Die Illusion, ohne Punktverluste durch die Liga zu marschieren, hatte in Bochum wirklich keiner. Außerdem bleibt der VfL auch nach dem 1:1 in Sandhausen Tabellenzweiter. Eine leichte Unzufriedenheit mit dem Ergebnis ist dennoch zu spüren, bei einigen Fans und bei der Mannschaft gleichermaßen. Der Grund: Zum Abschluss einer insgesamt starken Hinrunde präsentierten sich die Bochumer im Hardtwald lange Zeit äußerst pomadig und uninspiriert.
Ursächlich dafür, dass der VfL auswärts Punkte liegen ließ, war vor allem die schwache erste Halbzeit. Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis entwickelte kaum Torgefahr. Dass mit Danny Blum und Gerrit Holtmann die beiden schnellen Flügelstürmer fehlten, machte sich besonders bemerkbar. Das Bochumer Angriffsspiel lebt von der Dynamik. Herbert Bockhorn und Milos Pantovic waren kein gleichwertiger Ersatz. Hinzu kam, dass der VfL eine Standardsituation unachtsam verteidigte und somit in Rückstand geriet. Weil Cristian Gamboa im entscheidenden Moment das Abseits aufhob, köpfte Kevin Behrens erst unbedrängt gegen den Pfosten und traf dann ins Tor.
Ausgleichstreffer durch Robert Zulj
Die Bochumer zeigten auch nach dem Seitenwechsel keine besonders gute Leistung, waren aber dennoch deutlich besser als noch im ersten Durchgang. Die Belohnung gab es spät, als Robert Zulj eine punktgenaue Hereingabe des frisch eingewechselten Thomas Eisfeld per Kopf zum 1:1 verwertete. Es war der verdiente Ausgleich. Für einen Sieg jedoch war der gesamte Auftritt nicht stimmig genug. „Wir hatten zu wenig Tiefgang, zu wenige Situationen in Richtung Strafraum und zu wenige Abschlüsse“, bemängelte Torschütze Robert Zulj, lobte aber auch: „In der zweiten Halbzeit hat mir das Gesicht unserer Mannschaft besser gefallen.“
Sein Trainer sah das ähnlich: „Nach der Pause haben wir gefühlt nur in einer Hälfte gespielt. Der Ausgleich war deshalb verdient.“ Rundum zufrieden war Reis natürlich nicht. „Wir haben in der ersten Halbzeit zwar versucht, Fußball zu spielen, doch im Mittelfeld hat die Laufbereitschaft gefehlt. Wir wollten tiefe Laufwege, konnten uns über die Außen aber nicht richtig durchsetzen.“ Ohne seine etatmäßigen Flügelspieler scheint der VfL Bochum entscheidend geschwächt zu sein. Blum ist nach wie vor verletzt, Holtmann erhielt eine Schaffenspause und wurde erst in der 63. Minute eingewechselt. In puncto Tempo, Tiefe und Tordrang wurde das etablierte Duo schmerzlich vermisst.
Probleme ohne Blum und Holtmann
Denn obwohl der Kader nominell viele Optionen hergibt, sind die Möglichkeiten de facto begrenzt. Sommerneuzugang Tarsis Bonga ist nach längerer Pause erst neulich wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Wie gut er wirklich ist, weiß noch niemand so genau. Tom Weilandt ist zwar fit, doch er hinkt seiner Bestform so weit hinterher, dass er seinen Kaderplatz an den erst 18-Jährigen Luis Hartwig verloren hat. Der Nachwuchsspieler feierte in der Schlussphase sein Profidebüt. Außerdem ist Weilandt kein Sprintertyp. Bockhorn ist das schon eher und wohl der stärkste Ersatzmann für die offensiven Flügel, blieb in Sandhausen aber meist unsichtbar.
Auch Milos Pantovic hat erneut bewiesen, dass er für bestimmte Spielmomente ein wertvoller Joker sein kann, aber eben kein klassischer Außenspieler ist. Wohl mit Holtmann, aber vermutlich ohne Blum, hat der VfL bereits am Donnerstag die nächste Chance auf drei Punkte. Dann beginnt auswärts beim FC St. Pauli die Rückrunde. Nach dem Ergebnis in Sandhausen hebt in Bochum zumindest niemand ab, ohne Flügel erst recht nicht…
(Foto: Imago / Eibner)