Anthony Losilla ist beim VfL Bochum nicht nur Dauerbrenner, sondern auch Dauerrenner. Der 33-Jährige zählt zu den laufstärksten Spielern der gesamten Liga. Doch auf seinen Kapitän wird Trainer Thomas Reis am Samstag beim Auswärtsspiel gegen Greuther Fürth verzichten müssen. Losilla ist nach seiner fünften Verwarnung gesperrt.
Zweiter Sechser?
Für den Franzosen ist es die erste Zwangspause in dieser Saison, keine Minute hat er bislang gefehlt. Auch saisonübergreifend ist die Bilanz beeindruckend: Seit seinem Wechsel zum VfL im Sommer 2014 fanden nur 13 Pflichtspiele ohne ihn statt. Hätte Losilla nie pausieren müssen, dann würde er zwei Tage vor Weihnachten seine 200. Partie im blau-weißen Dress absolvieren. Wie wichtig der Franzose für das Spiel der Bochumer ist, wäre damit geklärt. Nun folgt allerdings die Frage: Wer soll ihn beim Gastspiel in Franken ersetzen?
Im Prinzip muss Thomas Reis sogar doppelten Ersatz suchen und finden: Zum einen benötigt er einen zentralen Mittelfeldspieler, der neben Robert Tesche das Zentrum stärkt und als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive fungiert. Zum anderen muss der Chefcoach auch jemanden bestimmen, der die Kapitänsbinde und somit Verantwortung übernimmt. Fest steht schon jetzt: Losillas Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt. Doch rein sportlich betrachtet gibt es eigentlich nur eine naheliegende Alternative.
So könnte Vitaly Janelt, dem Robert Tesche mit seiner Erfahrung zuletzt den Rang abgelaufen hat, eine neue Chance erhalten. Er wäre auch ein positionsgetreuer Ersatz. Dass Thomas Eisfeld stattdessen auflaufen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Janelt ist zweikampfstärker als sein Teamkollege, außerdem war Eisfeld zuletzt verletzt und hat einige Trainingseinheiten verpasst. Auch dass Innenverteidiger Saulo Decarli eine Position nach vorne gezogen wird und der wiedergenesene Simon Lorenz dessen Aufgaben in der Abwehr übernimmt, wäre eher eine Notlösung.
Während sich Janelt also berechtigte Hoffnungen auf einen Startelfeinsatz machen kann, muss ein Spielführer noch festgelegt werden. Wobei es auch in dieser Angelegenheit eine Tendenz gibt: Torhüter Manuel Riemann dürfte am Fürther Ronhof die Kapitänsbinde tragen. Er zählt zum kleinen Kreis der Führungsspieler und scheut vor klaren Ansagen nicht zurück. Echte Leader sind ansonsten Mangelware im Bochumer Team. Mit Abstrichen wären vom Stammpersonal lediglich Danny Blum oder Robert Tesche Alternativen. Entscheiden wird sich Thomas Reis wohl erst kurzfristig.
Zweiter Sieg?
Viel wichtiger ist ihm ohnehin, dass seine Mannschaft ähnlich geschlossen konzentriert und diszipliniert auftreten wird wie zuletzt beim Heimsieg gegen Aue. Nur so könnte der VfL zum ersten Mal in diesem Jahr zwei Siege in Folge landen und sich vor der Winterpause ein wenig von den Abstiegsplätzen distanzieren. Mit mehr Gegenwehr als in der Vorwoche ist aber in jedem Fall zu rechnen. „Fürth ist spielstark und sehr variabel“, sagte Reis in der Pressekonferenz am Donnerstag. „Wir müssen die Abstände untereinander unbedingt einhalten.“ Eine Vorgabe, die für den Ersatz von Anthony Losilla natürlich auch gilt.
(Foto: Sportfoto Gerd Krause)