3:2-Sieg in Augsburg

Die Geisterspiel-Experten: Gruselig gut

Was wäre das mal wieder für eine Party gewesen… – mit einer Drei-Tore-Führung hat sich der VfL Bochum beim FC Augsburg in die Halbzeitpause verabschiedet. Das hat es in der Bundesliga zuletzt im Herbst 2007 gegeben, da war es sogar ein 4:0. Die Torschützen hießen unter anderem Marcel Maltritz und Stanislav Sestak, an diesem Samstag waren es Sebastian Polter und Gerrit Holtmann. Jubeln mussten sie vor leeren Rängen – ein bisschen gruselig war das schon.

Drei Tore in der ersten Halbzeit…

Doch Geisterspiele scheinen den Bochumern zu liegen, zumindest in der Fremde. Schon der Aufstieg war ohne Fans gelungen. Und nun, knapp ein halbes Jahr später, der zweite Auswärtssieg in der Bundesliga. „Wir waren gnadenlos“, lobte Manager Sebastian Schindzielorz sein Team nach der Partie für den Auftritt in der ersten Halbzeit. Schon früh hatte der VfL die Führung auf dem Fuß, doch Holtmann und Polter scheiterten zunächst.

​Dann aber ging es Schlag auf Schlag: Nach einer Balleroberung von Elvis Rexhbecaj schickte Holtmann Polter auf die Reise, der blieb cool und tunnelte Augsburgs Keeper Rafal Gikiewicz – fast eine Kopie seines Treffers gegen Freiburg in der Vorwoche. Konzentriert in der Defensive, konsequent in der Offensive: So erspielte sich der VfL eine im Grunde komfortable Führung. Jeweils mit einer Ecke lieferte Eduard Löwen die Vorarbeit zum zweiten und dritten Treffer. Erst war Holtmann zur Stelle, der aus dem Rückraum traf, dann Polter aus kurzer Distanz per Kopf.

…und trotzdem Spannung bis zum Schluss

Langjährige Bochumer ahnten schon zu diesem Zeitpunkt, dass es noch spannend werden könnte. Und die eher skeptischen Anhänger fühlten sich nach knapp einer Stunde bestätigt. Michael Gregoritsch erzielte nach einer Ecke den Anschlusstreffer. Hätte Jan Moravek nur eine Minute später seine Großchance zum möglichen 2:3 genutzt, wäre das Spiel womöglich noch gekippt. Doch der Augsburger Spielmacher vergab ebenso wie mehrere seiner Teamkollegen in den Minuten danach. Die Gastgeber hatten plötzlich beste Gelegenheiten. Aber nur Daniel Caligiuri traf fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit noch vom Elfmeterpunkt.

„Wir gewinnen zwar, haben allerdings bis zum Ende gezittert. Das hätte nicht sein müssen“, bemängelte Gerrit Holtmann die Passivität und Unordnung in der zweiten Halbzeit. Milos Pantovic und Silvere Ganvoula vergaben die wenigen Bochumer Möglichkeiten zur Entscheidung. Doch der Blick auf das Endergebnis und die Tabelle lässt auch Holtmann strahlen: „Dass wir die Augsburger durch den Sieg sechs Punkte auf Distanz halten, ist sehr, sehr wichtig.“

Fünf Siege aus sieben Spielen

Eigentlich erlaubt die aktuelle Form des VfL sogar noch mehr Euphorie. Die Bilanz des Aufsteigers in den vergangenen zwei Monaten ist bemerkenswert, die Entwicklung beeindruckend. Fünf der letzten sieben Bundesliga-Partien hat das Team von Trainer Thomas Reis gewonnen. Nur die Bayern haben in diesem Zeitraum mehr Punkte geholt. „Wir sind etwas schwer in die Saison gekommen, aber die letzten Wochen lief es richtig gut“, freut sich Manager Schindzielorz, dessen Mannschaft bestens für das nun anstehende Revierderby gegen den BVB gerüstet ist. „Intensität und Mentalität stimmen, das Quäntchen Glück ist auch da. Das kann gerne so bleiben. Es ist bislang eine sehr gute Runde für uns.“

Fußball-Romantiker werden sich die Tabelle nach diesem 14. Spieltag womöglich sogar ausdrucken, denn der VfL steht vor RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach, und die Champions-League-Plätze sind näher als die Abstiegsränge. Eine fast schon gruselig-schöne Momentaufnahme…

(Foto: Imago / Eibner)