1:3-Niederlage in Hoffenheim

Serie reißt, Letsch reist ab: Fußball ohne Ball ist leichter

Für Thomas Letsch rückte der Fußball am Freitagabend in den Hintergrund. Bochums Cheftrainer verließ das Stadion in Sinsheim bereits unmittelbar nach dem Schlusspfiff. Er habe nach der 1:3-Niederlage in Hoffenheim eine Nachricht erhalten, die ihn zu dieser Entscheidung gezwungen hat, erklärte Markus Feldhoff. Der Co-Trainer des VfL vertrat Letsch deshalb auch in der Pressekonferenz. Die Bochumer Verantwortlichen baten um Nachsicht, dass sie keine Details nannten, versicherten aber, dass die Gründe für Letschs Abreise ausschließlich im privaten Bereich liegen. 

Feldhoff benennt Defizite

Es war also die Aufgabe von Feldhoff, die fünfte Saisonniederlage zu erklären: „Die TSG hat verdient gewonnen, weil sie uns zu etwas gezwungen hat, worin wir nicht so gut sind.“ Der nachfolgende Satz legt den Finger in eine bekannte Wunde. „Wir hatten oft den Ball, haben passabel Fußball gespielt, aber nur in Räumen, in denen keine Torgefahr entstehen kann. Wir wussten mit dem Ballbesitz nicht genug anzufangen.“ Kurzum: Fußball gegen statt mit dem Ball fällt dem VfL leichter. Doch auch in der Defensive gab es Probleme. „Wir hatten nicht den Zugriff“, ergänzte Feldhoff.

Immer wieder waren die Hoffenheimer in einer eigentlich ausgeglichenen Partie offensiv zwingender, cleverer und handlungsschneller, brachten die Bochumer Ordnung durcheinander und ließen die Gäste speziell bei den Gegentreffern nur noch hinterherschauen. Beim ersten traf Erhan Masovic unglücklich ins eigene Tor, beim zweiten krönte Andrej Kramaric bereits frühzeitig seine starke Leistung – und spätestens beim dritten erkannte jeder der mitgereisten Anhänger aus Bochum, dass er die Rückfahrt aus dem Kraichgau ohne Punkte wird antreten müssen.

Probleme in der Abwehr

Der Ausfall des gesperrten Keven Schlotterbeck machte sich bemerkbar, auch Abwehrchef Ivan Ordets fehlt weiterhin. Erstmals seit Ende September kassierte der VfL wieder drei Gegentreffer. Speziell Erhan Masovic und Maximilian Wittek erwischten keinen guten Tag, beide waren an mindestens zwei Gegentoren beteiligt. Der Plan von Trainer Letsch, Bernardo ins Abwehrzentrum zu ziehen und Wittek außen verteidigen zu lassen, ging folglich nicht auf. Es war aber gewiss nicht der einzige Grund dafür, dass die Serie von zuletzt fünf Partien ohne Niederlagen nun gerissen ist. 

Auch in der Offensive knüpfte der VfL nicht an den vorzeigbaren und erfolgreichen Auftritt gegen Wolfsburg an. „Nach vorne, speziell im vorderen Drittel, haben uns Konsequenz und Präzision gefehlt“, bemängelte Marc Lettau. Bochums Sportdirektor sah aber auch eine Leistungssteigerung im zweiten Durchgang. Mit der Hereinnahme von Goncalo Paciencia, Christopher Antwi-Adjei und später auch von Lukas Daschner wurde der VfL vor dem Hoffenheimer Tor deutlich gefährlicher, erzielte den Anschlusstreffer aber erst in der letzten Minute beim Stand von 0:3. 

Paciencia betreibt Eigenwerbung

Paciencias elegante Direktabnahme war dennoch eine Bewerbung für mehr Spielzeit. „Unser Spiel hat nach der Pause eine Dynamik angenommen, die ihn häufiger in Abschlusssituationen gebracht hat. Und Goncalos Qualität ist die Abschlussstärke“, lobte Lettau. Ob der Angreifer diese Fähigkeit in den kommenden Spielen häufiger einbringen darf, wird Thomas Letsch nach seiner Rückkehr entscheiden müssen. Die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Union Berlin beginnt ohnehin erst am Montag oder Dienstag. Ob der Chefcoach dann wieder dabei sein wird, ist noch nicht bekannt. 


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(Foto: Imago)