Mitgliederversammlung

10 Millionen Euro weniger: So managt der VfL die Krise

Die laufende Saison ist durchfinanziert. Das war eine der Kernbotschaften von Geschäftsführer Ilja Kaenzig bei der rund vierstündigen Mitgliederversammlung des VfL Bochum am Dienstagabend, die wegen der Corona-Pandemie nur in virtueller Form stattfand. Eine Einschränkung musste der 47-Jährige allerdings machen. „Entscheidend ist, dass wir spielen dürfen“, betonte Kaenzig. Nur dann fließen die überlebenswichtigen TV-Gelder. Doch von einer Einstellung des Spielbetriebs gehen die Verantwortlichen trotz steigender Corona-Zahlen nicht aus.

Nur Zuschauer dürfen wohl vorerst nicht mehr in die Stadien. Der VfL Bochum hat entsprechend konservativ bis zum kommenden Sommer geplant. „Wir rechnen bis dahin mit keinem Cent Ertrag aus dem Ticketing“, erklärte Kaenzig den rund 1.100 teilnehmenden Mitgliedern. Die pandemiebedingten Umsatzverluste in der vergangenen Saison beziffern sich auf rund 2,5 Millionen Euro. „Mehr als das Doppelte“, nämlich 6,7 Millionen Euro, werden es wohl in diesem Geschäftsjahr sein. Neben Zuschauereinnahmen fehlen vor allem Sponsorengelder.

Kaenzig bedankte sich deshalb ausdrücklich bei denen, die in der vergangenen Saison auf eine Rückerstattung ihrer teils nicht mehr nutzbaren Dauerkarte verzichtet haben. Nur 13 Prozent der Fans wollten ihr Geld wiederhaben. Wintertransfers und Steuernachzahlungen haben zu weiteren ungeplanten Belastungen geführt. Unterm Strich steht für das Geschäftsjahr 2019/20 ein Minus von 3,1 Millionen Euro. Für die laufende Saison plant der VfL mit Aufwendungen von fast 7,6 Millionen Euro, die nicht durch Erträge gedeckt sind. Das ergibt einen Fehlbetrag von 10,6 Millionen Euro.

Kredit zur Überbrückung

Trotz vieler roter Zahlen beruhigte Kaenzig die Mitglieder, dass die Existenz des Klubs nicht gefährdet sei. Dem VfL drohe keine Zahlungsunfähigkeit. Die Liquidität sei durch Fremdkapital vorerst gesichert. Die Hauptrolle spielt dabei ein KfW-Darlehen in Höhe von 6 Millionen Euro, der binnen sechs Jahren verbindlich zurückgezahlt werden muss, bis 2022 aber tilgungsfrei ist. De facto haftet dabei sogar der Staat, sollte der VfL dieser Verpflichtung nicht nachkommen können. Dazu soll es aber gar nicht erst kommen. Die Verantwortlichen sind trotz der unsicheren Lage optimistisch.

Bemerkenswert ist, dass sich die Einsparungen trotz der stark gesunkenen Einnahmen in Grenzen halten. Der Lizenzspieleretat wurde nur minimal gesenkt. Insgesamt setzt der Klub „auf eine kontrollierte Offensive.“ Kaenzig begründet dies damit, dass es kontraproduktiv sei, ausgerechnet im sportlichen Bereich die Ausgaben zu senken. Dieser sei vor allem im Erfolgsfall der Motor, der auch weitere Einnahmen generiere. Außerdem möchte der VfL organisatorisch wie personell bei einer Rückkehr in den Regelbetrieb wieder voll handlungsfähig sein.

Letzten Endes befinde sich der VfL ja auch in prominenter Gesellschaft. „Es gibt keinen Klub, der die Folgen der Pandemie nicht spürt“, sagte Kaenzig und lobte dabei vor allem die DFL und die Politik. „Der deutsche Fußball ist bislang am besten durch die Krise gekommen.“ Sebastian Schindzielorz ließ bei seiner Rede zuvor ebenfalls Zuversicht durchblicken. Im Hinblick auf die schwierige wirtschaftliche Lage sei es ein Vorteil, über Spieler zu verfügen, die dem VfL eines Tages größere Ablösesummen bescheren könnten. Voreilige Transfers unter Wert seien nicht geplant.

(Foto: VfL Bochum 1848)