Geschäftsführung

Kein Fabian-Nachfolger: Mehr Macht für Kaenzig bis 2029

Des Öfteren gibt es im Fußball unterschiedliche Meinungen, auch innerhalb eines Klubs. Bei Ilja Kaenzig aber sucht man größere Kritiker im engeren Kreis vergebens. Nicht nur beim VfL Bochum genießt der 51-Jährige größtes Vertrauen, auch bei den Sponsoren, der Stadt, den Fanvertretern und den allseits bekannten Fußballverbänden. Kaenzig ist in der Branche bestens vernetzt, er gilt als überaus vertrauensvoll und verbindlich, zurückgenommen und professionell. Die Sorge, dass sein erfolgreiches und vorausschauendes Handeln beim VfL auch von anderen Klubs oder gar beim Ligaverband entsprechend wahrgenommen wird und er einem Lockruf nicht widerstehen kann, war mitunter groß im Bochumer Präsidium. Nun aber ist dem Gremium um den Vorsitzenden Hans-Peter Villis ein echter Coup gelungen: Kaenzig hat seinen Vertrag beim VfL gleich um vier Jahre bis 2029 verlängert. Die Belohnung: Nicht nur ein höheres Gehalt, sondern auch die alleinige Verantwortung als Geschäftsführer. Kaenzig bekennt sich damit klar zum VfL, der Klub aber auch zu ihm.

Seit 2018 beim VfL

Der gebürtige Schweizer begann Anfang 2018 in einer Doppelspitze mit Sportchef Sebastian Schindzielorz. Im Sommer 2022 folgte Patrick Fabian auf Schindzielorz. Mit dem Rückzug von Fabian Ende Mai 2024 stieg Kaenzig zum alleinigen Geschäftsführer auf; zunächst übergangsweise, nun auf Dauer. Kaenzig trägt im operativen Geschäft somit die Gesamtverantwortung für die Entwicklungen beim VfL Bochum, auch im Sport. Der Posten von Fabian wird nicht neu besetzt. Stattdessen überträgt der Klub wohl mehr Verantwortung auf die Direktoren, auf Tim Jost (Vermarktung), Ronald Bauer (Finanzen), Knut Keymer (Organisation) und Marc Lettau (Sport). Ob diese Struktur exakt so bestehen bleibt oder personell wie inhaltlich angepasst wird, ist noch nicht bekannt. Den Bereich Kommunikation hat der VfL bereits neu organisiert und dafür den ehemaligen Journalisten Heiko Ostendorp engagiert. Er soll sich um alle Themen abseits des Sportlichen kümmern, vereinspolitische Themen kommunikativ begleiten und generell die Ziele des Klubs an möglichst alle Interessensgruppen vermitteln.

Villis lobt Kaenzig

Aber auch Kaenzig wird künftig häufiger als bislang im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Der Kaufmann erhält mehr Gestaltungsmacht, hat sich dieses Vertrauen aber auch über Jahre erarbeitet. Der VfL Bochum ist wirtschaftlich gesund, hat klare Visionen und wächst kontinuierlich weiter, vor allem mit Blick auf die Umsatzzahlen. „Ilja Kaenzig steht wie kaum ein anderer für den erfolgreichen Weg des VfL in den vergangenen Jahren – sportlich wie strukturell. Unter seiner Führung hat sich der Verein auf allen Ebenen weiterentwickelt und in der Bundesliga etabliert. Dass wir ins vierte Jahr Erstklassigkeit in Folge gehen, ist auch maßgeblich sein Verdienst“, lobt Villis. Personelle Kontinuität in der Geschäftsführung gab es in der Vergangenheit nur bedingt. Mit Fabian, Schindzielorz und Wilken Engelbracht haben sich in den vergangenen sechs Jahren gleich drei Geschäftsführer aus freien Stücken zurückgezogen. Kaenzig jedoch bleibt und wird mit mehr Macht ausgestattet, nun auch im sportlichen Bereich, der ihm dank früherer Karrierestationen alles andere als fremd ist.

Lettau profitiert

„Mein Dank gilt dem Präsidium, welches immer großes Vertrauen in mich hatte und dies abermals mit der Ausdehnung der Zusammenarbeit demonstriert. Aber natürlich gilt die Verbundenheit genauso den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, deren Leistung die Basis unseres kontinuierlichen Erfolgs ist“, betont Kaenzig, dessen Wurzeln in der Schweiz liegen, der sich aber längst in Bochum heimisch fühlt und hier auch seine berufliche Zukunft sieht: „Sechseinhalb Jahre sind wie im Flug vergangen. Das liegt sicher auch daran, dass wir verdammt viel bewegt haben. Ich werde nie vergessen, wie herzlich ich in Bochum und beim VfL aufgenommen wurde und bin mittlerweile ja fast ein halber Bochumer.“ Angenehmer Nebeneffekt für den Klub: In Summe ist Kaenzigs Aufstieg zum alleinigen Geschäftsführer für den VfL günstiger als eine Doppelspitze, die es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stets gegeben hat. Von der neuen Struktur dürfte insbesondere Sportdirektor Marc Lettau profitieren, der speziell bei Transfergeschäften noch mehr Verantwortung trägt.


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(Foto: Marc Niemeyer)