Die Klubverantwortlichen haben sich diese Entscheidung sicher nicht leicht gemacht. Doch seit Montagnachmittag ist klar: Der VfL Bochum und Robin Dutt gehen ab sofort getrennte Wege. Ein nicht unwichtiger Punkt dabei: Der Verein hat seinen Übungsleiter beurlaubt – von einem Rücktritt, den Dutt am Samstag in einer Pressekonferenz angedeutet, aber wohl nie so beabsichtigt hatte, ist nicht mehr die Rede.
Dutt reagiert erstaunt
Dass der Trainer einen finalen Gesprächstermin am Montag sausen ließ, wie es der Verein in einer offiziellen Erklärung darstellt, verwundert in diesem Zusammenhang. Denn: Gespräche am Sonntag fanden noch gemeinsam statt. Doch zu Wochenbeginn war Dutt gar nicht mehr in Bochum, hielt sich im Wissen der Vereinsführung in seiner Heimat bei Stuttgart auf – angesichts der Gemengelage wohl eine falsche Entscheidung. Nach Ansicht von Dutt, der sich am Montag beim TV-Sender Sky äußerte, war jedoch schon alles besprochen.
Dazu passt auch seine Erklärung, die Dutt kurz nach der offiziellen Vereinsmitteilung auf Instagram veröffentlichte. Darin zeigt er sich erstaunt über die Darstellung der Verantwortlichen. Er sei bereit dazu gewesen, die Tätigkeit als Cheftrainer fortführen. Dazu habe er „konstruktive Vorschläge“ gemacht, eine Antwort darauf soll es nicht mehr gegeben haben – es folgte die „unbegründete Freistellung“, so die Version des 54-Jährigen.
Trainer schwächte sich selbst
Wie auch immer: Dass eine gemeinsame Basis kaum noch zu finden war, zeichnete sich schon am Samstag ab. Dutt hatte sich nach dem 3:3 gegen Wehen Wiesbaden und dem enttäuschenden Saisonstart selbst hinterfragt und in einer Pressekonferenz laut über einen möglichen Rücktritt nachgedacht. Er sprach von eigenen Fehlern, ohne ins Detail zu gehen. Ob er die Wirkung seiner Aussagen richtig abgeschätzt hatte, bleibt fraglich. Geplant hatte Dutt nur einen Weckruf an alle, wollte dabei aber niemanden persönlich angreifen, sagte er am Montag. Also nahm er sich allein in die Verantwortung und wollte eine Grundsatzdebatte förmlich erzwingen.
Doch mit der selbst ausgerufenen Trainerdiskussion schwächte er sich so sehr, dass sich die Vereinsführung am Montag zum Handeln verpflichtet sah. Dutt wirkte in den letzten Wochen ohnehin angeschlagen und nachdenklich, das ganz große Feuer war nicht mehr zu spüren. Nach einigen Fehlentscheidungen, personell wie taktisch, hatte er auch Teile der Mannschaft nicht mehr auf seiner Seite. Die Probleme noch selbst zu korrigieren war offensichtlich nicht mehr möglich. Dutt kämpfte vergeblich gegen Nachlässigkeiten auf dem Trainingsplatz und sogar am Spieltag an.
„Wenn meine Mannschaft so auftritt und wir nach vier Spielen nur zwei Punkte geholt haben, dann haben wir Fehler gemacht. Dafür bin ich verantwortlich“, hatte Dutt nach dem teils desolaten Auftritt im Heimspiel gegen Aufsteiger Wiesbaden gesagt. Schon am Samstag bedankte er sich für die „große Wertschätzung“, die er seit seinem Amtsantritt im Februar 2018 „von allen Seiten“ erfahren hat. Er schaffte mit dem VfL in einer schwierigen Situation souverän den Klassenerhalt. Die darauffolgende Saison war von Höhen und Tiefen geprägt, ehe der Start in diese Spielzeit misslang.
Nachfolger gesucht
Vor allem der angekündigte, aber nur halbherzig vollgezogene Umbruch der Mannschaft wurde ihm zum Verhängnis, die gemeinsame Transferpolitik mit Manager Sebastian Schindzielorz war mangelhaft. Teils aus der Not, teils aus freien Stücken experimentierte Dutt schon in der Vorbereitung und setzte dies auch im laufenden Spielbetrieb fort. Es fehlte eine klare Hierarchie und vor allem Struktur. Der Fehlstart in die Saison kam mit Ansage. Dutt erkannte dies, suchte auf ungewöhnliche Art das Gespräch – und beförderte sich selbst ins Abseits.
Von vielen Fans gab und gibt es trotzdem Rückendeckung. Sie merkten, dass sich Dutt mit dem Verein und der Stadt identifizierte und eigene Fehler genau reflektierte. Er blieb immer fair, respektvoll und geerdet, menschlich war er ein Gewinn für den Klub. Auch deshalb hatten sich viele Anhänger für einen Verbleib von Dutt ausgesprochen und die Kritik auf die Mannschaft und Manager Sebastian Schindzielorz gelenkt. Robin Dutt verfolgte dies genau und bedankte sich am Montag für die Unterstützung.
Wie es nun ohne ihn weitergehen soll, ist noch offen. Die Co-Trainer Heiko Butscher und Oliver Barth, zwei enge Vertraute von Dutt, führen die Mannschaft in das Punktspiel am nächsten Montag gegen den VfB Stuttgart. In der anschließenden Länderspielpause soll Dutts Nachfolger dann präsentiert werden.
(Foto: Imago / Revierfoto)