1:3 trotz guter Leistung

VfL verliert in Kiel: Sieg der Theoretiker

Die Aussicht auf Größeres scheint dem VfL Bochum per se nicht gut zu tun. Das ist jedenfalls eine Theorie, die unter den Anhängern schon seit Jahren die Runde macht. Soll heißen: Gibt es, wie etwa an diesem Freitagabend, die Chance, sogar die Tabellenführung zu übernehmen, den dritten Sieg in Folge einzufahren und die Euphorie weiter befeuern, dann droht wohl wieder eine Enttäuschung. Wer an diesem Wochenende nur auf die Anzeigetafel und die Tabelle schaut, hat mit seiner Theorie tatsächlich Recht behalten: Der VfL verlor bei Holstein Kiel mit 1:3.

Eine Stunde lang besser

Das Ergebnis ist im Fußball natürlich entscheidend, verrät aber nicht alles. Denn dieses Mal ist der Fall etwas anders gelagert. Die Niederlage war nicht das Ergebnis einer schludrigen Spielweise oder taktischer Tüftelei ohne Erfolg, sondern lediglich fehlender Effizienz und einer Mittelfeldreihe, die mit zunehmender Spieldauer den Zugriff und irgendwie auch die Kraft verlor. Anthony Losilla und Robert Tesche machten erstaunlich viele Fehler. Auch Robert Zulj gönnte sich mal wieder eine schöpferische Pause.

Trotzdem: Grundsätzlich knüpfte das Team von Trainer Thomas Reis an die zuletzt überzeugenden Leistungen gegen Hamburg und Düsseldorf an. Der VfL war somit auch an der Kieler Förde die bessere Mannschaft. Aggressiv gegen den Ball, mutig und temporeich im Vorwärtsgang – so wusste die Revierelf erneut zu überzeugen. Zumindest 60 Minuten lang. Dann aber kam ein Bruch ins Spiel. Binnen 120 Sekunden stellte Holstein Kiel die Partie auf den Kopf. Bei beiden Gegentreffern fehlte der Zugriff, kein Bochumer attackierte konsequent.

Umstrittener Elfmeter

Während der VfL zuvor einige gute Gelegenheiten liegen gelassen hatte, zeigten sich die Kieler vor dem Tor also ziemlich konsequent. Das war am Ende auch einer der Hauptgründe für die dritte Bochumer Saisonniederlage. Hinzu kam ein fragwürdiger Elfmeter schon in der ersten Halbzeit. Nach einem verunglückten Kopfballversuch kam der Ball ohne Absicht an den Unterarm von Armel Bella Kotchap. Kein Kieler prostierte, der Videoassistent dagegen schon. Schiedsrichter Robert Schröder prüfte die Szene und entschied auf Elfmeter.

Alexander Mühling traf anschließend souverän vom Punkt. Dass sich Bella Kotchap keinen Vorteil verschafft hatte, und die Armbewegung eher natürlich als unnatürlich war, spielte bei der Regelauslegung offenbar keine Rolle. Immerhin beschäftigte sich der VfL nicht lange mit dieser Szene und lieferte mit dem Ausgleich durch Simon Zoller umgehend die Antwort. Davor wie auch danach war der VfL die aktivere, gefährlichere Mannschaft, ohne die Überlegenheit in eine eigene Führung zu verwandeln. Vor allem der umtriebige und dynamische Gerrit Holtmann belohnte sich nicht.

Rückschlag nach Aufwärtstrend

Und genau das rächte sich nach etwas mehr als einer Stunde, als der VfL zunehmend die Spielkontrolle verlor und sich von dem Doppelschlag der Hausherren auch nicht mehr erholte. „Wenn man sich den kompletten Spielverlauf anschaut, ist das sehr, sehr ärgerlich. Die Partie hätte auch anders ausgehen können“, sagte Reis nach dem Schlusspfiff. Auch er dürfte erkannt haben, dass der neue Weg, eingeschlagen nach der Niederlage gegen Fürth, grundsätzlich der richtige ist – trotz des Rückschlags an diesem Spieltag.   

(Foto: Firo Sportphoto)