Vor dem Spiel hatten sich die Verantwortlichen noch geziert. Eine vorläufige Jahresbilanz wollte niemand ziehen. Zähneknirschend musste Manager Sebastian Schindzielorz nach der 2:3-Heimpleite gegen Regensburg eingestehen, dass der Abschluss gründlich misslungen ist. Und dennoch ist er irgendwie passend: Denn auch im letzten Anlauf ist es nicht gelungen, in diesem Jahr zwei Spiele in Folge zu gewinnen. Allein diese Statistik beschreibt das Auf und Ab beim VfL ganz gut. Zugleich ist sie ein Beleg dafür, dass von einem echten Aufwärtstrend keine Rede sein kann.
Defensiv desaströs
Vor allem das Defensivverhalten war an diesem Sonntag nicht ansatzweise zweitligatauglich. Die Bochumer Abwehr öffnete den Gästen Tür und Tor – im wahrsten Sinne des Wortes. Beim 0:1 gab es allenfalls Begleitschutz, vor dem 0:2 funktionierte die Abseitsfalle nicht. Und das 1:3, das die Regensburger sogar in Unterzahl erzielten, war schließlich die Krönung. Ein langer Abschlag, ein gewonnenes Kopfballduell und ein einfacher Pass in den Laufweg von Doppeltorschütze Sebastian Stolze genügten, um die Bochumer Hintermannschaft zu düpieren.
„Es ist schwierig, dazu noch Worte zu finden“, kommentierte Kapitän Anthony Losilla die eigene Leistung. „Defensiv ist das einfach schlecht, schon die ganze Saison. Wir kassieren die Gegentore viel zu einfach.“ Was der Routinier speziell zum Auftritt gegen clevere und effektive Regensburger sagte, lässt tief blicken: „Wir sind gar nicht erst in die Zweikämpfe gegangen, ohne echten Körperkontakt. Wie sie die Tore machen können, das ist der Wahnsinn.“ Teils katastrophale Stellungsfehler erwähnte Losilla nicht, gehören zur vollständigen Analyse aber dazu.
Auch offensiv gab sein Team zwei Tage vor Heiligabend keine gute Figur ab. Das 1:2 durch Silvere Ganvoula resultierte aus einer verunglückten Abwehrreaktion der Regensburger, das 2:3 durch Losilla kam nach einer Ecke zustande. Den Ausgleich hatte Jordi Osei-Tutu sogar noch auf dem Fuß, doch der Youngster drosch den Ball in der Nachspielzeit aus kurzer Distanz auf die Tribüne. Wirklich Druck entfachte der VfL nur in der ersten und letzten Viertelstunde. Echtes Aufbäumen war nach dem dritten Gegentreffer lange Zeit nicht zu spüren.
Echter Abstiegskampf
Trainer Thomas Reis wollte die Niederlage deshalb auch nicht schönreden: „Auch wenn der Punkt möglich gewesen wäre, bei drei Gegentoren ist die Niederlage verdient.“ Und sie bedeutet, dass der VfL mit nur 20 Punkten tief im Tabellenkeller überwintert. Der untere Relegationsplatz ist nur einen Zähler entfernt, was die Abstiegsangst nicht mindert und allen Beteiligten kein frohes, sondern ein frostiges Weihnachtsfest beschert. „Es wird eine schwere Saison“, vermutet Reis, während Losilla hofft, dass „2020 vieles besser wird.“ Doch mit Hoffnung allein ist es wohl nicht getan.
(Foto: Imago / Weihrauch)