Erster Arbeitstag

Neuer Trainer: Reis sieht Potenziale statt Probleme

Bochums neuer Trainer scheint zu den Frühaufstehern zu gehören. Schon um 9.30 Uhr – in der Fußballbranche eine eher ungewöhnliche Zeit – stellte sich Thomas Reis am Montagmorgen der Öffentlichkeit vor. Wobei es ja eher ein Wiedersehen war. Die allermeisten Gesichter kennt der neue Übungsleiter schon, und die allermeisten Protagonisten kennen ihn. 13 Jahre lang wirkte er als Spieler, Assistent oder Nachwuchscoach an der Castroper Straße, jetzt ist er wieder zurück: zum ersten Mal als Cheftrainer einer Profimannschaft.

„Agieren statt reagieren“

Und Thomas Reis ist auf den Job bei seinem Herzensklub offensichtlich gut vorbereitet. Schon vor dem ersten Arbeitstag hat er die bisherigen Saisonspiele eingehend analysiert. „Ich möchte nicht von Problemen, sondern von Potenzialen sprechen“, erklärte Reis in seiner ersten Pressekonferenz, die er souverän meisterte. Der Fußballlehrer will aber auch nicht zu den Schönrednern gehören. Mit nur zwei Punkten nach fünf Spielen steht der VfL auf dem vorletzten Tabellenplatz. Das weiß auch Reis: „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation.“ Als „Feuerwehrmann“ sei er jedoch nicht geholt worden. Geht es nach den Verantwortlichen, dann soll der Ex-Profi für eine langfristige Entwicklung und für kurzfristige Erfolge stehen.

Einen Plan für diesen „Traumjob“ – und bei Reis ist das sicher keine Floskel – hat er sich schon zurecht gelegt. „Agieren statt reagieren“ lautet das Motto. Bedeutet: „Offensiv zu denken, ohne die Restverteidigung zu vergessen. Kompaktheit herzustellen, ohne passiv zu sein.“ Vielen VfL-Fans dürfte dieser Grundgedanke bekannt vorkommen. Geprägt hat ihn vor einigen Jahren Gertjan Verbeek, Reis war damals Co-Trainer. Inhaltlich war Reis von dessen Philosophie immer angetan, doch menschlich wurde er mit dem Niederländer nie wirklich warm. Auch das war ein Grund für seinen Weggang und drei Lehrjahre als U19-Coach in Wolfsburg.

Im Gegensatz zu seinem früheren Chef beschreibt sich Reis als „offen und kommunikativ.“ Mit einem „klaren Plan“ wolle er vorangehen, dem Team Sicherheit verleihen und „ein gutes Klima schaffen.“ Ebenfalls wichtig: „Wir müssen eine Hierarchie erarbeiten.“ 30 Einzelspieler zählt der Profikader des VfL, Geschlossenheit war zuletzt nicht immer zu erkennen. Torhüter Manuel Riemann deutete etwa einen Konflikt zwischen jungen und erfahrenen Spielern an. Reis weiß um die Schwierigkeiten und will sich dagegenstemmen. Die erste Maßnahme: Stefano Celozzi, der zuletzt ausgemusterte Ex-Kapitän, soll sportlich eine neue Chance erhalten.

„Pessimisten zu Optimisten“

Dass Reis Spannungen wie diese zum ersten Mal als Chef einer Profimannschaft lösen muss, sieht er nicht als Problem an. Auch wenn der VfL zuletzt weniger gute Erfahrungen mit Neueinsteigern gemacht hat. Doch anders als Ismail Atalan war Reis früher selber Profi. Und anders als Jens Rasiejewski verkörpert er mehr Leidenschaft und Konsequenz. Letzte Zweifel will Reis schließlich mit guten Resultaten aus der Welt schaffen. Sein Credo: „Ich will aus Pessimisten wieder Optimisten machen.“