5:2 gegen Hoffenheim

Festung Ruhrstadion: Heimserie begeistert Fans und Historiker

Zum Glück werden Fußballer fürs Kicken und nicht fürs Reden bezahlt. So nüchtern wie die Bochumer den hochverdienten 5:2-Heimerfolg gegen die TSG Hoffenheim und ihre Leistung im Nachgang bewertet haben, hätte man fast meinen können, dem VfL wäre in den 90 Minuten zuvor mit großer Mühe ein schmeichelhaftes 0:0 gelungen. Wirklich Überraschendes oder Emotionales gibt es aus der Interviewzone nicht zu berichten. Ist aber auch gar nicht schlimm. Denn das Spiel, mit dem sich der VfL fünf Punkte vom direkten Abstiegsplatz distanzierte, hat schließlich schon genug geboten – und Fans wie Historikern große Freude bereitet.

Makellose Bilanz für Trainer Letsch

Dass der VfL das nicht alltägliche 2:5 aus der Vorwoche exakt gespiegelt hat, ist dabei nur eine Randnotiz wert. Viel bemerkenswerter ist, dass selbst Historiker gedanklich schon etwas weiter in die Vergangenheit reisen müssen, um sich an ein Bundesliga-Heimspiel mit fünf Bochumer Treffern zu erinnern. Das war dem VfL letztmals im Herbst 2007 gegen Wolfsburg gelungen. Da waren die Spieler aus der heutigen Mannschaft wenigstens schon geboren, während sie bei der bislang letzten langen Erfolgsserie im eigenen Stadion noch gar nicht in Planung waren. In der Saison 1974/75 waren es sogar sechs Heimsiege am Stück, aktuell sind es fünf. Trainer Thomas Letsch ist im Ruhrstadion also immer noch ohne Punktverlust.

„Es ist das einzige Stadion, in dem ich als Heimtrainer eine 100-Prozent-Siegquote habe“, sagt der Fußballlehrer und freut sich immer wieder auf die Stimmung an der Castroper Straße. „Wir haben in Deutschland viele tolle Arenen. Aber das hier ist eine Nische, das ist etwas Besonderes. Wenn die erste gute Aktion kommt, ob Zweikampf oder Angriff, dann steht das ganze Stadion. Das ist faszinierend.“ Und war gegen Hoffenheim nicht anders. Der VfL übernahm gegen die erschreckend wehrlosen und nun ebenfalls abstiegsbedrohten Kraichgauer früh das Kommando, kontrollierte in der Folge das Spiel und belohnte sich bereits in der ersten Halbzeit gleich dreifach.

Broschinski trifft bei seinem Debüt

Der insgesamt glänzend aufgelegte und sehr umtriebige Christopher Antwi-Adjei bereitete alle Treffer vor; Philipp Hofmann, Philipp Förster und Takuma Asano vollendeten. Traditionell sorgt aber auch eine deutliche Pausenführung noch nicht für Entspannung auf den Bochumer Rängen, und die Skeptiker sahen sich beim schnellen Anschlusstreffer zum 1:3 kurz nach Wiederanpfiff bereits bestätigt. Doch der VfL drehte nach einer kurzen Phase der Nachlässigkeit wieder auf. Auf die Vorentscheidung durch Erhan Masovic folgte zwar noch ein zweites Gegentor, doch Neuzugang Moritz Broschinski sorgte für das i-Tüpfchen. Bei seinem ersten Einsatz im VfL-Trikot erzielte er das 1.000 Tor in einem Bochumer Bundesliga-Heimspiel.

Der junge Angreifer benötigte lediglich zwei Wochen, um Silvere Ganvoula aus dem Kader zu verdrängen, und macht zwei Klassen höher als in der Hinrunde direkt auf sich aufmerksam. Broschinski dürfte sich auf das am Mittwoch anstehende Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund ganz besonders freuen. Schließlich hat er dort bis vor kurzem noch in der zweiten Mannschaft gespielt. Doch die Vorfreude dürfte in Bochum spätestens in den nächsten Tagen alle Spieler erreichen, die Fans sind sowieso heiß. „Wir spielen ja zu Hause“, grinste Christopher Antwi-Adjei bei der Frage, was er sich gegen den formstarken Nachbarn und Rivalen denn ausrechnen würde.

Mittwoch im Pokal gegen Dortmund

Klar ist: Das Derby im Pokal genießt intern einen mindestens so hohen Stellenwert wie eine normale Bundesligapartie. Zumal der VfL das folgende Auswärtsspiel in München auch bei einer kompletten Personalrotation unter der Woche nicht hoch gewinnen dürfte. Die weiteren Punkte für den Klassenerhalt, das weiß nicht nur Letsch, muss der VfL woanders holen, wahrscheinlich überwiegend in den noch acht ausstehenden Heimspielen. Die Richtung stimmt bereits, der historisch schlechteste Saisonstart ist längst vergessen und kompensiert. „Was gibt es also Schöneres“, lautet die rhetorische Frage des Trainers, „als nach diesem Sieg gegen Hoffenheim nun gegen Dortmund zu spielen? Wir haben nichts zu verlieren.“

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(Foto: Firo Sportphoto)