Besiktas besucht

Türkei-Trip: Ganvoula lässt Professionalität vermissen

Protagonisten, die den Profifußball schon vor der Jahrtausendwende erlebt haben, geraten manchmal ins Schwärmen. Sie loben die Offenheit der Spieler und Verantwortlichen von damals und kritisieren die verloren gegangene Nähe von heute. Dabei verlagert sie sich in vielen Fällen nur in die digitale Welt. Zahlreiche Profis präsentieren ihr Privatleben und ihre Freizeitgestaltung fast wie selbstverständlich der Öffentlichkeit, meistens via Instagram.

Silvere Ganvoula zählt beim VfL Bochum zu denen, die besonders viel von sich preisgeben – nicht immer zum Vorteil für seinen Klub. Am Samstagabend, am Tag nach dem 0:0 gegen den VfL Osnabrück, hat er mit seinen Internet-Aktivitäten erneut Spekulationen befeuert. Ganvoula präsentierte in seiner Instagram-Story Fotos und ein Video aus einem vollen Restaurant in der Türkei, genauer aus Besiktas, einem Stadtteil von Istanbul.

Ganvoula wechselt Berater

Solche Aufnahmen kommen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, egal ob mit Absicht oder nur aus Gedankenlosigkeit. Das Transferfenster schließt an diesem Montag, und über einen Wechsel von Ganvoula wird schon seit Monaten spekuliert. Ausgerechnet Besiktas Istanbul wurde schon im Frühsommer als möglicher Interessent ins Spiel gebracht. Fans könnten also vermuten, Ganvoula befinde sich doch noch vor dem Absprung. Dazu passt die Tatsache, dass er noch während der Transferperiode seinen Berater gewechselt hat. Der Angreifer wird jetzt von der Agentur Rogon betreut, die sich unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Julian Draxler und Max Meyer einen Namen gemacht hat.

Doch VfL-Manager Sebastian Schindzielorz geht davon aus, dass Ganvoula den Verein bis zum Ende der Transferperiode nicht mehr verlassen wird, sagte er auf Nachfrage. Über ein Angebot aus Istanbul ist zur Stunde auch nichts bekannt. Offenbar hat Ganvoula die Zeit nach dem Spiel gegen Osnabrück einfach nur genutzt, um sich mit Freunden in der Türkei zu treffen – innige Umarmungen inklusive. Das ist im Allgemeinen nicht verwerflich und geht eigentlich auch niemanden etwas an. Doch in Zeiten einer Pandemie ist dieses Verhalten zumindest fragwürdig und wenig professionell. Denn eigentlich sind die Spieler angehalten, unnötige Zusammenkünfte, vor allem in Risikogebieten, zu vermeiden.

Chance für Novothny

Die Türkei ist in diesen Tagen auch nur eine Zwischenstation für den 24-Jährigen. In Kürze geht es für Ganvoula dann weiter nach Portugal, wo er für sein Heimatland, die Republik Kongo, im Länderspiel gegen Gambia stürmen soll. Während Ganvoula in Bochum nun erst einmal im Training fehlen wird, darf sich Neuzugang Soma Novothny als Sturmspitze beweisen, unter anderem am Freitag in einem Testspiel gegen den Bundesligisten Arminia Bielefeld. Der Ungar feierte gegen Osnabrück sein Debüt im VfL-Trikot. Er wurde verpflichtet, um den Konkurrenzkampf im Angriff zu befeuern und den Druck auf Ganvoula zu erhöhen. Zumindest neben dem Platz präsentiert er sich bislang souveräner als sein Teamkollege.

(Foto: Firo Sportphoto)