Genüsslich dürfte sich VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz jeden Morgen entspannt zurücklehnen, wenn er den Pressespiegel des Vereins oder einfach nur den Messenger-Dienst auf seinem Smartphone öffnet. Praktisch täglich wird er über neue Transfergerüchte informiert. Im Mittelpunkt des Interesses: Angreifer Silvere Ganvoula. Der 23-Jährige soll bei mehreren Klubs im In- und Ausland auf dem Wunschzettel stehen.
Was davon wirklich stimmt, lässt sich in den meisten Fällen kaum überprüfen. Transfergerüchte verselbstständigen sich oft binnen weniger Stunden – vor allem dann, wenn ihr Ursprung in anderen Ländern oder gar auf anderen Kontinenten liegt. Doch das ist für Schindzielorz und den VfL gar nicht so entscheidend. Zwar bringt jede Meldung auch ein bisschen Unruhe in den Klub, doch der Manager weiß: Es treibt den Preis für einen möglichen Verkauf nach oben.
26 Spiele, 13 Treffer
Zumal die Liste mit den Vereinen, die an einer Verpflichtung von Silvere Ganvoula interessiert sein sollen, immer länger wird. Im Winter wurde noch über einen Transfer zum VfB Stuttgart spekuliert, in der Corona-Pause war Hannover 96 im Gespräch. Vor wenigen Tagen wurde auch Bundesligist Mainz 05 in den illustren Kreis möglicher Interessenten aufgenommen. Zu denen zählen jetzt auch Fortuna Düsseldorf, Schalke 04 und aus dem Ausland der FC Villarreal, Besiktas Istanbul und Ajax Amsterdam, wie verschiedenen Medien berichten.
Doch will der VfL seinen Top-Torjäger und einzigen echten Mittelstürmer überhaupt verkaufen? Nach 26 Ligaspielen stehen 13 Treffer und sechs direkte Torvorlagen in der Bilanz. Ganvoula überzeugt mit seiner Gefahr im gegnerischen Strafraum, mit seiner Schnelligkeit, Kopfballstärke und körperlichen Wucht. Schwächen zeigt er bisweilen im Umgang mit dem Ball und bei der Umsetzung aller Defensivaufgaben. Hinzu kommt, dass Ganvoula mitunter etwas kopflos agiert, nicht immer ist er voll bei der Sache. Das gilt nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz.
Vertrag bis 2023
Trotz dessen überwiegen für den VfL derzeit die Vorzüge. Und die Verhandlungsposition könnte komfortabler kaum sein: Ganvoula, der zunächst für ein Jahr ausgeliehen war und dann fest verpflichtet wurde, besitzt in Bochum noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023 – ohne Ausstiegsklausel Manager Schindzielorz ist also nicht dazu gezwungen, seinen Stürmer schon in diesem Jahr zu verkaufen – und wenn, dann nur gegen eine hohe Ablöse.
Dass diese jedoch im zweistelligen Millionenbereich liegen könnte, wie hier und da kolportiert wird, ist trotz der zahlreichen Bewerber eher unwahrscheinlich – zumal die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für viele Klubs noch nicht abzusehen sind. Außerdem dürfte der VfL nicht die gesamte Summe für sich behalten. Der RSC Anderlecht, wo Ganvoula vor dem Wechsel nach Bochum gespielt hat, soll im geringen Maße an einem Weiterverkauf beteiligt sein.
(Foto: Imago / eu-images)