Für die Klub-Verantwortlichen im Fußball gibt es im Grunde nur drei ruhige Tage im Jahr. Vom 24. bis zum 26. Dezember pausiert das Geschäft. Anschließend geht es in gewohnter Weise weiter. Vor allem dann, wenn die anstehende Transferperiode genutzt werden soll, um den eigenen Kader zu verstärken. Das ist beim VfL Bochum in diesem Winter der Fall. Das Ziel ist klar: Der Revierklub möchte den Klassenerhalt schaffen und die Mannschaft deshalb so umbauen, dass sie in der Rückrunde deutlich erfolgreicher spielt als in den ersten 15 Partien dieser Saison. Punktuelle Verstärkungen sollen helfen, bestehende Kaderlücken zu schließen und die Qualität anzuheben. Weil ein neuer Sportchef wahrscheinlich erst im Februar oder März kommen wird, sind Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Trainer Dieter Hecking für die Transfers zuständig. Hecking darf Wünsche äußern, Kaenzig kümmert sich um die Abwicklung.
Transferphase bis 3. Februar
Doch Hecking dämpft die Erwartungen: „Die Transferphase im Winter ist traditionell schwierig. Wir müssen die Erwartungshaltung zurückfahren, zumal nicht alle Spieler ‚Hurra‘ schreien werden, wenn der Tabellenletzte aus Bochum anruft.“ Immerhin hat der Sieg gegen Heidenheim kurz vor Weihnachten geholfen, um den Glauben an den Klassenerhalt aufrechtzuerhalten. Hecking blickt dennoch mit gewohntem Pragmatismus auf die Wochen bis zum Transferschuss am 3. Februar: „Wenn wir am Ende keinen neuen Spieler finden, dann müssen wir die besser machen, die schon da sind.“ Die nötigen Finanzmittel für zwei, maximal drei Verstärkungen auf VfL-Niveau sind vorhanden. Dass Ex-Trainer Thomas Letsch kürzlich bei RB Salzburg untergekommen ist und damit nicht mehr auf der Bochumer Gehaltsliste steht, hilft zusätzlich. „Das Problem ist weniger das Finanzielle“, erklärte Kaenzig jüngst in einer Medienrunde.
Fokus auf Offensivspielern
Deutlich schwieriger sei es, „Spieler zu finden, die uns sofort weiterhelfen.“ Der VfL hat vor allem deutschsprachige Profis mit Bundesliga-Erfahrung in den Blick genommen, die besser sein sollen als die vorhandenen Stammkräfte. Leihgeschäfte bis zum Sommer werden aus Kostengründen bevorzugt, langfristige Verträge mit einem Abstiegskandidaten schließt zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohnehin niemand ab, der die genannten Kriterien erfüllt. Weil sich die Defensive zuletzt stabilisiert hat, haben Kaenzig und Hecking nach jetzigem Stand vor allem Offensivkräfte ins Visier genommen. Der bislang harmlose Angriff könnte verstärkt werden, ebenso wie die dünn besetzte offensive Außenbahn. Auch ein Spielgestalter fehlt. Womöglich gelingt es, mit einem Neuzugang gleich zwei Positionen abzudecken, damit der Kader für die Rückrunde nicht zu groß wird. Schon jetzt stehen 31 Profis unter Vertrag.
Erstes Ligaspiel am 11. Januar
Namen von potenziellen Neuzugängen sind bislang noch keine durchgesickert, wobei naheliegend ist, über welche Spieler intern diskutiert werden dürfte. Da wäre zum Beispiel Mittelfeld-Allrounder Florent Muslija vom SC Freiburg, der schon im vergangenen Jahr auf der Kandidatenliste stand. Auch Florian Neuhaus, den Hecking noch aus Mönchengladbach kennt, oder Angreifer Karim Onisiwo von Mainz 05 würden ins Beuteschema passen. Sie alle haben in der Hinrunde nur selten gespielt. Das Problem: Der VfL muss darauf hoffen, dass ihm die abgebenden Vereine finanziell entgegenkommen. Auch deshalb ist nicht damit zu rechnen, dass zum Trainingsauftakt am 2. Januar bereits ein Neuzugang dabei sein wird. Womöglich muss sich der VfL noch einige Tage oder gar Wochen gedulden – auch wenn die zweite Saisonhälfte bereits wieder am 11. Januar mit einer englischen Woche beginnt.
Kein Gespräch mit Kramer
Kein Thema ist entgegen anderslautender Meldungen eine Rückkehr von Christoph Kramer. Der 33-Jährige trug bereits zu Beginn seiner Profikarriere das Trikot des VfL und befindet sich seit seiner Vertragsauflösung in Mönchengladbach im August auf Vereinssuche. Kaenzig wurde kürzlich von der BILD direkt auf Kramer angesprochen „Er war schon Spieler von Dieter Hecking, die beiden hatten ein gutes Verhältnis zueinander. Wir brauchen auch verrückte Ideen, einen anderen Blickwinkel“, sagte Kaenzig. Ein Neuzugang müsse die Mannschaft „auf und neben dem Platz besser machen. Mit 08/15-Lösungen werden wir den Verein nicht retten.“ Fakt ist aber: Der VfL hat mit Kramer bislang nicht gesprochen und sucht auch gar nicht für diese Position. Zudem ist fraglich, ob Kramer dem VfL überhaupt schon zeitnah weiterhelfen würde. Der defensive Mittelfeldspieler hat sein letztes Mannschaftstraining vor vier Monaten absolviert.
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(Foto: Marc Niemeyer)