Kommentar

Unwürdiges Gepolter: Danke, Schalke!

Für Romantik ist im modernen Fußball bekanntlich wenig Platz. Und doch erwischt sich jeder Fan bei der Suche nach Spielern, die es wirklich ernst meinen mit ihrem Klub, für die der VfL Bochum mehr ist als nur ein Arbeitgeber auf Zeit. Dieses Gefühl hatten viele Anhänger auch bei Sebastian Polter. Als er nach dem Klassenerhalt vor wenigen Wochen gemeinsam mit Manuel Riemann, Simon Zoller und Anthony Losilla das Bermuda-Dreieck stürmte, schien es so, als hätte sich Polter in diesen Verein ernsthaft verguckt.

Doch in einem Atemzug mit drei wirklich treuen Seelen genannt zu werden, hat Polter nicht mehr verdient. Der 31-Jährige wechselt ausgerechnet zu Schalke 04, es ist sein achter Klub im elften Profijahr. Nüchtern betrachtet ist das nachvollziehbar: Auf Schalke bekommt er mehr Geld und vor allem einen längeren Vertrag. Auch die Frankfurter Eintracht, die rechtzeitig einen Rückzieher gemacht hat, hätte ihm mehr bezahlt. Wie gesagt: Romantik gibt es kaum noch, und das wissen die allermeisten Fans auch, wenn sie die Emotionen ausblenden.

Stillos, aber clever

Was sie aber – völlig zu Recht – ärgert, ist das unwürdige Gepolter des erfolgreichsten VfL-Torschützen der Vorsaison. Erst sagte der Angreifer in einem Interview: Der VfL Bochum und ich – das sind Topf und Deckel. Um nur kurze Zeit später über den Berater und die Medien auf einen Wechsel zu drängen. Sie haben den Verein damit stillos, aber clever unter Druck gesetzt. Denn die meisten Fans wollten Polter im VfL-Trikot nicht mehr sehen, auch im Klub waren viele genervt. Die Verantwortlichen waren also gezwungen, eine Lösung zu finden.

Immerhin: Polter wurde ablösefrei verpflichtet, nun gibt es rund 1,5 Millionen Euro. Sportlich mag er ein Verlust sein, zehn Tore müssen ersetzt werden. Doch Philipp Hofmann und Simon Zoller stehen schon bereit. Und einen Spieler, der seine Eigeninteressen öffentlich derart zur Schau stellt, kann der VfL ohnehin nicht gebrauchen. Schließlich hat er schon in Berlin, privat wie beruflich, keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm jeder Euro heilig ist, auch auf Kosten der Solidarität. All das ist aber nicht mehr das Problem des VfL Bochum. Dafür geht ein Dank in die Nachbarstadt.

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