Corona-Krise

Mit diesem TV-Geld kann der VfL Bochum planen

Aufatmen können die Verantwortlichen des VfL Bochum nach der DFL-Versammlung am Donnerstag noch nicht. Doch die Richtung stimmt. Denn Christian Seifert, der Geschäftsführer des Ligaverbandes, hatte eine gute Nachricht zu verkünden. Die DFL hat sich mit den allermeisten TV-Partnern auf einen Kompromiss geeinigt. Keiner der Klubs soll in der Corona-Pause in eine existenzbedrohende Situation kommen, weil Fernsehgelder nicht fließen. Bislang wurde die Rate für das letzte Saisonviertel noch nicht überwiesen, weil der Spielbetrieb seit Mitte März ruht. Doch die Signale der Politik, dass der Ball schon bald wieder rollen darf, sind so positiv, dass VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig von „immer mehr Planungssicherheit“ spricht.

Auf Nachfrage erklärt er, wie die Lösung der DFL ausschauen könnte. So erwartet der 46-Jährige schon in Kürze die erste Zahlung der TV-Partner, eine Art Sockelbetrag. Diese Summe, etwa eine Million Euro, könnte genutzt werden, um die Liquidität sicherzustellen. Alle weiteren Zahlungen würden auf Basis von erbrachten Leistungen erfolgen, also dann, wenn tatsächlich gespielt wird. Dabei soll jede Partie einzeln abgerechnet werden. Insgesamt erhofft sich der VfL Bochum noch 3,5 Millionen Euro. Geht alles gut und wird die Saison doch noch zu Ende gespielt, wären die Folgen der Corona-Krise sogar überschaubar. Dann wären es vor allem die Zuschauereinnahmen aus vier Heimspielen, die in der Saisonbilanz fehlen würden.

Sondereinnahmen durch Sondertrikots

Offen ist noch, wie sich die Sponsoren verhalten, die nicht im TV-relevanten Bereich werben. Sie könnten Regressansprüche stellen. „Wir befinden uns mit allen Partnern im Austausch“, sagt Kaenzig und klingt dabei optimistisch – obwohl viele Firmen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie selbst zu spüren bekommen. Auch die Fans investieren in der fußballfreien Zeit fleißig in ihren Klub. So wurden knapp 8.500 Exemplare eines Sondertrikots verkauft, das der VfL im ersten Geisterspiel tragen möchte. Auch daraus schöpft Ilja Kaenzig seine Zuversicht, dass der Fußball nach der Krise regelrecht boomen könnte und die Sehnsucht nach einem Stadionbesuch größer denn je ist.

In Bochum wäre das aber allerhöchstens der Fall, wenn der VfL auch in Zukunft in der 2. Bundesliga spielt. Denn sportlich ist ein Abstieg in die 3. Liga immer noch denkbar. „In Zeiten von Corona wäre der Kraftakt noch größer“, sagt Kaenzig zum Worst-Case-Szenario. Planungen, wie die Zahlen in der neuen Saison aussehen könnten, laufen zwar schon, doch für konkrete Aussagen sei es noch zu früh. In jedem Fall hinterlasse die Corona-Krise eine „Delle“ in der Bilanz. Schließlich sei damit zu rechnen, dass auch in der kommenden Saison noch Spiele ohne Zuschauer stattfinden werden. „Es wird zu Anpassungen kommen“, gibt Kaenzig offen zu – auch beim Klassenerhalt.

Auch künftig vom TV-Geld abhängig

Die Mitarbeiter in der Verwaltung müssten sich diesem Fall aber wohl keine Sorgen machen. „Ich glaube, wir arbeiten im gesamten Verein schon sehr effizient. Einen Wasserkopf haben wir nicht“, betont Kaenzig. Bei den Profis zu sparen, ist allerdings auch nicht leicht. Zwar glaubt Bochums Geschäftsführer, dass die „Preise und Kosten für Spieler erst einmal sinken werden.“ Allerdings gilt das nur für Neuverträge. Außerdem betont Kaenzig, dass der VfL „wettbewerbsfähig bleiben muss.“ Vieles hängt erneut vom TV-Geld ab. Stand jetzt schaut es nicht gut aus: Gleich vier Vereine würden den VfL Bochum im Sommer in der Fünfjahreswertung überholen. Mehr als zwei Millionen Euro könnten wegbrechen.

(Foto: Imago / Revierfoto)