Exakt ein halbes Jahr mussten die Fans des VfL Bochum auf dieses Glücksgefühl warten: Der 3:1-Heimerfolg gegen den 1. FC Nürnberg am Montagabend war der erste Sieg im eigenen Stadion seit Anfang Mai. Wie groß die Sehnsucht nach diesen drei Punkten war, ließ sich vor allem in den Minuten nach dem Abpfiff beobachten: Nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler lagen sich in den Armen.
Die Grundlage für den Heimsieg hatte die Mannschaft bereits in den ersten 45 Minuten gelegt. Danilo Soares, der sich ebenso wie Danny Blum und Chung Yong Lee die Bestnoten verdiente, erzielte schon nach neun Minuten das 1:0. Der VfL trat ähnlich couragiert und engagiert auf wie zuletzt im Pokal, jedoch begünstigst durch überaus passive Nürnberger. Diese Überlegenheit nutzten die Bochumer vor der Pause gnadenlos aus. Simon Lorenz traf zum 2:0, Manuel Wintzheimer legte mit dem Halbzeitpfiff das dritte Tor nach.
Einen wirklich beruhigenden Vorsprung gibt es für den VfL Bochum jedoch offensichtlich nicht. Nach etwas mehr als einer Stunde verkürzten die Gäste durch Asgar Sörensen den Rückstand. Dank der Unterstützung des Videoassistenten blieb den Hausherren ein weiterer Gegentreffer aber erspart. Hätte Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck dem erfolgreichen Abschluss von Felix Lohkemper nicht die Anerkennung verweigert, so wäre es knapp 20 Minuten vor Schluss noch einmal spannend geworden.
Riemann bittet um Respekt
Nicht souverän, aber trotzdem verdient brachte der VfL den Sieg schließlich über die Zeit. „Jeder hat nach dem Spiel gemerkt, wie viel Druck bei uns abgefallen ist. Es war unheimlich wichtig, dass wir die nächste gute Reaktion gezeigt haben“, sagte Trainer Thomas Reis, der natürlich weiß, dass „wir noch nicht hundert Prozent sattelfest waren.“ Mit Cristian Gamboa, Saulo Decarli und Silvere Ganvoula hatte der Fußballlehrer aber auch drei Stammspieler ersetzen müssen.
Noch schlimmer erwischte es Damir Canadi, Trainer des 1. FC Nürnberg. Bei den Franken fehlten alle vier etatmäßigen Torhüter. Also feierte U19-Schlussmann Benedikt Willert sein Profidebüt. Der 18-Jährige patzte jedoch beim zweiten Gegentreffer und sah auch beim 3:0 nicht gut aus. Teile der VfL-Anhängerschaft verhöhnten den Youngster daraufhin – was Manuel Riemann, Bochums Keeper, überhaupt nicht gefiel. Also lief er in der Halbzeit zu den eigenen Fans und bat um mehr Respekt.
„Ich finde, man kann seine eigene Mannschaft anfeuern oder auch ein bisschen gegen das andere Team sticheln. Aber man muss keinen 18-Jährigen heruntermachen“, erklärte Riemann später auf Nachfrage und ergänzte: „Ich glaube, dass ich mir in unserer Kurve ein gutes Standing erarbeitet habe, weil ich mit vielen im Austausch stehe. Deswegen war mir das ein Anliegen – und die Rufe haben dann auch aufgehört.“
Mit der Bitte um Nachsicht: Der Autor dieser Zeilen ist mit einem Kahnbeinbruch in der Hand zurzeit ein wenig angeschlagen. Daher kann es voraussichtlich bis zum Jahresende zu Einschränkungen in der Berichterstattung kommen.
(Foto: Imago / Nordphoto)