Comeback

Aus der Kurve zurück ins Team: Holtmanns „Mission“ geht weiter

Viele Aufstiegshelden aus dem Jahr 2021 haben Bochum längst verlassen. Lediglich Kapitän Anthony Losilla, Cristian Gamboa und Erhan Masovic sind noch da, streng genommen auch Manuel Riemann, der allerdings nicht mehr berücksichtigt wird, Ersatztorwart Paul Grave sowie Rückkehrer Patrick Drewes. Und natürlich auch Gerrit Holtmann. Wobei: Selbstverständlich ist das nicht. Der offenherzige Publikumsliebling war eigentlich schon fast weg. Von Thomas Letsch nicht mehr gebraucht, von Peter Zeidler praktisch aussortiert, und von Dieter Hecking plötzlich reaktiviert: Holtmann flitzt wieder über den linken Bochumer Flügel.

„Meine Mission ist hier noch nicht zu Ende. Ich will in Bochum bleiben, solange es möglich ist“, sagte der 29-Jährige nach dem gefeierten 1:1 gegen Bayer Leverkusen, bei dem er zum ersten Mal seit Januar 2023 wieder zur Startelf des VfL gehörte. Zwischendurch trug Holtmann allerdings auch das Trikot von Darmstadt 98 und Antalyaspor in der Türkei. Wirklich gut lief es für ihn in den vergangenen zwei Jahren nicht, egal bei welchem Klub. Holtmann spielte nur unregelmäßig und überzeugte selten, zwischendurch kamen auch noch Verletzungen dazu. Nach zwei Leihstationen binnen eines Jahres kehrte er in diesem Sommer nach Bochum zurück.

Wochenlang gar nicht im Kader

Doch nach Thomas Letsch verzichtete auch Peter Zeidler auf klassische Flügelspieler; Holtmanns Position gab es folglich nicht mehr. Weil Holtmann zu den Besserverdienenden gehört, sollte er den Verein trotz eines Vertrags bis 2025 verlassen. „Es war brutal schwer im Sommer. Das, was die Verantwortlichen und der alte Trainer gesagt haben – da musste ich schlucken“, erzählte Holtmann am Samstagabend. Die Konsequenz: Er saß zu Saisonbeginn wochenlang nur auf der Tribüne – oder er stand. Holtmanns enge Beziehung zu den Fans ist bekannt. Wenig bekannt ist, dass sich er im Herbst bei einem Heimspiel zu ihnen auf die Osttribüne gesellte.

Kein Wunder also, dass Holtmann beim 2:7-Dekabel in Frankfurt schon zur Halbzeit beschwichtigend zu den Anhängern lief. Dass er nur wenige Minuten zuvor einen neuen Geschwindigkeitsrekord in der Bundesliga aufgestellt hatte, geriet zur Randnotiz. Dieser Fakt untermauert allerdings, wie wertvoll der Linksfuß für den Revierklub wieder werden kann. Hecking beorderte Holtmann bei seinem VfL-Debüt vor allem deshalb in die Startelf, weil er das hohe Tempo von Leverkusens Jeremie Frimpong mitgehen konnte. Holtmann agierte als sogenannter Schienenspieler – und überzeugte. Auch wenn ihm anzumerken war, dass seine Stärken eher in der Offensive liegen.

Nationalspieler der Philippinen

Dass Hecking generell gerne auf Spieler setzt, die schnell auf den Beinen sind, dürfte Holtmann auch in den kommenden Wochen entgegenkommen. „Es hat mich sehr gefreut, dass der Trainer mir das Vertrauen geschenkt“, sagte Holtmann nach seinem Startelf-Comeback. Teamkollege Losilla freute sich für ihn mit: „Gerrit hat zuletzt keine große Rolle gespielt, aber er hat nie aufgegeben. Er war immer da, hat seine Chance genutzt und kann eine richtige Waffe sein.“ Bestenfalls so wie in der ersten Bundesliga-Saison, als sich Holtmann mit seinem furiosen Sololauf gegen Mainz und den Traumtoren gegen Bayern und Dortmund in die Herzen der Fans spielte.

Doch bevor das möglich ist, läuft Holtmann zunächst für das Heimatland seiner Mutter auf. An diesem Donnerstag spielt er mit der philippinischen Auswahl gegen Hongkong. „Die Nationalmannschaft hat mir im Oktober sehr geholfen. Ich habe da zwei Spiele absolviert und bin wieder in den Flow gekommen“, berichtete er neulich. Holtmann erzielte sogar ein Tor. Auf einen Treffer für den VfL muss der Mittelfeldspieler dagegen seit mehr als zwei Jahren warten. Die nächste Gelegenheit dazu erhält er vermutlich in gut anderthalb Wochen beim Bochumer Auswärtsspiel in Stuttgart. Holtmann dürfte auch dann wieder zur Startformation gehören.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)