Die Neugierde war groß. Das Testspiel zwischen dem VfL Bochum und dem MSV Duisburg fand zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, ganz ohne Zuschauer besiegte der Zweitligist den Tabellenführer der 3. Liga allerdings nicht. Zahlreiche Verantwortliche aus dem Präsidium, der Geschäftsführung und weiteren Abteilungen sahen das 1:0. Ihre Augen richteten sich vor allem auf drei Bochumer Akteure: Auf Erhan Masovic, der nach seinem Lungenkollaps im Juli sein Comeback feierte, sowie auf die Last-Minute-Transfers Farid Alfa-Ruprecht und Michael Obafemi. Erstmals trugen die beiden Offensivspieler das Trikot des Revierklubs. Während sich Alfa-Ruprecht trotz fehlender Spielpraxis in 45 Minuten recht agil zeigte, blieb Obafemi – der nur eine halbe Stunde spielen durfte – ziemlich blass.
Wohl keine Soforthilfen
Ob der bullig wirkende Angreifer einfach nur ähnlich gebaut ist wie einst Joel Epalle, also mit sehr viel Muskelmasse ausgestattet, oder ob er vor dem ersten Pflichtspieleinsatz etwas noch abspecken und richtig fit werden muss, ist noch nicht überliefert. „Die beiden sind seit Dienstag hier. Jedes Urteil wäre da zu früh“, sagte Trainer Dieter Hecking nach der Partie und bremste allzu hohe Erwartungen. Ein Startelfeinsatz der beiden am kommenden Freitag in Paderborn ist demzufolge ziemlich unwahrscheinlich. Die Frage ist ohnehin: Hat der VfL seinen Kader mit diesen Neuverpflichtungen verstärkt, also potenzielle Leistungsträger dazugeholt – oder nur breiter aufgestellt? Alfa-Ruprecht war zuletzt länger verletzt, hat sein letztes Pflichtspiel im Januar absolviert. Auf Profiebene war er noch gar nicht aktiv.
Obafemi wiederum kam in der vergangenen Saison regelmäßig zum Einsatz, wenngleich eher als Joker. Der VfL ist sein fünfter Verein in nur drei Jahren, wirklich sesshaft wurde er bislang nicht. Mehrere Trainer bescheinigten dem Iren mit nigerianischen Wurzeln einen Mangel an Professionalität, darunter Ralph Hasenhüttl und Miron Muslic. Auch VfL-intern hat die Leihe von Obafemi nicht überall für Begeisterung gesorgt. Sogar ein wichtiger Mitarbeiter spricht hinter vorgehaltener Hand von einem typischen Panikeinkauf. Unstrittig ist allerdings, dass sowohl Obafemi als auch Alfa-Ruprecht eine Fähigkeit besitzen, an der es zuletzt gefehlt hat: Sie sind außerordentlich schnell. „Wir haben keinen typischen Dribbler im Kader“, weiß nicht nur Hecking. „Wir müssen das über mehr Tiefenläufe kompensieren.“
Auswahl in der Offensive
Auch gegen Duisburg war abermals zu erkennen, „wo bei uns das Problem liegt“, sagte Hecking. „Wir kommen zu selten ins letzte Drittel.“ Und wenn doch, ist auch die Chancenverwertung verbesserungswürdig. Gegen Duisburg enttäuschte Neuzugang Ibrahim Sissoko erneut; eine Hilfe ist er in dieser Verbesserung nicht. Bleibt noch Philipp Hofmann, der vorerst gesetzt sein dürfte. Offen bleibt hingegen, in welcher Systematik der Mittelstürmer künftig Unterstützung erfährt. Gegen Münster und Schalke hat Hecking auf eine 3-3-3-1-Formation gesetzt; ein Modell, das weiterhin eine Option ist und – bei aller Kritik – durchaus zum vorhandenen Personal passt. Heckings Aufgabe wird es einerseits sein, Laufwege und Automatismen zu entwickeln, und andererseits das passende Personal auszuwählen.
Mit Francis Onyeka, Matus Bero, Gerrit Holtmann, Mats Pannewig, Kjell Wätjen, Farid Alfa-Ruprecht und Michael Obafemi stehen für die Offensive sieben Profis zur Verfügung. In absehbarer Zeit kommt auch Koji Miyoshi wieder dazu, irgendwann im Spätherbst Moritz Kwarteng. Doch wer ist so gut, dass er unbedingt spielen muss? „Die Jungen haben bislang nicht enttäuscht“, betont Hecking. Was allerdings fehlt, ist ein Unterschiedsspieler. Womöglich war es ein Versäumnis, bei der Kaderplanung auf mehr Masse als Klasse zu setzen, neben eigenen Talenten auch noch weitere auszuleihen. Wenngleich ein potenzieller Leistungsträger im Mittelfeld durchaus vorhanden ist, bislang aber enttäuscht hat. Gemeint ist Kapitän Bero, der im slowakischen Nationaldress nun ausgerechnet gegen Deutschland glänzte.
Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.
(Foto: Imago / Jan Huebner)