Schlechter Saisonstart

Fabian hat keine Zweifel an der Qualität des Kaders

Patrick Fabian hätte sich gewiss einen leichteren Start gewünscht. Der neue Geschäftsführer Sport des VfL Bochum ist zunächst als Krisenmanager gefragt. Nach der Trennung von Trainer Thomas Reis muss er einen neuen Übungsleiter finden, der die Mannschaft wieder auf Kurs bringt und im besten Fall zum Klassenerhalt führt. Nur: Wie realistisch ist das? Hat der Kader erneut die Qualität, den Verbleib in der Bundesliga zu schaffen?

Einige Leistungsträger sind weg

Daran gibt es nach sechs Spielen mit null Punkten im Umfeld erste Zweifel, noch nie ist ein Bundesligist schlechter gestartet. Nicht wenige Fans sind deshalb der Meinung, dass der Kader im Sommer geschwächt wurde. Die insgesamt 15 Abgänge, darunter die Leistungsträger Maxim Leitsch, Elvis Rexhbecaj, Armel Bella Kotchap, Milos Pantovic und Sebastian Polter, konnten bislang nicht oder nur teilweise ersetzt werden. Elf neue Spieler hat der VfL zwischen Mai und September verpflichtet, die meisten ablösefrei. Von den mehr als 15 Millionen Euro an Transfereinnahmen hat der VfL bislang nichts in die Mannschaft gesteckt.

Erhöht wurde der Lizenzspieleretat allerdings schon. Bereits vor den Verkäufen wurde das Budget von 24 auf 30 Millionen Euro erhöht. Aber macht sich das auch qualitativ bemerkbar? Oder sind die Spieler nur teurer, aber nicht besser geworden? Von den Neuzugängen ist bislang nur Kevin Stöger unumstrittene Stammkraft. Alle anderen sind zurzeit verletzt oder nur Mitläufer. „Natürlich können wir darüber diskutieren, ob schon alle Spieler ihr gewohntes Leistungsniveau erreicht haben“, sagt Patrick Fabian dazu. „Aber der Kader ist gut genug. Wenn die Struktur passt, dann haben wir die Qualität, in der Bundesliga Punkte zu holen.“

Etablierte Spieler im Formtief

Fabian hat den Kader nur bedingt mitgestalten dürfen. In erster Linie war sein Vorgänger Sebastian Schindzielorz noch für alle Transfergeschäfte zuständig, gemeinsam mit Ex-Trainer Thomas Reis. Fabian wurde die Verantwortung erst Ende August allmählich übertragen. Er präsentierte Marko Johansson als neuen Ersatztorwart, verzichtete aber zum Beispiel auf die Verpflichtung eines zentralen Mittelfeldspielers. Allein auf dieser Position hat der VfL in diesem Sommer vier Spieler verloren, der Aderlass war groß. Mit Kevin Stöger, Philipp Förster und Jacek Goralski gab es zwar Ersatz – Skepsis, ob das ausreichend ist, ist aber durchaus angebracht. Vor allem Förster konnte noch gar nicht überzeugen, Goralski fehlte zumeist verletzt.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch Kapitän Anthony Losilla, der vor der Abwehr seit Jahren gesetzt ist, noch nicht an seine Leistungen der Vorsaison anknüpfen konnte. „Wenn ich sage, dass es noch Luft nach oben gibt, dann betrifft das nicht nur die Neuzugänge, sondern alle Spieler“, sagte Fabian am Montag, ohne auf einzelne Namen oder Position einzugehen. Neben Losilla befinden sich auch etablierte Kräfte wie Cristian Gamboa oder Manuel Riemann in einem Formtief. Auch hier wird der neue Trainer ansetzen müssen.

Mehr Struktur im Spiel des VfL

Helfen soll dabei auch eine klare taktische Marschroute. Die wurde von einigen Spielern zuletzt vermisst, besonders in der Vorwärtsbewegung. Reis ließ der Mannschaft viele Freiheiten; damit kamen aber speziell die Neuzugänge kaum zurecht. Zum Problem entwickelte sich auch die Tatsache, dass Reis nicht nur verletzungsbedingt, sondern auch aus freien Stücken immer wieder personelle Änderungen vornahm; vor allem in der Abwehr, wo mal mit Dreier- und mal mit Viererkette gespielt wurde und sich kein Trio oder Quartett wirklich einspielen konnte. Der neue Trainer, den Fabian möglichst bald vorstellen möchte, soll für eine „klare Linie und Struktur“ stehen – und damit zeigen, dass der Kader wirklich Bundesliga-Qualität hat.

(Foto: picture alliance)