Wenn die Heimfans bei einem Auswärtsspiel des VfL ihre eigene Mannschaft auspfeifen, dann haben die Bochumer offensichtlich etwas richtig gemacht. Beim 1:1 am Samstagnachmittag waren die Gäste phasenweise die stärkere Mannschaft, hatten insbesondere in der ersten Halbzeit die besseren Chancen. Doch erneut trat die Bochumer Abschlussschwäche zutage, insbesondere bei Matus Bero. Der Slowake vergab schon früh in der Partie aus aussichtsreicher Position, in der zweiten Halbzeit scheiterte Takuma Asano gleich doppelt an Frankfurts Ersatzkeeper Jens Grahl. Fünf Spiele hat der VfL in diesem Kalenderjahr nun absolviert, fünfmal gab es exakt einen Treffer, dreimal ein 1:1. Mit zehn Unentschieden nach 21 Spielen kommen die Remis-Könige der Liga aus Bochum. „Fürchterlich“ findet Trainer Thomas Letsch diese Punkteteilungen, zitierte ihn WAZ am Sonntag.
Angreifer Broschinski trifft erneut
Obgleich er mit dem Unentschieden in Frankfurt besser leben konnte als mit dem 1:1 daheim gegen Bremen oder Augsburg. „Direkt nach dem Spiel hat es sich so angefühlt, als ob noch mehr drin gewesen wäre“, sagte Letsch in der Pressekonferenz. „Wenn ich es mit etwas Abstand betrachte, war es eine sehr wilde zweite Halbzeit, die in beide Richtungen hätte kippen können.“ Faszinierend für die Zuschauer, für den Trainer jedoch weniger. Zumal die Gastgeber nach dem Seitenwechsel die besseren Chancen hatten, die Bochumer wankten. In den ersten 45 Minuten sowie am Ende war hingegen der VfL das stärkere Team. Trotzdem ging die Eintracht zunächst in Führung, Moritz Broschinski sorgte im direkten Gegenzug aber für den Ausgleich. Bochums jüngster Mittelstürmer traf schon zuletzt gegen Augsburg; Goncalo Paciencia und Philipp Hofmann hat er vorerst verdrängt.
Letsch hadert mit Chancenverwertung
Broschinski stürmte in Frankfurt gemeinsam mit Rückkehrer Takuma Asano anstelle von Christopher Antwi-Adjei, in der Abwehr erhielt Keven Schlotterbeck den Vorzug vor Erhan Masovic. Weil beim VfL nur Ersatzkeeper Michael Esser und Jungprofi Mohammed Tolba fehlten, konnte Thomas Letsch seine vermeintlich beste Elf ins Rennen schicken. Dass er nur eine von fünf Wechseloptionen nutzte, erklärte der Trainer später wie folgt: „Ich hatte das Gefühl, dass es schwer gewesen wäre in dieses intensive Spiel reinzukommen.“ Zuletzt hatte Letsch deutliche Selbstkritik an seinen defensiven Wechseln im Heimspiel gegen Augsburg geübt. Diesmal behielt er die Spielstruktur bei. In dieser Konstellation setzte der VfL sogar noch zur Schlussoffensive an – jedoch ohne Torerfolg. „Da muss auch mal einer über die Linie gehen“, haderte Letsch erneut mit der Chancenverwertung.
Ohne Bero gegen Bayern München
Ansonsten konnten die Bochumer zufrieden sein. Mit ihrer mutigen, aggressiven und sehr mannorientierten Art zu verteidigen, nahmen sie dem Europapokal-Teilnehmer aus Hessen die Spielfreude, sorgten für ein lebendiges und spannendes Duell, das leistungsgerecht keinen Sieger mehr fand. Den Trend hat der Revierklub damit bestätigt: 19 Gegentore kassierte der VfL in den ersten sechs Spielen dieser Saison, 20 in den nachfolgenden 15 Partien. Die Defensive hat sich deutlich stabilisiert und dürfte sich auch nicht mehr vor der Offensive des FC Bayern fürchten. Der frustrierte und angeschlagene Tabellenzweite ist am kommenden Sonntag in Bochum zu Gast. Nach dem 0:7 im Hinspiel brennt der VfL gegen die Münchner auf eine Revanche. Auf einen seiner Stammspieler muss Thomas Letsch dann aber verzichten. Matus Bero sah in Frankfurt die fünfte Gelbe Karte.
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(Foto: Imago / Kessler-Sportfotografie)