0:0 in Hannover

Mehr Fackeln als Fußball: Rösler genervt von den Ultras

Zum Glück war es nicht so kalt wie im Dezember 2009. Beim bislang letzten Auswärtssieg des VfL in Hannover zeigte das Thermometer zwischenzeitlich minus 19 Grad Celsius an. Wäre das auch an diesem Samstagabend der Fall gewesen, dann wären wohl so einige der mehr als 4.000 mitgereisten Bochumer im Stadion festgefroren. Das lag zum einen an den zahlreichen Spielunterbrechungen, die in Summe 17 Minuten Nachspielzeit zur Folge hatten. Und zum anderen war der Auftritt der Rösler-Elf alles andere als herzerwärmend. Mit reichlich Spielglück erkämpfte sich der Bundesliga-Absteiger einen Punkt. Erneut avancierte Torwart Timo Horn mit zahlreichen Paraden zum Matchwinner. Mehrfach bewahrte er sein Team vor einem Rückstand und damit vor der ersten Auswärtsniederlage unter Uwe Rösler.

Horn in glänzender Form

Entsprechend fiel auch das Fazit des Trainers aus: „Wir müssen uns bei Timo bedanken, dass er uns den Punkt festhält. Hannover war die klar bessere Mannschaft. Seitdem ich hier bin, haben wir mit dem Ball unser schwächstes Spiel gezeigt.“ Zwar hatte der VfL einige brauchbare Torchancen, ansonsten gelang in der Offensive nicht viel. Das Spiel der Gäste war von Ungenauigkeiten geprägt, und defensiv ebenso wacklig. Horn vereitelte mehrere Großchancen, hielt zudem einen Elfmeter. Vor allem auf der linken Abwehrseite gab es immer wieder Lücken; Normalform erreichte einzig Leandro Morgalla. Ibrahima Sissoko und Matus Bero, die in die Startelf gerückt waren, trugen nicht zur Stabilität bei. Für Sissoko war es bereits das letzte Ligaspiel in diesem Jahr. Er spielt in den kommenden Wochen beim Afrika-Cup.

Rösler wird seine Anfangsformation also erneut umbauen müssen, und es deutet sich an, dass es vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC zum Jahresabschluss weitere personelle Veränderungen geben wird. „Man merkt, dass wir viele junge Spieler haben, denen gerade die Luft ausgeht. Sie haben Sachen vergessen, wirkten mental und körperlich nicht frisch.“ Für Spieler wie Francis Onyeka oder Farid Alfa-Ruprecht ist es die erste Saison im Profi-Bereich, hinzu kommen regelmäßige Länderspieleinsätze. In der Offensive gab der Kader allerdings kaum Optionen her. Gerrit Holtmann ist verletzt, Moritz Kwarteng, der eigentlich gute Startelfchancen hatte, fehlte erkrankt. Michael Obafemi findet mangels Fitness keine Beachtung mehr, bei Ibrahim Sissoko und Mathis Clairicia ist es fehlende Qualität.

Pyro-Show mit Raketen

Immerhin: Mit Philipp Hofmann, Koji Miyoshi und Mats Pannewig hat Rösler für den Jahresendspurt noch drei Alternativen in der Hinterhand. „Wir müssen uns fußballerisch deutlich verbessern“, kündigte der Fußballlehrer bereits am Samstagabend einen Schwerpunkt für die neue Trainingswoche an, ohne den Blick für das große Ganze zu verlieren: „Im Schnitt liegen wir bei über zwei Punkten pro Spiel. Das ist sehr gut. Wir wissen, wo wir herkommen.“ Schon jetzt ist klar, dass der VfL auf einem Nicht-Abstiegsplatz überwintern wird, mit einem Sieg gegen den KSC ließe sich dieser sogar überholen. Rösler hofft übrigens darauf, dieses Spiel ohne eine längere Unterbrechung beenden zu können. Die Pyro-Show der Bochumer und Hannoveraner Ultras nach gut 15 Spielminuten gefiel ihm gar nicht, Rösler wirkte genervt.

„Wir alle kommen ins Stadion, um Fußball zu sehen. Ich weiß nicht, was sich diese Leute dabei denken“, kritisierte er die Verursacher. „Die Spieler sind das Wichtigste – und sonst niemand.“ Im Bochumer Block brannten zahlreiche Fackeln, begleitet von Raketen, die zum Teil sogar bei den eigenen Anhängern im darunter liegenden Block landeten. Der Rauch zog aufs Spielfeld. Mit Fußball hatte die Aktion jedenfalls nichts zu tun. Szenekenner vermuten, dass die Ultra-Gruppen den 13.12. nutzen wollten, um ihre Abneigung gegenüber der Polizei zur Schau zu stellen. Dort gilt die Ziffernfolge 1312 als Code für „All Cops are Bastards (=ACAB)“. Für die große Mehrheit der Stadionbesucher war indes eine andere Zahlenkombination wichtiger: 0:0 lautete das Endergebnis der Partie zwischen Hannover 96 und dem VfL Bochum.


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