Saisonvorbereitung

Verbessern und verstärken: Zeidler sieht Gefälle im Team

Peter Zeidler lernt nicht nur seine neue Mannschaft, sondern auch eine neue Gegend kennen. Bislang war der 61-Jährige beruflich vor allem in Baden-Württemberg, Frankreich und der Schweiz unterwegs. Mit dem VfL gastierte er zu Beginn der Saisonvorbereitung in ganz unterschiedlichen Teilen von Nordrhein-Westfalen. Die Bochumer traten am Rande des Münsterlands, im Bergischen Land und in der Grenzregion zu Belgien und den Niederlanden an. In allen drei Fällen, bei den Oberligisten in Ahlen (3:1) und Velbert (5:1) sowie beim Drittligisten in Aachen (1:0) gingen die Bochumer als Sieger vom Platz.

Wunsch nach Neuzugängen

So richtig zufrieden ist Bochums neuer Trainer trotz des Dreifach-Erfolgs aber nicht. Nach dem Test in Aachen zieht er ein erstes kleines Zwischenfazit – mit gemischten Gefühlen. „Mein Eindruck ist, dass alle zuhören und dass wir dabei sind, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen“, findet Zeidler zunächst lobende Worte für sein Team, lässt sich von den Ergebnissen gegen unterklassige Mannschaften aber nicht blenden. Die ersten drei Spiele hätten die Annahme bestätigt, dass die Mannschaft noch verstärkt werden müsse: „Es ist klar, dass wir noch ein paar Spieler brauchen. Wobei ich nichts fordern möchte. Die Tatsache, dass noch Spieler dazukommen sollen, ist ja nichts Neues.“ Zeidler verweist in diesem Zusammenhang auf die lange Liste an Abgängen: „Wenn ein Kevin Stöger weggeht, ein Takuma Asano, ein Christopher Antwi-Adjei, ein Keven Schlotterbeck und ein Patrick Osterhage, dann ist klar, dass etwas passieren muss. Mit Dani de Wit und Ibrahima Sissoko haben wir jetzt erst zwei neue Spieler für die Startelf. Aber wenn wir konkurrenzfähig sein wollen, müssen wir noch etwas machen.“

Die Frage ist nur: Auf welchen Positionen? Klar ist: Der VfL sucht noch einen potenziellen Stammtorwart und einen agilen Angreifer, der im Idealfall zentral und auch außen stürmen kann. Wunschkandidat Georgios Masouras wird nicht an die Castroper Straße wechseln, er hat seinen Vertrag bei Olympiakos Piräus verlängert. Auch Daniel Peretz, Ersatztorwart beim FC Bayern, ist derzeit nicht zu bekommen. Ihn würden die Bochumer gerne ausleihen. Neuzugänge für andere Positionen wird es zudem erst geben, wenn Spieler von der Gehaltsliste gestrichen werden können. Die Abwehr wurde in diesem Sommer noch gar nicht verstärkt, ein echter Spielgestalter fehlt ebenfalls noch; es sei denn, Lukas Daschner soll die Rolle von Kevin Stöger künftig einnehmen – oder Dani de Wit mit einer anderen Spielweise. Auch offensive Flügelspieler sind Mangelware, sofern Zeidler das in Aachen bevorzugte 4-3-3-System beibehält. Womöglich setzt der Fußballlehrer aber auch auf ein 4-4-2 samt Mittelfeldraute, das er schon in Sochaux und St. Gallen präferiert und in den ersten beiden Testspielen ausprobiert hat.

Längere Saisonvorbereitung

Fest steht jedenfalls: Unter Zeidler wird der VfL in der Abwehr mit einer Viererkette spielen. Das hat der neue Übungsleiter bereits mehrfach bekräftigt. Entscheidender als das System seien aber feststehende Prinzipien. „Wenn man gut und erfolgreich spielen möchte, braucht man eine gemeinschaftliche Idee“, sagte Zeidler bereits nach dem Testspiel in Velbert. In Aachen sah er schon „erste Ansätze“, aber zugleich die Notwendigkeit, noch „klarer und stabiler“ werden zu müssen, und zwar „in allen Spielphasen mit und gegen den Ball.“ Noch sind es fünf Wochen bis zum ersten Pflichtspiel, die Saisonvorbereitung ist länger als in den vergangenen Jahren. „Diese Zeit brauchen wir auch, damit die Mannschaft eine Identität entwickelt“, betont Zeidler.

So sieht es auch Anthony Losilla. Bochums Routinier sieht „immer noch viel Arbeit, um an den Abläufen zu arbeiten.“ Das sei nach anderthalb Trainingswochen mit einer „ziemlich neuen Mannschaft“ aber nicht verwunderlich. „Da ist Zeit Gold wert“, weiß der Mittelfeldspieler, der bereits seine zehnte Saisonvorbereitung im Trikot des VfL absolviert. Trainer Peter Zeidler fordere „viel Intensität, ein hohes Pressing und ein schnelles, vertikales Spiel nach vorne. Dafür müssen wir aber noch genauer und enger zusammenspielen“, betont Losilla, der in allen Testspielen gute und weniger gute Halbzeiten sah. Vor allem in Velbert und Aachen war das der Fall.

Gefälle innerhalb des Kaders

Zeidler schickte in allen drei Partien jeweils zwei komplett verschiedene Mannschaften für je eine Halbzeit ins Rennen. Speziell in Aachen war für die zahlreich mitgereisten VfL-Fans und auch für den Chefcoach ein „klares Gefälle“ zu erkennen. Die deutlich erfahrenere Startelf zeigte eine „ansprechende Leistung mit höherem Tempo und positiver Aggressivität“ und ließ gegen den Drittligisten aus dem Spiel heraus keine einzige Torchance zu. Neuzugang Dani de Wit nutzte eine Flanke von Felix Passlack zum 1:0. Nach dem Seitenwechsel schickte der Bochumer Chefcoach zumindest in der Offensive ein sehr junges Team ins Rennen, bei dem er „wenig Zusammenhängendes“ erkannt habe. „Wir haben viele Bälle verloren und sind oft hinterhergerannt. Positiv ist, dass wir uns gewehrt und trotzdem gewonnen haben.“

Das Niveau der Gegner steigt nun von Woche zu Woche. Das nächste Spiel am kommenden Samstag beim 1. FC Magdeburg wird ein echter Härtetest, denn der Zweitligist wird zwei Wochen später schon sein erstes Ligaspiel bestreiten. Bis dahin absolviert der VfL eine reine Trainingswoche inklusive der vom Ligaverband vorgeschriebenen Untersuchungen an der Ruhr Uni. Am Donnerstag wird auch EM-Teilnehmer Matus Bero in Bochum zurückerwartet. Er wird gegen Magdeburg aber wahrscheinlich noch pausieren. Für ihn verbleiben noch die Testspiele im Trainingslager sowie die Generalprobe am 10. August. Letzte Details sind noch zu klären, aber vieles deutet auf eine Fernreise hin. Der VfL wird voraussichtlich beim französischen Erstligisten Le Havre AC antreten. Im Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen ist das für Peter Zeidler ein bekanntes Terrain.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)