Nach 2:0 gegen St. Pauli

VfL bleibt zweitklassig: Die Gründe für den Aufschwung

Selbst Statistik-Gurus mussten nach dem 2:0-Heimerfolg gegen den FC St. Pauli kurz nachdenken. Wann ist der VfL zuletzt acht Spiele in Folge ungeschlagen geblieben? Wir springen zurück in eine Zeit, in der Fußball-Bochum ebenfalls lange um den Klassenerhalt zittern musste. Unter der Regie von Trainer Robin Dutt hat der VfL im Frühjahr 2018 sogar neun Spiele hintereinander nicht verloren.

Eine vergleichbare Serie sichert dem VfL auch jetzt wieder den Verbleib in der Zweiten Liga. Die bislang letzte Niederlage gab es im Februar gegen den VfB Stuttgart. Anschließend folgten vier Siege und vier Unentschieden. Nur in der Theorie ist der Abstieg noch denkbar. Beeindruckend ist vor allem die Bilanz nach der Corona-Pause mit elf von 15 möglichen Punkten. Kein Team in der Liga kommt mit den ungewohnten Umständen besser klar.

Die Gründe für den Aufschwung sind vielfältig:

Stabile Defensive: Vor der Zwangspause galt der VfL noch als Schießbude der Liga. Mit 45 Gegentreffern nach 25 Partien hatten die Bochumer eine der anfälligsten Abwehrreihen. Die individuellen Fehler häuften sich. Das hat sich komplett gedreht. Seit dem Re-Start stellt der VfL sogar die beste Hintermannschaft. In fünf Partien gab es nur ein einziges Gegentor. Der Hauptgrund: Das Duo Lampropoulos und Leitsch harmoniert, sind stärker als Decarli, Lorenz, Fabian oder Bella Kotchap.

Kompensierte Ausfälle: Gegen St. Pauli fehlten alle drei Topscorer – Silvere Ganvoula blieb auf der Bank, Danny Blum und Simon Zoller sind länger verletzt. Vor der Corona-Pause lief ohne sie nichts, jetzt nutzen andere die Chance, zum Beispiel Milos Pantovic oder Manuel Wintzheimer. Der Ersatz-Stürmer traf am Freitagabend sogar doppelt, doch beide Tore zählten nicht. Technisch und läuferisch war er sogar besser als Ganvoula. Die einzigen Offensivspieler, die weiter außer Form sind, heißen Tom Weilandt und Thomas Eisfeld.

Starke Neuzugänge: Vasilios Lampropoulos war im Winter nicht die erste Wahl, weiß auf dem Platz aber zu überzeugen. Seine Routine und sein resoluter Verteidigungsstil tun dem VfL gut. Auch Robert Zulj schlägt mit Verspätung ein, weil er die Pause genutzt hat und endlich fit ist. Er ist ein echter Spielmacher mit guter Technik, schlägt kluge Pässe und gefährliche Standards. Gefühlt ist auch Maxim Leitsch ein Neuzugang. Lange fiel der Innenverteidiger aus, jetzt erzielte er gegen St. Pauli sogar sein erstes Profitor.

Interne Aufsteiger: Den größten Formanstieg beim VfL verzeichnet Danilo Soares. Im Winter enttäuschte der Brasilianer noch, kam dann aus seinem Tief und war gegen St. Pauli der stärkste Mann auf dem Platz. Zweimal grätschte er in höchster Not dazwischen. Der Linksverteidiger ist vorne wie hinten stark, sein wahrscheinlicher Abgang im Sommer wird schmerzen. Eine passende Position hat jetzt auch Jordi Osei-Tutu gefunden. Im offensiven Mittelfeld kann er sein Tempo und seine Technik viel besser ausspielen.

Lernfähiger Trainer: Endlich stimmt die Balance zwischen Absicherung und Angriff. Das war lange Zeit das Hauptproblem. Die Rückkehr zum 4-2-3-1-System, das auch die Mannschaft bevorzugt, war richtig und wichtig. Thomas Reis hat somit doch noch eine funktionierende Einheit geformt, die Pause wurde genutzt. Seine Personalentscheidungen sind konservativer und nachvollziehbarer geworden, er setzt auf einen festen Stamm und tauscht das Personal nur dann, wenn es unbedingt nötig ist.

Volle Konzentration: Etliche Punkte hat der VfL in dieser Saison schon nach einer eigenen Führung verspielt, besonders in Schlussphasen und im eigenen Stadion. Das ist zuletzt nicht mehr passiert. Kleinere Schwächephasen gab es zwar in jeder Partie, blieben aber ohne Folgen. Auch gegen St. Pauli ließ der VfL nicht locker und belohnte sich mit dem zweiten Treffer, der Sieg war verdient. Trainer Thomas Reis warnt aber: „Das soll noch nicht das Ende sein. Wir haben keine gute Saison gespielt, jetzt will ich noch mehr…“

(Foto: Imago / Poolfoto via Firo)