Die Tage nach dem letzten Saisonspiel werden oft für einen Rückblick genutzt. Höhepunkte, an die Spieler und Fans gerne erinnert werden, gab es in den vergangenen Monaten ja genug. Der VfL Bochum hat als Aufsteiger die ganze Bundesliga überrascht, stand nur dreimal auf einem Abstiegsplatz und hat ansonsten souverän den Klassenerhalt geschafft. Wenige Rückschläge, wie das späte Pokalaus im Viertelfinale, den Spielabbruch gegen Mönchengladbach oder die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte in München werden von zahlreichen positiven Erlebnissen verdrängt. Spektakuläre Tore, endlich wieder volle Stadien, dazu die furiosen Siege gegen Bayern im Februar und Dortmund im April. Nicht nur die Verantwortlichen fragen sich, wie sich das noch toppen lässt.
Reis rechnet mit Abgängen
Das muss auch gar nicht gelingen, das jetzige Niveau zu halten würde schon reichen. Wobei die Voraussetzungen nicht besser werden, weiß auch Trainer Thomas Reis. „Für mich ist jetzt schon klar, dass es noch schwerer werden wird. Bei uns haben sich einige Spieler gut entwickelt, die womöglich plötzlich interessant werden für andere Klubs“, rechnet der Fußballlehrer mit einigen personellen Veränderungen. Aber nicht nur damit. „Dann wird aus der Euphorie des ersten Jahres, die jetzt riesengroß ist, im Umfeld eine andere Erwartungshaltung. Außerdem gehen die Aufsteiger Schalke und Bremen sicher mit einem deutlich höheren Etat als wir in die Saison – womit die Konkurrenz noch stärker, der Klassenerhalt noch schwieriger wird.“ Kurzum: Platz 15 oder mehr wäre im zweiten Jahr das noch viel größere Wunder.
Vor allem dann, sollte der personelle Aderlass so groß werden wie von einigen Anhängern befürchtet. Elvis Rexhbecaj ist wahrscheinlich nicht zu halten, Sebastian Polter wird mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Auch Maxim Leitsch, Armel Bella Kotchap und Gerrit Holtmann kokettieren mehr oder weniger mit einem Wechsel, wobei der VfL hier das Heft des Handelns in der Hand hält – mit Ausnahme von Leitsch, bei dem es eine Ausstiegsklausel geben soll. Offen ist außerdem, ob Milos Pantovic in Bochum bleiben wird. Eine Einigung steht weiter aus. Jürgen Locadia und Konstantinos Stafylidis sollen ebenfalls verlängern – sofern sich eine Weiterverpflichtung finanzieren lässt. Unklar ist, wie es mit Danny Blum, Eduard Löwen, Herbert Bockhorn und Vasilios Lampropoulos weitergehen soll.
Wolfsburg sucht neuen Manager
Es wartet also viel Arbeit auf Sebastian Schindzielorz, der den neuen Kader plant und in dieser Transferperiode selbst nicht von Bord gehen dürfte. Für die weitere Zukunft ist das aber nicht ausgeschlossen. Der Erfolg beim Revierklub sorgt dafür, dass auch andere Vereine interessiert nach Bochum schauen. Vor allem der VfL Wolfsburg tut das, schreibt der kicker. Die Niedersachsen suchen einen Nachfolger für Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der Ende Januar 2023 aus dem Amt scheiden wird. Schindzielorz soll ein Kandidat für die Nachfolge sein, schließlich war er schon als Spieler in Wolfsburg erfolgreich und wurde 2009 Meister. Der Vertrag von Schindzielorz in Bochum läuft Ende 2022 aus. Dass dieser trotz seit Monaten laufender Gespräche noch nicht verlängert wurde, heizt die Spekulationen zusätzlich an.
Auf eine Anfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin am frühen Montagmorgen reagierte Schindzielorz prompt, teilte schriftlich mit: „Ich äußere mich grundsätzlich nicht zu meinen Verträgen. Das habe ich in den letzten Jahren nie gemacht und das werde ich jetzt auch nicht tun.“ Auch in der Vergangenheit hat der Manager Gerüchte um seine Person nie kommentiert. Sollte Schindzielorz in Bochum bleiben wollen, dürfte ihm das Interesse aus Wolfsburg dennoch in die Karten spielen, seine Verhandlungsposition wird gestärkt. Klar ist aber auch: Mit einer anderslautenden Stellungnahme hätte der 43-Jährige, der sonst stets um Ruhe im Klub bemüht ist, das Thema selbst beenden können. Hat er aber nicht. Das ist entweder Prinzipientreue, oder aber ein schlechtes Zeichen.
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(Foto: Imago / RHR-Foto)