1:3 in Dortmund

Schießen? Querlegen? Zu spät! Bochums Defizite vor dem Tor

Szenen, die ein Fußballspiel maßgeblich prägen, gibt es in 90 Minuten meist einige. Über eine wurde nach dem Derby zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Bochum aber besonders oft diskutiert. Die Großchance von Matus Bero nach gut einer Stunde hatte spielentscheidenden Charakter. Nach einer Balleroberung am gegnerischen Strafraum lief Bero auf das Dortmunder Tor zu, dachte aber zu lange nach: Soll ich schießen? Oder querlegen? Zu spät! Dortmunds Ian Maatsen grätschte fair dazwischen. Hätte Bero nicht so lange gezögert, wäre der VfL womöglich in Führung gegangen. „Dann kann das Spiel eine andere Wendung nehmen“, dachte sich Bochums Maximilian Wittek, womit er sicher nicht allein war. Denn in diesem Derby war aus Bochumer Sicht mehr möglich. „Da hätten wir das Momentum auf unsere Seite ziehen können. Wenn du diese Phase aber nicht nutzt, fährst du mit einer guten Leistung, aber ohne Punkte nach Hause“, ergänzte Trainer Thomas Letsch.

Riemann zu ungestüm

Der VfL versteckte sich beim BVB keineswegs, lieferte eine mutige, couragierte Leistung ab und ließ die Gastgeber kaum zur Entfaltung kommen. Das Mittel der Wahl: Ein hohes Anlaufen mit starker Mannorientierung – ein kräftezehrender, aber erfolgsversprechender Ansatz, wenn alle mitziehen. Was beim VfL an diesem Sonntagabend der Fall war. Thomas Letsch hatte sich unter anderem für die beiden Jung-Profis Tim Oermann und Moritz Broschinski entschieden, zudem feierte Ivan Ordets nach einer längeren Pause sein Startelf-Comeback. Unglücklich und unabsichtlich leitete Ordets allerdings die frühe Dortmunder Führung ein, als es nur noch Manuel Riemann gelang, regelwidrig dazwischenzugehen und den ersten von zwei Elfmetern an diesem Abend zu verursachen. Zwar beschwerte sich Riemann in gewohnter Manier, doch sein ungestümes Einsteigen musste geahndet werden. Grenzwertig war lediglich das Hand- und Foulspiel von Niclas Füllkrug kurz vor dem Strafstoß zum 3:1-Endstand.

Zu wenig Torgefahr

Für große Unzufriedenheit hat das Ergebnis beim VfL aber keineswegs gesorgt. Ja, die Bochumer haderten mit dem Spielausgang und der sechsten Auswärtsniederlage, nicht aber mit ihrer Leistung, allerhöchstens mit den schon bekannten Defiziten im letzten Drittel. „Wir hatten nach dem 1:1 Chancen in Führung zu gehen“, stellte Kevin Stöger im Nachgang fest und analysierte, warum der VfL – abgesehen vom Eigentor durch Nico Schlotterbeck – nicht zum Torerfolg kam. „Wir müssen mit dem Ball ruhiger sein. Beim letzten Pass, bei der letzten Entscheidung, da fehlt uns noch ein bisschen“, bemängelte Stöger als Spielgestalter die Mischung aus Zögerlichkeit und überhasteten Ballaktionen. Was nicht unbedingt überraschte, weil beim VfL lange Zeit niemand mit nachgewiesenen Torjäger-Qualitäten auf dem Platz stand. Aus der vorderen Reihe haben Christopher Antwi-Adjei und Matus Bero in dieser Saison erst einmal getroffen, Moritz Broschinski noch gar nicht. Ob sich das so schnell ändern wird?

Transfers bis Donnerstag

Bis einschließlich Donnerstag sind Wintertransfers möglich. Nach wie vor ist offen, ob der VfL seinen Kader noch verstärken wird. Verschiedene Ideen ließen sich, wie bereits berichtet, bislang nicht realisieren. Entweder weil die Kandidaten zu teuer waren oder keine Freigabe vom abgebenden Verein erhielten, wie etwa Giorgios Masouras von Olympiakos Piräus. Offensichtlich hoffen die Verantwortlichen nun auf die Dynamik der letzten Transfertage, die dafür sorgen kann, dass sich plötzlich neue Möglichkeiten ergeben. Die Bochumer werden aber nur noch eine zusätzliche Offensivkraft verpflichten, „wenn sich eine Option ergibt, mit der wir uns qualitativ oder perspektivisch verstärken“, sagte Sportdirektor Marc Lettau nach dem Spiel in Dortmund. In Aktionismus wolle er nicht verfallen, eine kurzfristige Leihe bis zum Saisonende schloss Lettau praktisch aus. Womöglich wird Torhüter Andreas Luthe also der einzige Neuzugang in diesem Winter sein.


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