Schon am Samstag gegen 11 Uhr haben die Profis des VfL den Rasen im Ruhrstadion betreten. Das Spiel gegen den VfB Stuttgart steigt aber erst zwei Tag später. Trainer Thomas Reis wählte eine in Bochum ungewöhnliche Maßnahme. Der zweite Teil einer Trainingseinheit fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. System, Taktik und Personal sollen bis zum Anpfiff am Montagabend ein Geheimnis bleiben. Wobei fraglich ist, wie sehr Bochums Fußballlehrer den Tabellendritten wirklich überraschen kann.
Tesche soll seine Stärken einbringen
Denn großartige Änderungen im Vergleich zum 1:0-Erfolg in Wiesbaden sind nicht zu erwarten. So dürfte die Abwehrreihe, bestehend aus Cristian Gamboa, Saulo Decarli, Maxim Leitsch und Danilo Soares, ins dritte gemeinsame Spiel gehen. Auch an Torhüter Manuel Riemann, Simon Zoller und Silvere Ganvoula rüttelt derzeit niemand. Offen ist lediglich, wie Thomas Reis im Mittelfeld aufstellt. Seine Aussagen in der Pressekonferenz am Freitag lassen vermuten: Im Zweifel eher defensiv. Dass Robert Tesche wohl zur Startelf gehören wird, ist nicht der einzige Beleg dafür.
In der Vorwoche saß der Routinier zunächst auf der Ersatzbank, wurde aber schon nach einer halben Stunde für Vitaly Janelt eingewechselt. „Ab der 30. Minute wurden wir stabiler“, analysiert Reis. Ein kausaler Zusammenhang lässt sich nicht leugnen. Janelt, der immer etwas mutiger agiert, aber auch früh mit Gelb vorbelastet war, machte im Aufbau zu viele Fehler, ebenso wie Teamkollege Anthony Losilla. „Grundsätzlich“, erklärt Reis auf Nachfrage, „haben auf dieser Position alle vier Spieler ein ähnliches Niveau.“ Als Beispiel nannte er die Geschwindigkeit. Böse Zungen würden behaupten: Keiner von ihnen ist schnell.
Losilla darf auch weniger laufen
Auch nicht Thomas Eisfeld, der in Wiesbaden gar nicht erst im Kader war. Ein möglicher Grund: Der 27-Jährige spielt noch offensiver als Janelt. Außerdem fehlt ihm die Wucht in vielen Zweikämpfen. Die bringt Anthony Losilla zweifellos mit, weshalb der Franzose neben Robert Tesche auch gesetzt ist. „Er hat sich als Kapitän einen gewissen Status erarbeitet“, bestätigt Reis und lobt ausdrücklich dessen Laufstärke: „Wobei wir noch schauen müssen, welche Wege wirklich nötig sind.“ Dass Losilla oft meint, vorne wie hinten, links wie rechts aushelfen zu müssen, versucht Reis schon seit Monaten zu korrigieren. Bislang nur mit mäßigem Erfolg.
Damit der Publikumsliebling nicht glaubt, für alles zuständig zu sein, ist eine Systemumstellung für das Stuttgart-Spiel nicht auszuschließen. Das würde bedeuten, dass Vitaly Janelt doch in der Startformation bleiben darf, nämlich als dritter defensiver Mittelfeldspieler – so wie schon gegen Bielefeld und Hamburg Anfang des Jahres. In diesem Fall müsste Winterneuzugang Robert Zulj weichen. Ihn lobte Bochums Chefcoach nach dem Spiel in Wiesbaden für seine Ballsicherheit, seine Übersicht und Präsenz, erwartet aber auch, „dass er sich defensiv noch steigert.“
Blum muss an Schwächen arbeiten
Dieses Qualitätsmerkmal ist Thomas Reis im Abstiegskampf besonders wichtig, weshalb auch Danny Blum derzeit nur die Rolle als Joker bleibt und Tom Weilandt erste Wahl ist. „Er ist mit seinen Offensivqualitäten unheimlich wichtig für uns, das steht außer Frage“, sagt Reis über Blum, der immerhin schon sechs Tore und neun Vorlagen beigesteuert hat. Doch die Bereitschaft, auch nach hinten fleißig mitzuarbeiten, lässt der Ex-Frankfurter mitunter vermissen. Das weiß auch Thomas Reis, der kein Problem damit hat, das offen anzusprechen: „Danny ist defensiv nicht der stärkste. Aber er weiß, woran er arbeiten muss. Und das macht er auch.“
(Foto: Pressefoto Eibner)