Saison abbrechen – aber wie?

An erster Stelle steht die Gesundheit. Das ist ein Satz, den jeder von uns zum Geburtstag oder Jahreswechsel hört oder ausspricht. Doch erst dann, wenn es wirklich ernst wird, gewinnt er wirklich an Bedeutung. Dann verstehen auch diejenigen, die sich für unverwundbar halten, dass Gesundheit tatsächlich das höchste Gut ist. Das ist gerade der Fall.

Problem: Verbände zögern

Zweifellos: Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Die Corona-Krise stellt uns in allen Lebensbereichen vor gewaltige Herausforderungen, für die es keine Erfahrungswerte gibt. Eine solche Situation hat es noch nie gegeben. Viele Menschen wissen nicht, was sie tun sollen – auch nicht im Fußball. Da geht es um sportlichen Wettbewerb, aber vor allem um wirtschaftliche Folgen. Es geht um millionenschwere Verträge, die irgendwie eingehalten werden sollen.

Das Problem ist: Es gibt Funktionäre bei den Verbänden, die weiter nur auf Sicht fahren. Weil sie immer noch hoffen, dass das Coronavirus so schnell verschwinden wird, wie es über uns hereingebrochen ist. Das ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern auch naiv. Eine schnelle Rückkehr zur Normalität ist ausgeschlossen. Es muss also eine größere Lösung her.

Eure Meinung: Was ist jetzt zu tun?

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Emotional ist die Lage sowieso klar: Geisterspiele sind verstörend. Sie machen keinen Spaß und verzerren den Wettbewerb, denn Spiele ohne Zuschauer entwickeln eine andere Dynamik. Das stärkste Sachargument ist aber dieses: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich weitere Profis infizieren werden. In Hannover hat es schon zwei Spieler erwischt. Der Plan ist bis Ende Mai unmöglich zu halten.

Wenn sich die Vertreter der Erst- und Zweitligisten am Montag zusammensetzen, dann müssen sie darüber beraten, wie sie die Spielzeit möglichst schmerzfrei beenden. Eine vorrübergehende Spielpause könnte Zeit zum Nachdenken und Verhandeln bringen, bevor ein endgültiger Schlussstrich gezogen wird.

Idee: Liga aufstocken

Allein aus sportlicher Sicht gibt es zahlreiche Varianten: Können wir so tun, als ob es die Saison nie gegeben hätte? Das wäre organisatorisch sicher leicht, aber hart für alle, die weit oben stehen. Und nur die Hinrunde werten? Das wäre eigentlich fair, weil jeder einmal gegen jeden gespielt. Oder die aktuelle Tabelle einfrieren? Auch das ist eine Option.

Bei einem Saisonabbruch müsste vor allem eine Lösung für den Auf- und Abstieg gefunden werden. Logisch wäre in jedem Fall eine Aufstockung der Ligen ohne Absteiger. Das hätte den Nebeneffekt, dass in der neuen Saison mehr Spiele stattfinden würden und die Vereine ihre Verluste ein wenig ausgleichen könnten. Eine Liga mit 20 Teams wäre durchaus möglich.

Einfach wird es definitiv nicht. Da wären wir wieder beim Geschäft. Einbußen gibt es so oder so, das lässt sich nicht vermeiden. Dass der VfL die Klasse bei einem baldigen Saisonende wohl halten würde, wäre sicher schön. Aber aus vollem Herzen freuen könnte man sich in diesen Zeiten nicht darüber. Vieles bleibt unsicher und fragil. Dabei sollte uns auch wieder bewusst werden: Fußball ist nur eine schöne Nebensache. Und Gesundheit die Hauptsache.

(Foto: Pressefoto Eibner)