Wirklich weiterhelfen konnten die Verantwortlichen des VfL Bochum in der viel diskutierten Stadionfrage nicht. Bei der Mitgliederversammlung am Dienstagabend skizzierten sie zwar in groben Zügen die Absichten der Stadt, doch als Eigentümerin des Stadions ist die Kommune weiter für alle Detailfragen zuständig. Die Klubführung um den Vorsitzenden Hans-Peter Villis hat die neugierigen Fans also auf die Stadt verwiesen und nur das bestätigt, was an dieser Stelle bereits zu lesen war: Der VfL wird an der Castroper Straße bleiben. Dort ist weder ein Neu- noch ein Ausbau möglich, sondern nur eine umfangreiche Modernisierung ohne signifikante Erhöhung der Zuschauerkapazität.
Kontrollierte Offensive
Der VfL, der weiter wachsen möchte, wird also andere Felder identifizieren müssen, um die mittelfristig angestrebte Umsatzzahl von 100 Millionen Euro zu erreichen. Davon ist der Klub trotz einer insgesamt erfreulichen Entwicklung noch ein gutes Stück entfernt. So hat der VfL Bochum im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 rund 86,8 Millionen Euro erwirtschaftet und 78,7 Millionen ausgegeben, also einen Überschuss von mehr als 8 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Gegenzug wird das laufende Geschäftsjahr 2023/24 wohl mit einem Fehlbetrag von rund 4 Millionen Euro enden. „Das ist aufgrund der Einnahmen in den vergangenen Jahren möglich“, sagte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig.
Konkret bedeutet das: Der Lizenzspieleretat ist in dieser Saison von 32 auf 41 Millionen Euro gestiegen. „Nachdem uns der Vorwurf des Totsparens in der vergangenen Saison begleitet hat, können wir nun von einer kontrollierten Offensive sprechen“, erklärte Kaenzig. Insgesamt sollen die Aufwendungen in dieser Saison bei 75,3 Millionen Euro liegen, die Erträge bei 71,4 Millionen. Die große Differenz zum vergangenen Jahr ist allein durch fehlende Transfererlöse zu erklären. Die Wechsel von Armel Bella Kotchap, Maxim Leitsch und Sebastian Polter brachten insgesamt rund 16,5 Millionen Euro ein. Auch deshalb ist das Eigenkapital weiterhin positiv und liegt bei 8,5 Millionen Euro.
Schuldenfrei bis 2030
Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Verbindlichkeiten, die am Ende der laufenden Saison bei 6,4 Millionen Euro liegen sollen, bis spätestens 2030 vollständig abgebaut sind. Auch andere Zahlen sorgten für reichlich im Applaus im Saal und belegen, dass der VfL seit der Bundesliga-Rückkehr vor zweieinhalb Jahren regelrecht boomt. Knapp 5.500 Mitglieder sind allein in den vergangenen zwölf Monaten dazugekommen, rund 26.600 Mitglieder sind es aktuell insgesamt. 1.035 von ihnen waren am Dienstagabend im RuhrCongress anwesend. Anfang 2024 sollen sie dann mehr zur Zukunft des Stadions erfahren. Der Verein plant gemeinsame Informationsveranstaltungen mit der Stadt.
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(Foto: Imago / RHR-Foto)