Fußballprofis posen heutzutage besonders gerne beim Friseur oder im Tattoo-Studio und zeigen die Fotos anschließend in den sozialen Netzwerken. Bilder von einem Bauernhof und einer Mistgabel in der Hand sind dagegen höchst selten. Soma Novothny tickt da anders. Eine solche Aufnahme ist nämlich auf seinem Instagram-Profil zu sehen. Für harte, unliebsame Aufgaben ist er sich offensichtlich nicht zu schade.
Laufstark und ein gutes Gespür
Das können die Verantwortlichen des VfL Bochum so bestätigen. Vor knapp zwei Monaten präsentierten sie den 26-Jährigen als Neuzugang für den Sturm. Novothny sollte den Druck auf Top-Torjäger Silvere Ganvoula erhöhen. Dieser Plan geht momentan voll auf. Der Mittelstürmer aus Ungarn überzeugt vor allem mit Fleiß und einer gesunden Portion Aggressivität. „Ich bin ein Kämpfer, laufe sehr viel und helfe dem Team auch in der Defensive“, beschreibt der Ungar seinen Spielstil. Weil Torgefahr immer noch das Wichtigste für einen Stürmer ist, will Novothny auch dort überzeugen: „Ich denke, dass ich ein gutes Timing und Gespür für freie Räume habe, außerdem einen guten Abschluss mit dem ersten Kontakt“, ließ er sich jüngst im Stadionmagazin zitieren. Nur an das höhere Tempo in Deutschland müsse er sich noch gewöhnen.
VfL-Trainer Thomas Reis ist mit seinem neuen Mittelstürmer trotzdem zufrieden und traut ihm den Konkurrenzkampf mit Silvere Ganvoula absolut zu: „Soma bringt eine gute Mentalität mit, eine hohe Laufbereitschaft, wirft sich in viele Zweikämpfe und erarbeitet sich Torchancen. Ich bin froh, zwei Spieler von diesem Kaliber in der Mannschaft zu haben.“ Aktuell hat Novothny sogar die Nase vorn und Ganvoula auf die Ersatzbank verdrängt. Der Ungar gehörte zweimal in Folge zur Startelf – und wusste prompt zu gefallen. Gegen Aue wurde ihm sein Tor wegen einer knappen Abseitsposition noch aberkannt. Doch in Würzburg gelang ihm schließlich der Premierentreffer. Nach konsequentem Pressing und einer eigenen Balleroberung erzielte Novothny das 1:1. Kurze Zeit später war er mit einer scharfen Hereingabe entscheidend am 2:1 beteiligt.
Für Novothny ist Deutschland schon die dritte Auslandsstation. Im Alter von 17 Jahren wurde er vom SSC Neapel entdeckt und anschließend – wie in Italien üblich – regelmäßig in untere Ligen verliehen. Der ganz große Sprung ist ihm aber verwehrt geblieben, es folgte die Rückkehr nach Ungarn mit einer Zwischenstation in Südkorea. Doch für den VfL bot sich damit auch eine Chance, denn nur so war der Transfer wirtschaftlich zu realisieren. Zum einen, weil Novothny im Sommer ablösefrei war, zum anderen, weil die Gehälter in Ungarn noch vergleichsweise moderat sind. Entscheidende Informationen lieferte dabei auch VfL-Legende Ralf Zumdick. Der Ex-Torhüter kennt sich in Ungarn bestens aus, hat dort fast fünf Jahre für den heutigen Champions-League-Teilnehmer Ferencvaros Budapest gearbeitet. So hat der VfL sein Netzwerk genutzt und Novothny schließlich verpflichtet.
Vokabeln lernen in Wattenscheid
Übrigens: Auch außerhalb des Platzes ist der Angreifer ziemlich ehrgeizig. Drei- bis viermal in der Woche nimmt er Deutschunterricht und paukt täglich neue Vokabeln. „Ich möchte die Sprache schnell lernen, weil es das Leben sportlich und privat wesentlich einfacher macht“, sagt Novothny, den es ins beschauliche Wattenscheid zog. Den heutigen Stadtteil und die Bochumer City mochte er „vom ersten Tag an.“
(Foto: Imago / Revierfoto)