Debatte

Kolumne: Der VfL verdient Solidarität, nicht Frankfurt

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Ereignisse auf den Rängen beim Spiel gegen Frankfurt.

Mit einer neuen Vorsängeranlage wollten die Ultras im Heimspiel des VfL Bochum gegen Eintracht Frankfurt für eine noch bessere Stimmung sorgen. „Selten haben wir Fans eine so große Rolle im Ruhrstadion gespielt wie aktuell“, schrieb die entsprechende Gruppe im Vorfeld der Partie auf ihrer Website und bat um ein konstruktives Feedback.

Zahlreiche Zuschriften an Tief im Westen – Das VfL-Magazin zeigen: Es herrscht Unverständnis. Monatelang hatten die Ultras um die Anlage gekämpft, nur um beim ersten Einsatz den organisierten Support einzustellen. Ganz offensichtlich haben sich die Bochumer mit den Ultras der Eintracht solidarisiert, nachdem sie ihre Zaunfahnen abnehmen mussten, weil diese Fluchtwege versperrten. Die Frankfurter verließen daraufhin den Block, und mit Ausnahme der Bochumer Ultras waren wohl alle Zuschauer ganz froh darüber.

Wie Szenekenner berichten, gab es allerdings auch innerhalb der beiden großen Bochumer Ultra-Gruppen unterschiedliche Meinungen, welches Verhalten nun richtig ist. Das Ergebnis aber war, dass die uneinsichtigen Frankfurter die Bochumer Kurve zumindest für diesen Tag gespalten haben. Dabei wäre es gerade in diesem Moment wichtiger gewesen, dass alle Bochumer Loyalität zum eigenen Klub zu demonstrieren. Wer im Vorfeld der Partie die Wichtigkeit der Unterstützung derart betont, sollte die Mannschaft nicht plötzlich im Stich lassen. Die Frage muss erlaubt sein: Was ist den Ultras im Zweifel wichtiger: Gesetzmäßigkeiten der Szene – oder, wie es sein sollte, der VfL? Das ist auch eine wichtige Frage für den Klub, der Ultra-Gruppen Privilegien einräumt und damit automatisch andere Fans benachteiligt.

Zumal die Folge einer solchen Aktion ist, dass sich die Ultras immer weiter isolieren, weil kaum noch ein Fan ihre Vorgehensweise nachvollziehen kann. Der Widerspruch zwischen ihrem Credo, dass der Verein über allem stehe, und ihren Handlungen ist unübersehbar. Das wiederum schadet dem gesamten Klub. Denn glaubwürdige Ultras sind nicht nur potenzielle Stimmungsmacher, sondern als kritisches Korrektiv wichtiger als viele ihrer Widersacher denken.


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(Foto: Marc Niemeyer)