Suche läuft weiter

„Keine Kompromisse“ – Kaenzig über VfL-Investor

So ruhig wie in diesen Tagen war es in der Länderspielpause Anfang Oktober nicht immer. Vor ziemlich genau zwei Jahren haben die Mitglieder des VfL Bochum eine wegweisende Entscheidung getroffen. Mit großer Mehrheit, aber auch unter Protesten, haben sie für die Ausgliederung der Profiabteilung gestimmt. So ist es mittlerweile möglich, Geschäftsanteile an externe Geldgeber zu veräußern. In der Hoffnung auf eine Finanzspritze und mehr sportlichen Erfolg wartet das Umfeld deshalb auf eine erste Vollzugsmeldung.

Doch wann die avisierte Millionensumme fließen könnte, ist weiter ungewiss. Erste Andeutungen von Hans-Peter Villis, dass der Einstieg eines Investors noch in diesem Jahr erfolgen könnte, gab es schon im Januar. Vor knapp zwei Wochen legte er im „Tief im Westen“-Interview sogar nach. Die Rede war von „konkreten Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern, darunter ein möglicher Ankerinvestor.“ Damit hat der Vereinsvorsitzende Erwartungen geweckt – auch wenn er weiter den Konjunktiv bemüht hat.

Präsidium verhandelt

Wie glücklich Geschäftsführer Ilja Kaenzig über diese Aussagen war, ist nicht überliefert. Doch schon in der Jahreshauptversammlung vor knapp zwei Wochen war er um Zurückhaltung bemüht. „Ein Investoreneinstieg ist eine Generationenentscheidung, deshalb arbeiten wir mit größtem Respekt an dieser Aufgabe“, sagte der 46-Jährige vor den Mitgliedern. Zunächst habe sich die Suche auf persönliche Kontakte und das erweiterte Vereinsumfeld erstreckt. Mittlerweile sei der Prozess auch ausgedehnt worden.

Auf den ersten Blick passt diese Information jedoch nicht zu den Äußerungen von Villis, der bei vielen Fans den Eindruck erweckt hat, man habe einen Geldgeber bereits an der Angel. So wurden seine Aussagen jedenfalls interpretiert. Doch Kaenzig sieht darin keinen Widerspruch. „Die Gespräche könnten im schlimmsten Fall scheitern. Und dann muss die Suche ja fortgesetzt werden“, erklärt er auf Nachfrage. Tatsächlich seien die Verhandlungen aber vor allem Thema des Präsidiums, nicht der Geschäftsführung.

Geschäftsführung organisiert

Doch die ist im Hintergrund darum bemüht, den Einstieg beim VfL so attraktiv wie möglich zu gestalten. „Wir bereiten vor, strukturieren und setzen nach Wunsch auch um“, sagt Kaenzig. Den Mitgliedern wurden strenge Auswahlkriterien zugesichert, etwa ein Vetorecht beim Verkauf der Anteile und eine Dividende nur im Falle des Bundesliga-Aufstiegs. Viel Verhandlungsspielraum gibt es also gar nicht. „Kompromisse bei den Bedingungen wird es nicht geben“, verspricht Kaenzig. Leichter wird die Suche dadurch natürlich nicht.

Auch deshalb mahnt der Sprecher der VfL-Geschäftsführung zur Geduld: „Es geht um eine sehr hohe Summe, und es braucht schon einiges, dass sich jemand in das Fußballbusiness begibt, ohne dafür Entscheidungsrechte zu bekommen.“ Dafür kämen sowohl private Investoren als auch strategische Partner, etwa ein Unternehmen, in Betracht. Kaenzig weiß, dass alles passen muss, damit es zu einer Einigung kommt: „Es gibt keinen halben Investor. Und die Entscheidung liegt am Ende immer beim Käufer.“

(Foto: Imago / Team 2)