Der Applaus war ihnen gewiss. Als der VfL Bochum vor einigen Wochen verkündete, dass die Spieler in der Corona-Krise freiwillig auf Teile ihres Lohns verzichten, waren viele Fans entzückt. Auch Sebastian Schindzielorz war glücklich und wählte salbungsvolle Worte: „Dieses Angebot vom Team freut uns sehr, schließlich hat man im ganzen Stadtgebiet von Bochum gesehen und gehört, was Solidarität bedeutet.“
Der Manager nutzte dabei das Zauberwort: Solidarität. Trotzdem muss der VfL weiter kämpfen, um die Corona-Krise halbwegs unbeschadet zu überstehen. Die meisten Mitarbeiter der Geschäftsstelle wurden mittlerweile in Kurzarbeit geschickt. Und vor knapp einer Woche gab Ilja Kaenzig, Schindzielorz‘ Kollege in der Geschäftsführung, unumwunden zu, dass der VfL bei einer weiteren Spielpause und ohne Gegenmaßnahmen in arge Geldnöte kommen würde.
Verhältnisse stimmen nicht
Dabei auch die Rolle der Berufsfußballer zu hinterfragen, liegt auf der Hand. Zur Einordnung sind zwei Dinge sicher entscheidend. Zum einen: Ein Profi, der beim VfL unter Vertrag steht, kassiert keine Millionen, zumindest nicht im Jahr. Aber ein mittlerer sechsstelliger Betrag pro Saison ist mit etwas Talent am Ball und dem richtigen Berater möglich. Zum anderen: Dieses Geld ist nicht vom Himmel gefallen. Das Geschäft boomte jahrelang, den Fans sei Dank.
Insofern ist jede Gehaltsdiskussion im Fußball gefährlich, sie droht schnell zu einer Neiddebatte zu werden. Zumal die Spieler das ganze System maßgeblich prägen. Dass sie mehr vom großen Kuchen abbekommen, ist nur logisch. Doch wer in guten Zeiten die Hände offen hält, sollte sie in schlechten Zeiten nicht schließen. Das tun die Profis des VfL Bochum auch nicht, aber ihr Zugeständnis wirkt im Gesamtzusammenhang eher bescheiden. Während sie dem Verein für drei Monate 10 bis 15 Prozent ihrer Gehälter schenken, müssen die übrigen Angestellten in (notwendiger) Kurzarbeit auf bis zu 40 Prozent verzichten.
Nehmen wir also zwei fiktive Gehälter, um zu zeigen, dass die Verhältnisse nicht stimmen: Ein Fußballer, der sonst 25.000 Euro im Monat kassiert, verzichtet zwar freiwillig auf eine vierstellige Summe, wird sich aber trotzdem nicht einschränken müssen. Ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle spürt die Abzüge dagegen sofort. Wer unter normalen Umständen 2.500 Euro brutto im Monat kassiert, also nur ein Zehntel dessen, was der Fußballer bekommt, hat in Kurzarbeit nur etwas mehr als 1.000 Euro netto in der Tasche. Fair und solidarisch ist das nicht, die Schieflage offensichtlich.
Solidarität in der Kabine
Und ein Thema mit noch mehr Brisanz wird schon bald dazukommen. Denn in der nächsten Saison wird auch die Mannschaft auf dem Rasen zweigeteilt sein. Die einen besitzen noch großzügige Altverträge, die anderen unterschreiben unter gänzlich anderen Voraussetzungen – dass sie (deutlich) weniger Geld kassieren werden, hat Geschäftsführer Ilja Kaenzig schon mehrfach prophezeit. Spätestens dann wird sich zeigen, ob die Spieler verstehen, dass sie es sind, die in der Krise die größten Opfer bringen müssen.
(Foto: Sportfoto Gerd Krause)